Bonner Theater Mehrheit für umstrittenen Helmich-Vertrag

Bonn · Kultur- und Finanzausschuss segnen die Vertragsverlängerung für Theaterchef Bernhard Helmich ab. Die Entscheidung ist 152 Millionen Euro schwer.

Bernhard Helmich kann sehr wahrscheinlich auch über das Jahr 2018 hinaus Generalintendant des städtischen Theaters bleiben. In einer gemeinsamen Sitzung haben Kultur- und Finanzausschuss am Mittwochabend den Eckpunkten für die Vertragsverlängerung zugestimmt und die Weichen für die heutige Ratssitzung gestellt. Im neuen Vertrag werden Helmich jährliche Zuschüsse von 26,5 Millionen Euro für Oper und Schauspiel garantiert. Da die Stadt zusätzlich die Tarifkostensteigerung für das Personal übernimmt, liegt der Gesamtzuschuss aber schon ab 2018 bei 29 Millionen Euro und steigt bis 2023 auf prognostizierte 31,4 Millionen Euro. Die Vertragsentscheidung ist somit 152 Millionen Euro schwer.

Die Koalition aus CDU, Grünen und FDP begründete sie vor allem mit Planungssicherheit für das Beethoven-Jubiläumsjahr 2020. „Das ist die Chance, Bonns Identität als Beethovenstadt nachhaltig zu festigen“, so Roswitha Sachsse-Schadt (Grüne). Dafür sei die Vertragsverlängerung nötig. Elmar Conrads-Hassel (FDP) sprach von einem wichtigen, „seriösen“ Schritt in Richtung Beethovenjahr.

Die SPD enthielt sich. Fraktionschefin Bärbel Richter kritisierte „heftig“, dass der Vertragsbeschluss heute mit der Einbringung des Doppelhaushalts zusammenfällt. „Wir wollen die Strukturen des Theaters erhalten“, so Richter. Wer die anstehenden Haushaltsberatungen ernst nehme, müsse den Vertrag aber zunächst im Rahmen der Diskussionen besprechen. Bis dahin könne man Helmich eine schriftliche Vereinbarung (Letter of Intent) anbieten. Das tat die Linkspartei, die der Vertragsverlängerung zustimmte, als Anbiederei beim protestierenden Stadtsportbund ab: „Wer einen bellenden Hund mit einem Würstchen besänftigen will, macht ihn nur hungriger“, ätzte Jürgen Repschläger.

In der laufenden Spielzeit beträgt der geplante Stadtzuschuss rund 28,7 Millionen Euro. In Helmichs zweiter Amtszeit soll der Zuschuss um rund 400 000 Euro reduziert werden. Schon im nächsten Jahr will die Stadt externe Berater nach weiterem Sparpotenzial beim Theater suchen lassen – umsetzen muss der Intendant deren Vorschläge aber nur, wenn die bisherige „Qualität und Quantität von Musiktheater und Schauspiel“ nicht beeinträchtigt werden.

Unmittelbar nach dieser Untersuchung sollen die Berater ein Szenario für das gesamte Bonner Kulturangebotentwickeln – mit dem Ziel, bis 2023 rund 3,5 Millionen Euro einzusparen (siehe Text unten). Die Stadtverwaltung wollte dieses zweite Projekt erst nach dem Beethovenjahr 2020 starten und für beide Untersuchungen jeweils 250 000 Euro bereitstellen. Die Jamaika-Koalition setzte aber mit einem Änderungsantrag das schnellere Vorgehen durch. CDU-Fraktionsvorsitzender Klaus-Peter Gilles: „Wir halten an unserem Ziel fest, bis 2021 den Haushalt auszugleichen.“

Der Bürger Bund Bonn scheiterte ebenso wie die SPD mit einem Änderungsantrag. Kernforderung: Die Zuschussgarantien für das Theater mit einem Finanzierungsvorbehalt nach städtischer Kassenlage zu versehen. Kulturdezernent Martin Schumacher betonte, zivilrechtliche Verträge seien einzuhalten – unabhängig von späteren Haushaltsberatungen.

Die Debatte um die Theaterkosten spaltet die Stadt. Die Vereine im Kulturkreis und die Opernfreunde appellieren an den Rat, die Vertragsverlängerung zu beschließen. Der Stadtsportbund dagegen verlangt, damit zu warten, bis der neue Haushalt beschlossen ist – und droht mit einem Bürgerbegehren.

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