Hinweise für Postboten Meisen brüten in Bonn-Auerberg im Briefkasten

BONN · Tierische Zweckentfremdung in Bonn-Auerberg: Meisen brüten dort seit rund 20 Jahren lieber im Brief- als im Brutkasten. Die Anwohner reagierten zum Schutz der Tiere.

Im Briefkasten von Dolores Zuber brütet eine Meise.

Im Briefkasten von Dolores Zuber brütet eine Meise.

Foto: Dolores Zuber

Am Haus der Familie Zuber in der Brüsseler Straße in Bonn-Auerberg hängt ein Brutkasten, wie man ihn zuhauf in der Stadt sieht. Dass der kleine Holzkasten sich von anderen Modellen dennoch abhebt, verrät ein genauerer Blick: „Post bitte hier einwerfen!“, steht in schwarzen Lettern auf ihm geschrieben. Ein Hinweis an den Briefträger. Wenige Zentimeter neben dem Brutkasten hängt der eigentliche Briefkasten der Zubers, der weiter aufklärt: „Lieber Postbote! Bitte werfen Sie keine Post in den Briefkasten, da dort ein Vogel brütet! Bitte die Post links daneben in den Brutkasten werfen“, steht deutlich sichtbar darauf.

Wie Mutter Dolores Zuber im Gespräch mit dem GA erzählt, nutzen Meisen den Briefkasten liebend gerne als Brutkasten. „Bestimmt schon das 20. Jahr in Folge jetzt.“ Den eigentlichen Brutkasten ließen die Vögel bislang Jahr für Jahr links liegen. In diesem Jahr brütet erstmals auch dort ein Meisenpärchen. "Das kam noch nie vor", so Zuber. Die 42-Jährige lebt bereits seit ihrem 16. Lebensjahr in dem Haus und kann sich noch gut an die Anfänge der tierischen Zweckentfremdung erinnern: „Irgendwann kam uns der Briefkastenschlüssel abhanden. Als wir dann mal so in den Briefkasten gegriffen haben, haben wir gemerkt, dass dort Vögel ein Nest aus Moos und Gras gebaut hatten.“

Zunächst habe man dann mit dem Postboten vereinbart, dass er die Post zum Schutz der Tiere auf eine kleine Bank am Haus legt. Da er aber von Seiten der Post den Auftrag bekam, seine Briefe einzuwerfen, wurde der Brutkasten kurzerhand zum Briefkasten umfunktioniert. „Das klappt wunderbar, unser Briefträger ist sehr tierlieb“, berichtet Zuber. Lediglich Austräger von Imbissheftchen würden die Hinweise hin und wieder überlesen. Da nun aber erstmals auch der Brutkasten besetzt ist, fällt er als Ersatz-Briefkasten weg. "Für unsere Post muss ich mir jetzt einen Plan B überlegen", sagt Zuber.

Der Familie macht die tierische Zweckentfremdung des Briefkastens jedenfalls so gar nicht aus. Im Gegenteil: „Die Tiere wachsen einem ans Herz. Aktuell brütet auch wieder eine Meise.“ Dass es sich im Briefkasten der Familie gut brüten lässt, scheint sich unter den Meisen rumgesprochen zu haben. Zuber: „Allein im vergangenen Jahr sind dort acht kleine Vögel geschlüpft.“

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