Bonner Sportclubs Löchrige Dächer, wachsende Geldnot

Bonn · Sportclubs mit vereinseigenen Anlagen beklagen Wegfall der Zuschüsse und Bescheide über Niederschlagsabwassergebühren. Es ist knapp ein Jahr her. Am 1. Dezember 2011 erhielten die Bonner Clubs mit vereinseigenen Anlagen von der Stadt mitgeteilt, dass die Zuschüsse für das laufende Jahr und auch künftig nicht mehr gezahlt würden.

Kay Milner, Geschäftsführer des Bonner Tennis- und Hockey-Vereins (BTHV), erinnert sich: "Das Jahr war fast zu Ende, und plötzlich fehlten uns im Etat 20 000 Euro, die fest eingeplant waren. Und auch für 2012 waren die Zuschüsse gestrichen. Wir hatten plötzlich ein Riesenloch im Etat, das wir nur über eine saftige Beitragserhöhung schließen konnten."

Was Milner richtig ärgert: Der Verein aus dem Wasserland, der bei seinen rund 1 600 Mitgliedern rund 600 Jugendliche betreut, zahlt jährlich rund 15 000 Euro Grundbesitzabgaben an die Stadt, vor allem Niederschlagsabwassergebühr. "In Düsseldorf etwa sind Vereine mit eigenen Anlagen von derartigen Abgaben befreit", sagt er. "Da weiß man die ehrenamtliche Arbeit zu schätzen."

Das sieht auch Christa Vostell, Vorsitzende des 1. Godesberger JC (GJC), so. Der Verein mit rund 800 Mitgliedern aus 20 Nationen hat in Eigeninitiative die Sporthalle "Im Gries" erst selbst gebaut und dann vergrößert. Kredit für den Ausbau: 150 000 Euro. "Wenn wir das nicht durchgeführt hätten, wäre der Verein nicht zu halten gewesen. Weil die Kinder nach Einführung der Offenen Ganztagsschulen nicht mehr nachmittags zum Training kommen konnten, drängte alles in die Abendstunden", sagt Vostell. Als dann auch noch das Dach undicht wurde, waren nochmal 36 000 Euro fällig. Das bezuschusste die Stadt mit 10 000 Euro. "Wir bezahlen jetzt pro Jahr rund 50 000 Euro an Erbpacht und Niederschlagsabwasser sowie für den Kapitaldienst - nur weil wir hier vielen Kindern und Jugendlichen eine Heimat bieten."

Ebenso augenfällig ein Problem beim Olympic Taekwondo-Club (OTC) Bonn. Fast 200 Mitglieder hat der Verein im Pennenfeld. Kaum ein Außenstehender vermutet, dass hier einige der besten deutschen Taekwondoka trainieren und mit Yanna Schneider sogar eine Jugend-Weltmeisterin. Jahrelang gammelte die Halle vor sich hin, verrotteten Toiletten und Geräteraum. Der Leiter des Sportamts habe nur mit den Schultern gezuckt. Er könne einen Eimer Farbe zur Verfügung stellen.

Erst als Vereinschef Aziz Acharki, der Sport und Integration als gleichberechtige Vereinsziele ausgibt, Kontakt zur Arbeiterwohlfahrt (AWO) fand, ging es aufwärts. Die Nebenräume der Halle wurden umgebaut; es entstanden zwei Unterrichtsräume, in denen jetzt Nachhilfelehrer tätig sind; Kinder können Arabisch und Frauen Deutsch lernen; es gibt Theater- und Vorlesekurse. Sportler und Eltern hatten beim Streichen und Einrichten geholfen, die Stiftung Jugendhilfe der Sparkasse Bonn spendierte 13 000 Euro.

Ärgerlich: Das Projekt hätte noch besser gelingen können. Denn das Integrationsmodell sollte mit 60 000 Euro aus EU-Mitteln gefördert werden, sogar eine Sozialarbeiterin wäre finanziert worden. Die Zusagen aus Brüssel lagen bereits vor - dumm nur, dass es die Stadt über ein Jahr nicht schaffte, die Genehmigung für den Umbau zu erteilen.

Ob das typisch ist für die Fürsorge der Stadt gegenüber ihren Vereinen? Fakt ist, dass auch die Schulen wenig Fürsorge spüren. Zwei von vielen Beispielen: Die Sporthalle der Theodor-Litt-Schule in Kessenich steckt seit langem im Sanierungsstau - und ist gesperrt. Die Schüler müssen in andere Schulen gefahren werden. Gesperrt ist auch ein Feld in der Wasserlandhalle. Aber nur, wenn es regnet. Dann tropft es rein. "Die Stadt lässt dann das Loch im Dach flicken", sagt der Hausmeister. "Aber eigentlich müsste das Dach grundsaniert werden." ga

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