Klinik in Bonn Das sagen Mitarbeiter des Malteser Krankenhauses zur Übernahme

Bonn · Die Malteser ziehen sich aus dem Krankenhaus Seliger Gerhard in Bonn zurück und verkaufen es an die Helios Kliniken. Die Mitarbeiter sehen dem Trägerwechsel mit gemischten Gefühlen entgegen.

 Das Bonner Malteser Krankenhaus hat rund 400 Betten und 750 Mitarbeiter.

Das Bonner Malteser Krankenhaus hat rund 400 Betten und 750 Mitarbeiter.

Foto: Nicolas Ottersbach

Die Helios Kliniken GmbH wird neuer Träger des Malteser Akutkrankenhauses Seliger Gerhard in Bonn, der medizinischen Versorgungszentren, des Seniorenheims Marienheim in Rheinbach sowie der Apotheke und des Logistikzentrums in Kerpen. Die Vereinbarung zwischen Maltesern und Helios wurde am Donnerstagabend unterzeichnet. Auch die Johanniter hatten Interesse, die Klinik zu übernehmen. Die Mitarbeiter sehen dem Trägerwechsel mit gemischten Gefühlen entgegen.

Dass die Malteser zurückziehen werden, war schon Ende vergangenen Jahres klar. Als Käufer kamen sowohl kirchliche als auch private Träger infrage, erklärte Karl Prinz zu Löwenstein, der Generalbevollmächtigter für die Krankenhäuser in der Malteser Deutschland ist, damals. Insgesamt ging es um sechs der deutschlandweit acht Krankenhäuser.

Die Einrichtungen sollten im Paket übergeben werden, was nun aber nicht passiert. Das Malteser Krankenhaus in Köln, das mit Bonn eine Betriebsgesellschaft bildete, wurde für einen separaten Verkauf herausgelöst. Neuer Träger sind die Cellitinnen, die in Köln schon mehrere Einrichtungen betreiben. Für die anderen vier Malteser-Kliniken ist noch kein Käufer gefunden.

„Der Betrieb in Nordrhein-Westfalen hat sich kaum refinanziert“, erklärt Löwenstein. Soll heißen: Die Malteser mussten für ihre Kliniken draufzahlen und konnten die Kosten über einen längeren Zeitraum nicht mehr decken – und offenbar hätte es auch in Zukunft nicht besser ausgesehen. Kostensteigerungen und fehlende Investitionen des Landes machten es für Betreiber kleinerer Gruppen und einzelner Krankenhäuser schwierig, weiter zu bestehen, so Löwenstein.

Das Bonner Malteser Krankenhaus hat rund 400 Betten und 750 Mitarbeiter. Für Ansehen sorgte vor allem die Notfallmedizin, die unter dem leitenden Arzt Tim Flasbeck erst vor knapp zwei Jahren komplett umgebaut wurde. Gesundheitsminister Jens Spahn oder auch der bayrische Innenminister Joachim Herrmann hatten die Malteser in Bonn besucht und für „ein offenes Raumkonzept und ein modernes Notfallmanagement“ gelobt. Das bestätigte sich in der Corona-Krise: Binnen kürzester Zeit strukturierten die Ärzte die Intensivstation so um, dass Covid-19-Patienten isoliert behandelt werden konnten. Nach GA-Informationen waren auch die Evangelischen Kliniken, die von den Johannitern geleitet werden, am Kauf interessiert. Damit konfrontiert, sagt eine Sprecherin: „Wir Johanniter sind immer an Kooperationen an Standorten interessiert, an denen wir bereits Einrichtungen haben.“ Warum Verhandlungen scheiterten oder zu genauen Inhalten äußerte sie sich nicht.

Den Malteser-Mitarbeitern wäre das die liebste Lösung gewesen, wie Stefan Plück von der Mitarbeitervertretung erklärt. „Wir hätten gerne im Rahmen kirchlicher Arbeit, die wir gewohnt sind, deren Anspruch wir haben und die bei Helios nur periphär auf dem Papier steht, weitergemacht.“ Panik oder Angst bestehe nun aber nicht, da in den kommenden beiden Jahren vorerst alles beim Alten bliebe und keine Mitarbeiter entlassen werden sollen. Helios würde sogar auf Wachstum setzen: In Kooperation mit der räumlich begrenzten Siegburger Klinik könnten Kapazitäten verlagert und der Standort Bonn gestärkt werden.

„Wir laufen derzeit im Sparbetrieb. Hier kann man wesentlich mehr machen, was auch mehr Arbeitsplätze bedeuten würde“, sagt Plück. Aus seiner Sicht sei es zu früh, ein finales Statement abzugeben, weil man erst seit Donnerstagabend vom Verkauf und dem neuen Träger wisse. „Viele Fragen sind noch ungeklärt.“

Die Helios-Gesellschaft ist mit insgesamt 86 Akutkrankenhäusern, 123 medizinischen Versorgungszentren, sieben Präventionszentren und etwa 69.000 Mitarbeitern einer der größten Träger von Gesundheitseinrichtungen in Deutschland. „Der Vollzug des Vertrags steht noch unter dem Vorbehalt der üblichen behördlichen Zustimmungen“, wie das Unternehmen in einer aktuellen Pressemitteilung schreibt. So muss die Bezirksregierung Köln ihr OK geben, was sie aber schon im November andeutete.

In NRW betreibt Helios derzeit 18 Krankenhäuser, dazu zählen das Helios Klinikum sowie das Herzzentrum in Siegburg. Das weitere Engagement im Geschäftsbereich Wohnen und Pflegen, in dem die Aktivitäten der Malteser in der Altenhilfe und Pflege ansonsten gebündelt sind, bliebe vom Trägerwechsel unberührt. Die ambulanten Pflegedienste in der Region würden ebenso wie alle weiteren Tätigkeiten des Malteser Hilfsdienstes oder der Malteser Werke unverändert fortgesetzt.

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