Bonner Künstler starb vor 40 Jahren Leo Breuer: Poet des Konstruktivismus

BONN · Die Betroffenheit über den Tod des Künstlers Leo Breuer ist dem Schreiber anzumerken. Lothar Schmidt-Mühlisch spricht in seinem Nachruf für den GeneralAnzeiger vom 17. März 1975 von einem großen Verlust und einer großen Lücke, die der Künstler hinterlassen wird, der drei Tage zuvor im Alter von 81 Jahren nach langer, schwerer Krankheit gestorben ist.

"Man kann nicht glauben, dasimmer freundliche, jugendlicheGesicht unter der schräg sitzendenBaskenmütze nun entbehren zumüssen", schreibt Schmidt-Mühlisch."Die ewig brennende Gauloisezwischen den Lippen, die liebenswürdigeEinladung zu einemGläschen des geliebten Beaujolais– persönliche Erinnerungen an einenungewöhnlichen Menschen,gewiß; aber auch Charakteristikeneines Mannes, der uns nun noch inseinen Werken lebendig gebliebenist."

Leo Breuer galt als bedeutenderKünstler. Sein Name wurdeauch international mit der Entwicklungdes Konstruktivismusverbunden, und zwar mit einerbesonderen Spielart des Konstruktivismus,die in beeindruckendenBildern und Werken das Mathematischeund Technologischemit dem Poetischen und Individuellenverband.

Schmidt-Mühlisch zitiert ausHorst Richters Monografie überLeo Breuer: "Jedes Nachkriegswerkist ein Stück Konstruktivismusmit poetischer Dimension.Hierin wird der ureigenste BeitragBreuers zur künstlerischen Entwicklungum die Jahrhundertmittezu sehen sein." Leo Breuerselbst bekannte: "Ich habe um dieAusdrucksmöglichkeiten des Romantischenund des Konstruktivengerungen. Aber schließlichwußte ich, daß ich der geboreneKonstruktivist bin."

Breuer war schon mehr als 50Jahre alt, als er 1946 in Paris seineersten großen Erfolge erzielte. Underst mit mehr als 60 Jahren gelangihm der internationale Durchbruch.Schon vor seiner Hinwendungzum Konstruktivismus hatteder 1893 in Bonn geborene Sohneines Baumeisters erfolgreich einWerk im Stil der neuen Sachlichkeitgeschaffen. Doch erst seinSpätwerk ermöglichte ihm eineauskömmliche Existenz und ungestörtesArbeiten. Zuvor hatte ersich als Bühnenbildner in Bad Godesberg,Neuss und Koblenz, alsWerbegrafiker in Bonn, als Restauratorin Brüssel, als Küchenchefim Internierungslager sowieals freier, aber unbekannterKünstler in Paris durchschlagenmüssen.

Frankreich hatte für Breuer einebesondere Bedeutung, schreibtLothar Schmidt-Mühlisch. "Hier,wo ihn das Dritte Reich und derWeltkrieg hingetrieben hatten,fand er seine entscheidenden Begegnungenund Impulse." HansHartung, Michel Seuphor und AugusteHerbin zählte er zu seinenFreunden. Zwar schuf er in Parisseine wichtigsten Werke, doch ließer die Verbindung zu Bonn nie abreißen.Breuer sagte einmal:"Frankreich ist meine zweite Heimatgeworden, ohne daß ich dieerste verloren hätte."

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