Kommentar zur Sanierung der Beethovenhalle Lehren aus der Blamage

Meinung | Bonn · Das hat offenbar weh getan. So schnell und ausführlich wie am Dienstag nimmt das städtische Presseamt selten Stellung, wenn öffentliche Kritik an der Stadtverwaltung geäußert wird.

Diesmal war es der Bund der Steuerzahler, der Bonn mit seinem neuen Schwarzbuch zu unangenehmen bundesweiten Schlagzeilen verholfen hat. Die Stadt am Rhein, die 2020 den runden Beethoven-Geburtstag feiern wird – mit millionenschwerer Unterstützung des Bundes, aber ohne eigene Konzerthalle. Das ist, da hat der Steuerzahlerbund leider recht, eine Blamage für Bonn.

Liest man die Pressemitteilung der Stadtverwaltung, hat allerdings niemand etwas falsch gemacht. Die Gründe für Kostenexplosion und Verspätung sieht man nur in äußeren Faktoren, und auch der Zeitplan war demnach nicht zu ehrgeizig. „Nahezu kein Bauwerk im öffentlichen wie im privaten Bereich wird ohne Zeitziel und damit immanent ohne Zeitdruck erstellt“, schreibt das Presseamt.

Mag ja sein. Aber das Beethoven-Jubeljahr lässt sich nun einmal nicht aufschieben. Wenn der Stadtrat jahrelang ergebnislos über ein neues Festspielhaus debattiert und dann eine umfassende Modernisierung der Beethovenhalle beschließt, anstatt sich auf die dringendsten Sanierungsmaßnahmen zu beschränken, kann das Zeitfenster eben schnell zuklappen. Bauen im Bestand, erst recht bei einer denkmalgeschützten Halle, birgt immer unkalkulierbare Risiken.

Oberbürgermeister Ashok Sridharan hatte erfolglos für eine bescheidenere Instandsetzung geworben. Jetzt zieht er aus dem Desaster eine richtige Konsequenz: Künftig soll die Verwaltung für Großprojekte längere Zeiträume einplanen. Das ist ebenso wichtig wie realistische Kostenberechnungen vor einer politischen Entscheidung und ein Städtisches Gebäudemanagement mit mehr Schlagkraft. Die Kommune sollte die Lehren der Beethovenhallen-Blamage auswerten, bevor sie teure Beschlüsse über die Zukunft des Opernhauses, des Schauspiels und des Stadthauses fasst.

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