Bonner Wochenmarkt Lücken in den Reihen der Händler auf dem Marktplatz

Bonn · Die Marktgilde sieht den großen Konkurrenzkampf bei Lebensmitteln als einen Grund. Die Händler kommen nicht mehr auf den nötigen Umsatz. Viele Kunden wünschen sich mehr Bioware.

Vielen Einkaufsbummler in der Bonner Innenstadt ist es vielleicht schon aufgefallen: Der Wochenmarkt vor dem Alten Rathaus weist immer wieder Lücken auf. Und das nicht nur an frostigen Tagen. Die DMG Marktgilde, die seit 2008 den Wochenmarkt im Auftrag der Stadt Bonn managt, begründet das unter anderem mit der immer schwieriger werdenden Suche nach geeigneten Händlern.

„Der Wettbewerb im Lebensmittelverkauf hat dramatisch zugenommen“, sagt DMG-Vorstandssprecher Professor Gerhard Johnson. Grundsätzlich sei es zwar im Winter schon so, dass Standplätze des Öfteren leer blieben, weil Obst und Gemüse sehr frostempfindliche seien. Aber der Eindruck täusche nicht, dass auch an wärmeren Tagen zunehmend Lücken klafften. „Das versuchen wir natürlich zu verhindern“, sagt Johnson.

Allerdings hätten einige Händler immer stärker mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Vor allem seitdem Anfang Januar der Mindestlohn angehoben worden sei. Manche hätten deshalb ihr Geschäft aufgegeben. Andere wollten auch nicht mehr, wie es in Bonn auf dem Markt vor dem Rathaus bislang vertraglich festgelegt war, an jedem Tag ihre Stände aufbauen.

Imbissstände werden gut angenommen

„Deshalb sind wir dazu übergegangen, die Standplätze auch tageweise zu vermieten“, so Johnson. Auf diese Weise habe die DMG einen Bio-Geflügelhändler gewinnen können, der bisher an einem Tag auf dem Marktplatz seine Ware anbietet und jetzt wegen eines weiteren Tages angefragt habe. „Wir suchen händeringend noch mehr Händler, die Bioware anbieten“, sagt Inge Hankammer, die vor Ort als Marktmeisterin der DMG den Markt betreut und auf die Qualität achtet. „Beschwerden von Kunden, wie es sie noch vor Jahren gab, haben wir so gut wie keine mehr“, sagt sie. Hankammer weiß aber von Kunden, die gerne mehr Bioprodukte auf dem Markt kaufen würden.

Bewährt hat sich nach Ansicht von Johnsohn und der Bonner Marktmeisterin das mittlerweile gewachsene Imbiss- und Getränkeangebot auf dem Markt. „Das trägt zu einer längeren Verweildauer der Kunden dort bei“, hat Hankammer beobachtet. Offensichtlich laufen diese Geschäfte gut, wie das Beispiel von Carmine Sicuro zeigt, der auf dem ehemaligen Platz eines Gemüsestands mit einem italienischen Kaffeeangebot die Kundschaft lockt. Dafür nimmt Sicuro täglich die An- und Rückfahrt in seine Heimat in Dülmen in Kauf. Und warum verkauft er nicht dort seinen Kaffee? „Weil es mit hier auf dem Bonner Markt besser gefällt.“

Für Markthändlerin Daniela Lülsdorf spielt noch ein weiterer Grund eine Rolle, warum Kollegen aufgeben. „Das ist Knochenarbeit, täglich auf dem Markt im Verkauf zu stehen“, sagt sie. Mit Auf- und Abbau sowie Wareneinkauf sei ein Zwölf-Stunden-Tag und länger keine Ausnahme.

Michael Mierzowski vom städtischen Marktamt sieht die Entwicklung auf dem Wochenmarkt gelassen. „So ein Markt ist lebendig und passt sich der Lebenswirklichkeit an“, meint er. Auf die Frage, ob der Ökomarkt mittwochs und samstags vor dem Münster eine Konkurrenz für den Wochenmarkt sei, sagt er, „das könnte sein, aber Konkurrenz belebt das Geschäft und sorgt dafür, dass beide Seiten sich anstrengen“. Mit der Arbeit der DMG sei er sehr zufrieden. „Die Marktgilde macht einen guten Job.“

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