„Natürlich nur mit Mundschutz“ Bonner halten sich mehrheitlich an die Maskenpflicht

Bonn/Rhein-Sieg-Kreis · Wie in ganz NRW ist auch in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis am Montag die Maskenpflicht in Kraft getreten, die unter anderem in Bussen und Bahnen sowie in Geschäften gilt. Die erste Zwischenbilanz von Busfahrern und Geschäftsleuten ist positiv.

 Wer mit dem Bus von A nach B kommen möchte, benötigt vorerst eine Maske.

Wer mit dem Bus von A nach B kommen möchte, benötigt vorerst eine Maske.

Foto: Benjamin Westhoff

Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung: Schriftsteller Eric Malpass hätte in diesen Corona-Zeiten wohl niemals so einen Titel für einen Bestseller von 1965 gewählt, doch damals war ja bekanntlich alles anders. Am Montagmorgen war für viele Bonner, ja ihre Zeitgenossen deutschlandweit, die Welt nicht mehr ganz in Ordnung, mussten sie sich doch an ein neues Bild morgens um sieben auf dem Weg zur Arbeit gewöhnen: Beinahe jeder, der in den Bus oder die Bahn stieg, trug eine Schutzmaske. Die meisten waren selbstgenäht. Nur wenige hatten sich lediglich einen Schal übers Gesicht gezogen.

Sabrina Viel (24) trägt bereits seit 14 Tagen im öffentlichen Raum und beim Einkaufen eine Schutzmaske, sagt sie. Dass sie gut gelaunt ist, verraten ihre Augen, das Lächeln bleibt unter ihrer bunten selbst genähten Maske versteckt. Gleich will die Augenoptikerin ihren älteren Bruder am Bus abholen und etwas mit ihm unternehmen. Sie hat ihren freien Tag, ansonsten arbeitet sie wieder regulär in ihrem Optikerbetrieb. „Natürlich nur mit Mundschutz.“ Bruder Sebastian steigt gerade aus dem Bus, auch er trägt Maske – wie seit diesem Montag vorgeschrieben. Die Maske trägt er  mit großem Stolz. „Die habe ich vom meinem ersten Konzertbesuch in Wacken“, sagt er und zeigt auf das Logo des legendären Musikfestivals in der Stadt Wacken in Schleswig-Holstein, das wie so viele Großveranstaltungen auch dieses Jahr ausfallen wird. „Die hatten wir damals als Schutz gegen den Staub bekommen“, erinnert sich Sebastian Viel.

So sehen Menschen aus Bonn und der Region mit ihren Alltagsmasken aus
52 Bilder

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Foto: Benjamin Westhoff

Weniger fröhlich als das Geschwisterpaar wirkt an dem Morgen Marlies Rüth. Die Rentnerin sitzt in der Linie 601 und ist auf dem Weg nach Poppelsdorf. „ich kriege darunter nur schlecht Luft“, räumt die ältere Dame ein, obwohl,  die Tragepflicht sehe sie durchaus ein, ruft sie hinterher, bevor sie aussteigt – sichtlich froh, wieder an der frischen Luft zu sein. Eine junge Frau, die namentlich nicht genannt werden möchte, berichtet dem GA, sie habe soeben zwei Fahrgäste ohne Maske aufgefordert, den Mundschutz überzuziehen. Sie hätten sich sofort entschuldigt und sich Schals übers Gesicht gezogen. „Sie hatten nicht mehr daran gedacht.“

„Viel weniger Autoverkehr auf den Straßen“

Patrick Greis, der an diesem  Morgen den SWB-Bus zu den Unikliniken steuert, hat auch schon den einen oder anderen ohne Maske einsteigen sehen. „Eingreifen musste ich bisher aber nicht, entweder haben sie im Bus die Maske gleich übergezogen oder andere Leute haben sie aufgefordert“, schildert er die Situationen.  „Ich finde es toll, wie solidarisch sich die meisten Fahrgäste zurzeit verhalten und sehr freundlich auch zu uns sind“, sagt er. Normalerweise müsse er oft Kritik einstecken, wenn er sich mit dem Bus verspäte. Doch das kommt in diesen Corona-Tagen kaum vor. „Es ist ja viel weniger Autoverkehr auf den Straßen“, sagt er und schmunzelt. Hin und wieder drückt er den Knopf für die neue automatische Ansage in seinem Bus, wo eine freundliche Frauenstimme auf die Maskenpflicht hinweist.

