Frühlingsbeginn in Bonn Magnolienhain als neue Attraktion

Bonn · Die Botanischen Gärten öffneten am Sonntag wieder ihre Tore. Der Klimawandel bereitet den Wissenschaftlern Kopfzerbrechen. Die denken schon über einen früheren Saisonbeginn nach.

 Der technische Leiter der Botanischen Gärten, Markus Radscheit, zeigt Löbners Magnolie.

Der technische Leiter der Botanischen Gärten, Markus Radscheit, zeigt Löbners Magnolie.

Foto: Martin Wein

Palmen sind in Bonn seit einigen Jahren keine exotische Rarität mehr. Jetzt wachsen die ersten 20 Exemplare auch ohne Kübel im Botanischen Garten am Poppelsdorfer Schloss. „Wir wollen sehen, welche Arten an welchen Standorten mit unserem veränderten Klima zurechtkommen“, sagt Markus Radscheit, der technische Leiter der Universitäts-Gärten.

Der Klimawandel bereitet Radscheit und seinen Mitarbeitern in diesem Jahr besonderes Kopfzerbrechen. Wer sich zum ersten Öffnungstag der Botanischen Gärten in dieser Saison auf eine wahre Blütenpracht bei fast spätfrühlingshafter Witterung gefreut hatte, der wurde am Sonntag ein wenig enttäuscht.

„Viele Pflanzen sind in diesem Jahr sehr früh und sehr schnell ausgetrieben“, berichtet Radscheit. Für die kam der erste April-Sonntag bereits zu spät. Künftig werde man über einen vorgezogenen Saisonstart Mitte März nachdenken.

Sommereröffnung in den Botanischen Gärten Bonn
13 Bilder

Sommereröffnung in den Botanischen Gärten Bonn

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Dafür stehen andere Blumen und Gehölze gerade in den Startlöchern. Die Päonien etwa haben bereits dicke Blütenstände, die in wenigen Tagen aufblühen werden. Gut geschützt mit breitkrempigem Sonnenhut zeigt Radscheit auch viele andere Pflanzen, die derzeit Aufmerksamkeit verdienen.

Da ist zum Beispiel der Blauglockenbaum, den der Japan-Reisende und Angestellte der Hollandischen Ostiendien-Kompanie, Philipp Franz von Siebold, im 19. Jahrhundert aus Japan an den Alten Zoll mitbrachte, wo er einen Exotenhandel betrieb. In Rheinbach züchtet die Universität Bonn die extrem schnell wachsende Pflanze als Rohstoff für Bioenergie.

Zum 70. Todestag von Max Löbner, der in Friesdorf vor genau einem Jahrhundert die Gärtnerische Versuchsanstalt gründete, in der bis 1987 mindestens 16 Bonner Sorten von Nutzpflanzen gezüchtet wurden, zeigt Radscheit Löbners Magnolie.

„Der Beethoven unter Bonns Gärtnern“, hatte laut Radscheit die hybride Kunstform aus der Stern- und der Kobushi-Magnolie gezüchtet. Ihr widmet Radscheid am Donnerstag, 6. April, von 12.30 Uhr bis 13 Uhr auch die Botanische Mittagspause. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Apropos Magnolie: Diese lebenden Fossilien - sie gehören zu den ältesten Blütenpflanzen der Welt und erfreuten womöglich bereits die Dinosaurier – bekommen künftig in Poppelsdorf weitaus mehr Raum. Radscheit und seine Mitarbeiter haben dazu in der Wintersaison den Arzneipflanzengarten eingeebnet und einen Magnolienhain seltener Arten angepflanzt.

„In fünf Jahren wird das ein neuer Publikumsmagnet“, ist Radscheit sicher. Einige Exemplare sprechen mit ihren faustgroßen Blüten schon jetzt dafür. Die Arzneipflanzen sollen im Nutzpflanzengarten am Katzenburgwerg 3 eine neue Heimat finden.

Mit dem neuen Direktor Maximilian Weigend hat sich im vergangenen Jahr auch der Schwerpunkt der Lehre und Forschung verschoben, der der Universitätsgarten natürlich vordringlich dient. Weigend, der seit 2011 in Bonn eine Professur innehat, beschäftigt sich in der Tradition Alexander von Humboldts mit der Pflanzendecke der Erde im Verhältnis zu geografischen Gegebenheiten. Diese Ausrichtung hat auch in Poppelsdorf schon deutliche Spuren hinterlassen.

Am ersten Öffnungstag genossen bereits Hunderte Besucher das kräftige junge Grün. Mit rund 120.000 Besuchern im Jahr ist der Botanische Garten nach dem Haus der Geschichte und der Bundeskunsthalle die drittbeliebteste Attraktion in der Stadt Bonn.

Botanischen Gärten

In den Botanischen Gärten der Universität Bonn werden auf einer Fläche von 13 Hektar schätzungsweise 11.000 Arten kultiviert, davon rund 3000 im Freiland. Der Garten am Poppelsdorfer Schloss ist während der Sommermonate bis Ende Oktober täglich außer samstags von 10 bis 18 Uhr zugänglich, donnerstags bis 20 Uhr.

Auch der Nutzpflanzengarten am Katzenburgweg 3 ist teilweise zugänglich. Sonntags und an Feiertagen gibt es im Hauptgarten am Schloss ab 15 Uhr öffentliche Führungen gegen Gebühr. Mehr Informationen auf www.botgart.uni-bonn.de.

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