Vorsicht, Falschgeld Mehr als doppelt so viele „Blüten“

BONN · Die Bonner Polizei registriert starken Anstieg bei gefälschten Zwanzig- und Fünfzig-Euro-Scheine. Die Anonymität des Internet erschwert die Ermittlungen.

 Falschgeld ist sein Metier: Rainer Krist, Leiter des Betrugskommissariats, zeigt falsche Scheine, die in Bonn oder dem Rhein-Sieg-Kreis in Umlauf gewesen sind.

Falschgeld ist sein Metier: Rainer Krist, Leiter des Betrugskommissariats, zeigt falsche Scheine, die in Bonn oder dem Rhein-Sieg-Kreis in Umlauf gewesen sind.

Foto: Ronald Friese

Wer in Bonn Geldscheine erhält, sollte genau hinschauen. Denn die Zahl der Falschgeldfälle ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen – von 243 auf 597. Und es scheinen immer mehr zu werden. „Die Tendenz hält an“, sagt Rainer Krist, Leiter des Betrugskommissariats bei der Bonner Polizei.

152 falsche Zwanziger stellte die Polizei laut Kriminalstatistik 2015 sicher, im Jahr zuvor waren es „nur“ 60. Bei den 50-Euro-Scheinen hat sich die Zahl sogar mehr als verdreifacht – 61 falsche Fünfziger landeten 2014 bei den Beamten, im vergangenen Jahr waren es 198. Warum eher Zwanziger als Fünfhunderter gefälscht werden, liegt für Krist auf der Hand: „Je höher der Wert ist, desto vorsichtiger ist man bei der Annahme.“

Doch wie kommt es zu dem massiven Anstieg? „Eine Erklärung ist schwierig“, sagt Krist. Eine Ursache könnte die Einführung des neuen 20-Euro-Scheins sein. „Wahrscheinlich wird versucht, noch schnell alle alten Fälschungen unters Volk zu bringen“, meint Krist.

Ein weiterer Grund: der Boom des sogenannten Darknets, über das online immer mehr gefälschte Banknoten vertrieben und gekauft werden, sagt Krist. Das „Dunkle Netz“ ist nicht an die regulären Internet-Suchmaschinen angeschlossen, meist handelt es sich um anonyme Netzwerke. Beim Surfen im Darknet werden alle gesendeten Daten verschlüsselt. Die Folge: Der Benutzer kann unerkannt agieren. So gilt das Darknet als Tummelplatz für Kriminelle. Egal ob Drogen, Waffen oder eben Falschgeld: „Man bekommt dort grundsätzlich alles“, sagt Krist.

Die Anonymität ist es auch, die die Ermittlungen erschwert. So wird das Falschgeld zum Beispiel per Post versendet – natürlich unter falschem Namen. Das fällt häufig erst auf, wenn ein Brief aus welchem Grund auch immer an den vermeintlichen Absender zurückgesendet wird. „Dann meldet sich jemand bei uns und sagt, dass er einen Brief mit Falschgeld erhalten hat.“

Insgesamt habe es im Bereich der Bonner Polizei (einschließlich linksrheinischer Rhein-Sieg-Kreis, Königswinter und Bad Honnef) bisher acht solcher Fälle gegeben, sagt Krist. Und betont, dass der erste (bekannte) Darknet-Fall 2015 aufgetreten ist.

Das Problem ist, dass man nicht nachvollziehen kann, woher das Geld tatsächlich stammt. Denn vielfach ist es schon durch zahlreiche Hände gegangen, bevor es bei der Polizei landet. „Die meisten falschen Scheine, die wir bekommen, erhalten wir von der Bundesbank“, sagt Krist. Denn häufig falle erst auf, dass es sich um Blüten handele, wenn die Geschäfte ihren Gewinn dort einzahlen.

„90 Prozent erhalten wir von Banken, zehn Prozent von Bürgern, Tankstellen und anderen Firmen“, sagt der Leiter des Betrugsdezernats. Wer einen falschen Schein erkennt, muss ihn bei der Polizei abgeben und Anzeige erstatten – obwohl er den Wert nicht zurückerstattet bekommt. Krist warnt: „Wer Falschgeld weitergibt, macht sich strafbar.“ So erkennt man Falschgeld

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