Die besteht seit Montag auch in allen Geschäften. Selbst auf dem Markt in der Bonner Innenstadt gilt sie – und alle halten sich offensichtlich an diesem Vormittag daran. Marktleiterin Inge Hankammer hat viel mehr damit zu tun, dass die Passanten ihren Imbiss, den sie an den Ständen am Markt kaufen, erst – wie ebenfalls vorgeschrieben – in ausreichender Entfernung zu sich nehmen. „Da hatten wir am Samstag so einige Probleme“, weiß sie von ihrem Kollegen, der Dienst hatte.

Ruhig geht es in den Modeboutiquen zu, die seit einigen Tagen wieder geöffnet haben. „Das liegt sicher nicht an der Maskenpflicht“, meint eine Verkäuferin. „Im Homeoffice braucht man halt nicht mehr so viel Neues zum Anziehen.“

So erlebten Menschen im Rhein-Sieg-Kreis den Start der Maskenpflicht

In Alfter haben Marktleiter Omar Akajjoua und seine Kollegin Christina Schuldt Position bezogen und beobachteten am Morgen die eintretenden Kunden. Wer keine Maske dabei hat, kann sich eine der bereitgestellten Einwegbedeckungen nehmen. Dazu gehörte auch Klaus Sistig, der die ihm gereichte Papiermaske widerstrebend entgegennimmt. Der Senior aus Alfter bezeichnet die neue Regel als „Blödsinn. Es wirkt wie ein Krampf. Wenn man Corona bekommt, dann ist es so.“ Für die meisten anderen Kunden ist das verordnete Tragen von Masken eine Selbstverständlichkeit. „Wir schützen dadurch nicht nur uns vor Ansteckung, sondern auch die Anderen“, sagt Gabriele Springer. Schuldt sieht in dem stundenlangen Tragen auch eine Belastung. „Das Atmen unter der Maske ist einfach schwierig. Und bei Brillenträgern kommt noch das dauernde Beschlagen der Gläser dazu.“

 Als anstrengend, aber sinnvoll wertet Yvonne Tam, Inhaberin des Blumenhauses La Fleur am Herrenwingert, die neue Verpflichtung. „Man hätte es von Anfang an einführen sollen. Ob das Tragen von Masken jetzt etwas nützt, ist die Frage.“ Als generell positiv – besonders für ältere Menschen – sieht Jörg Gütelhöfer, Chef der Orthopädie-Schutechnik an der Königstraße in Bornheim, das tragen von Gesichtsmasken. Um die 20 Stoffmasken hat er für seine 30 Mitarbeiter – die meisten hatten bereits privat vorgesorgt – seiner vier Filialen besorgt, Einwegmasken für seine Kunden habe er am Samstag nicht mehr besorgen können. „Schon morgens um 7 Uhr war alles weg. Das lag auch an der kurzfristigen Einführung. Das hätte anders organisiert werden müssen – mit mehr Vorlauf.“

In Meckenheim zollt Willi Wittges-Stoelben den Kunden auf der Hauptstraße Lob für ihr vorbildliches Verhalten. Der Vorsitzender des Meckenheimer Verbundes und Chef von Yonelli Moden hat sich und seine Mitarbeiter mit zahlreichen Masken ausgerüstet, die heiß gewaschen werden können. Für seine Kunden hat er mit rund 100 weiß-grünen Masken vorgesorgt. Zudem gibt es Desinfektionsmittel, Einmal-Handschuhe und -Handtücher. „Wenn wir weiterhin die Geschäfte offen halten wollen, können wir uns keinen Rückfall bei den Infektionszahlen leisten. Daher finde ich diese Neuregelung gut.“ Sein Geschäft hat er Anfang vergangener Woche wieder geöffnet. Und Wittges-Stoelben ist mehr als zufrieden. „Wir haben einen besseren Umsatz als zur selben Zeit im vergangenen Jahr. Man merkt, dass die Leute Nachholbedarf haben.“ Den Ausfall wegen der mehrwöchigen Schließung werde er „sehr wahrscheinlich nicht mehr aufholen können“.

Dorothee Ressel von der Second-Hand-Boutique an der Münstereifeler Straße in Rheinbach stellt seit der Wiedereröffnung ein ausgesprochen zurückhaltendes Kaufverhalten fest. Bunte und witzige Masken hat sie bei ihren Kundinnen schon gesehen. „Die könnten sogar zu einem Modehype werden“, sagt die Geschäftsfrau. Ihre Maske aus blauem Stoff passt perfekt zu ihren Jeans und ihrem beigefarbigen Pullover. „Man sollte die Masken immer passend zur entsprechenden Kleidung tragen.“

Weniger Kundschaft in ihrem Modegeschäft hat auch Ruth Gelbe am Montag beobachtet. „Die meisten wollen mit Maske keine Kleidung anprobieren. Das finden sie zu schwierig.“ Gelbe hofft auf bessere Zeiten, wenn sich die Menschen an ihre Masken gewöhnt haben.

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