Konzept "Wohnpark New City Bonn" Marode Wohnungen in Tannenbusch werden saniert

TANNENBUSCH · Der Familienbetrieb Diwo investiert fünf Millionen Euro in Wohnungen in Bonn-Tannenbusch. Trotzdem übt der Mieterbund Kritik.

 Bald werden die Fassaden erneuert und damit bunt.

Bald werden die Fassaden erneuert und damit bunt.

Foto: DDD-VISUALISIERUNG

Vielen Wohnungen in Neu-Tannenbusch sieht man ihr Alter deutlich an. In den vergangenen 40 Jahren wurde so gut wie nichts daran getan. Manche sind im besten Fall verwohnt, im schlechtesten verrottet und schwarz vor Schimmel. Doch selbst dort, wo es noch wohnlich ist, zahlen Mieter horrende Heizkosten, weil es nach außen nur eine Einfachverglasung und Holzwände gibt. Über das Projekt "Soziale Stadt" erhalten viele Blöcke ab Sommer nun eine ansprechende Fassade. 259 Wohnungen will der neue Eigentümer Diwo Home sanieren und das Viertel mit dem Konzept "Wohnpark New City Bonn" aufwerten.

Doch daran stört sich der Mieterbund Bonn/Rhein-Sieg/Ahr. Der vermutet, dass die Mieter die Verlierer sind: Der Geschäftsführer der Diwo geht laut Mirco Theiner, Geschäftsführer des Mieterbunds, teilweise "persönlich von Tür zu Tür" und macht den Mietern unseriöse Angebote zur Sanierung der Wohnung unter der Bedingung einer erheblichen Erhöhung der Miete und Abschluss eines neuen Mietvertrages". Theiner moniert, dass die dringend nötigen Reparaturleistungen mit einer möglichen Verbesserung der Wohnungen vermischt würden. "Auf diesem Weg versucht der Vermieter, den Reparaturanteil zu verschleiern und möglichst viel der Instandsetzungen von den Mietern bezahlen zu lassen", lautet der Vorwurf.

Der Mieterbund freue sich über die Sanierung, wolle aber ein ordentliches und transparentes Verfahren. Die Beseitigung gravierendster Mängel - eine Pflicht des Eigentümers - sollte nach Theiners Ansicht Priorität haben. "Über Verbesserungen in den Häusern kann man dann in einem zweiten Schritt reden." Hartz-IV-Empfänger dürften einer Mieterhöhung nicht zustimmen, ohne vorher die Zusage des Jobcenters oder des Sozialamtes eingeholt zu haben. Diwo Home mit Sitz in Birlenbach nahe Limburg an der Lahn ist nach Angaben von Geschäftsführer Bernd Dillmann ein Unternehmen, an dem zwei Familien beteiligt sind.

Der Diwo gehören rund 1000 Wohnungen. Die am Brieger- und Schweidnitzer Weg sowie Waldenburger Ring hatte sie - samt einem Kindergarten - Ende 2014 gekauft, nachdem sie durch mehrere Zwangsversteigerungen gegangen waren. "Sie waren in einem jämmerlichen Zustand, vermüllt, und es gab viel Vandalismus", sagt Dillmann. Schrittweise sind nun die Handwerker zugange, bis 2017 sollen alle Wohnungen fertig sein. Die will Dillmann langfristig halten. Die Investition von rund fünf Millionen Euro werde sich in frühestens 25 Jahren amortisieren.

Den vom Mieterbund kritisierten Besuch aller Mieter hält Dillmann für wichtig: "In jeder Wohnung haben wir alle Mängel aufgeschrieben, um ein Sanierungskonzept zu erstellen." Er habe am Tag 15 Gespräche geführt und fast genauso viele Kaffees getrunken. "Der Mieterbund sollte sich freuen, wenn der Vermieter mit jedem einzelnen Mieter spricht." Dillmanns Wunsch ist es, dass alle bisherigen Mieter bleiben können. Neben der Stadt sei auch die Arge bei der Festsetzung des Mietpreises mit im Boot, damit auch Hartz-IV-Empfänger wenigstens von einer Teilsanierung profitieren können. Die Wohnungen in den bis zu siebenstöckigen Häusern sind zwischen 50 und 125 Quadratmeter groß. Viele haben einen riesigen Balkon.

"Da können die Kinder drauf Radfahren lernen", sagt Dillmann. Nach der Renovierung werde sich die Miete zwar erhöhen, allerdings seien die Nebenkosten dann viel niedriger: Die alte Zentralheizung für den Wohnblock, die ganz Tannenbusch heizen könne, werde durch eine moderne Gasbrennwertheizung ersetzt. Dann werde es eine Dreifachverglasung und vernünftige Abdichtungen geben, so dass die Heizkosten von rund drei auf unter einen Euro pro Quadratmeter gesenkt werden könnten.

Unterm Strich, so das Konzept für den Wohnpark New City Bonn, müssten die Mieter zwischen 50 und 70 Euro mehr im Monat zahlen, hätten dann aber unter anderem ein neues Bad und einen neuen Boden. Zudem werden die Treppenhäuser renoviert. Hinter der Eingangstür wird die Silhouette von Bonn Bewohner und Besucher willkommen heißen. Dillmann und Frank Hüser, der am Brieger Weg 4 für die Mieterbetreuung zuständig ist, überlegen noch, ob sie die alten Einwürfe für die stillgelegte Tannenbuscher Müllabsauganlage als Erinnerungsstücke in den Fluren belassen.

Von den 259 Wohnungen stehen derzeit 80 leer. 15 Mieter wollen laut Dillmann ihre Wohnungen erst einmal im alten Zustand belassen, können das auch. Die restlichen würden sich eine Sanierung wünschen. Wenn sich jemand die höhere Miete nicht leisten könne, suche man nach einer pragmatischen Lösung. Dillmann und Hüser denken, dass sich die Lebensqualität in Tannenbusch erhöhen wird. Man wolle das Viertel attraktiver machen, denn es sei eigentlich "eine Toplage". In den oberen Wohnungen reicht der Blick je nach Lage bis ins Vor- oder ins Siebengebirge. "Das wird ein kleines Paradies."

Mehr Infos zur Sanierung der Siedlung auf www.newcitybonn.de

"Soziale Stadt"

Mit dem Bund-Länder-Förderprogramm "Soziale Stadt" sollen die Wohn- und Lebensbedingungen verbessert werden. Ziel ist nach Angaben der Stadt Bonn, Neu-Tannenbusch lebenswerter zu gestalten.

Durch Fördermittel können Projekte umgesetzt werden, die auf die Wünsche und Bedürfnisse der Bewohner ausgerichtet sind, das städtebauliche Bild und die Wahrnehmung des Orts von innen und außen verbessern und das soziale Zusammenleben fördern. Dazu gehört auch die neue Farbgestaltung der Häuser rund um den Brieger Weg - auch die der Deutschen Annington.

Für die Umsetzung von Projekten stehen circa 19 Millionen Euro zur Verfügung.

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