Prozess in Bonn Liebhaber der Ex-Freundin gefoltert

BONN · Die Staatsanwalt klagt einen 24-Jährigen und zwei Komplizen an. Eine Bonner Studentin und ihr Partner wurden in Österreich verschleppt.

Was ein 24-jähriger Bonner zusammen mit zwei Komplizen seiner Ex-Freundin und vor allem deren neuem Partner antat, kann man nur als Folter bezeichnen: Weil der Bonner die Trennung von seiner Freundin nicht ertrug, stellte er der Studentin nicht nur nach, bedrohte und schlug sie, sondern er nahm sie und ihren neuen Freund auch in Österreich als Geiseln und quälte den Mann vor den Augen der jungen Frau auf bestialische Weise. Davon ist die Bonner Staatsanwaltschaft überzeugt und klagte den 24-Jährigen und dessen 28- und 22-jährige Kumpane an.

Wie Oberstaatsanwalt Robin Faßbender gestern mitteilte, begann der Terror für die 21-Jährige im August 2014. Im Frühjahr 2014 hatte sie sich nach fünf Jahren von dem 24-Jährigen getrennt, was der jedoch nicht akzeptierte. Er verfolgte sie, schickte ihr laut Anklage unzählige SMS, und als sie im September bei ihm etwas abholen wollte, sperrte er sich laut Anklage mit ihr ein, schlug sie und hielt ihr ein heißes Bügeleisen so nah vor das Gesicht, dass ihre Haare versengt wurden und drohte laut Faßbender: "Wenn ich dich nicht haben kann, sorge ich dafür, dass dich keiner kriegt."

Eine Weile später tauchte er bei ihr zu Hause auf, nahm ihr den Laptop weg, um zu kontrollieren, ob sie einen anderen hatte und verletzte sie, als sie versuchte, ihm ihr Eigentum wieder abzunehmen. Am 5. Dezember lauerte er ihr erneut auf, zwang sie, in sein Auto zu steigen, fuhr mit ihr gegen ihren Willen nach Hause und versuchte sie dazu zu bewegen, zu ihm zurückzukommen.

Doch sie machte ihm erneut klar, dass es vorbei sei. Denn sie hatte einen neuen Freund, der in Österreich lebte. Der 24-Jährige ließ sie zwar gehen, doch am 15. Dezember erlebten sie und ihr neuer Freund, der sich von drohenden SMS des 24-Jährigen nicht beeindrucken ließ, einen wahren Alptraum.

Denn an jenem Tag fuhr der 24-Jährige laut Anklage mit den beiden, auch wegen Gewaltdelikten vorbestraften Mitangeklagten von Bonn nach Vorarlberg in Österreich, wo sie den 26-Jährigen an einer Bushaltestelle laut Anklage abfingen. Sie zerrten ihn ins Auto, der 24-Jährige schlug ihn, steckte ihm den Lauf einer geladenen Gaspistole in den Mund und ging in die Wohnung des Mannes, wo die 21-Jährige zu Besuch war.

Der Bonner schlug laut Anklage auf sie ein und zwang sie mit vorgehaltener Pistole zu packen. Und als seine beiden Kumpel mit dem 26-Jährigen erschienen, schlug und trat der 24-Jährige laut Anklage erneut auf den Mann ein. Die Täter nahmen ihm seine Geldbörse ab, raubten weitere Wertgegenstände und verschleppten die Studentin und den Österreicher in ein Waldstück, wo der 26-Jährige ein wahres Martyrium erlebte.

Denn nachdem er schon im Auto mit einem Elektroschocker malträtiert worden war, wurden die Täter nun noch grausamer, wie Faßbender erklärte: "Sie versetzten ihrem Opfer weitere Stromschläge in den nackten Genitalbereich." Den hatten sie zur Verstärkung der Schmerzen befeuchtet.

Nachdem der 28-jährige Mitangeklagte das Opfer laut Anklage mit einer Teleskopstange und Ästen auf Körper und Kopf geschlagen hatte, ließen sie den schwer verletzten Mann liegen und fuhren mit der Studentin zurück nach Bonn. Dort ließ der 24-Jährige sie nach massiven Drohungen frei. Die Studentin ging sofort zur Polizei, und auch ihr Freund erstattete, sobald er konnte, Anzeige.

Das Trio wurde festgenommen, sitzt in U-Haft und schweigt. Demnächst muss es sich vor dem Landgericht verantworten, die Vorwürfe lauten: Geiselnahme, schwerer Raub, vielfache gefährlicher Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Erpressung und Stalking.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort