Bonner Landgericht Lebenslang wegen Muttermord

BONN · Bis zum Schluss bestritt der Mann auf der Anklagebank, etwas mit dem Tod seiner Mutter zu tun zu haben. Doch das Schwurgericht war am Freitag sicher: "Der Angeklagte hat seine Mutter vergiftet." Es verurteilte den 54-Jährigen wegen heimtückischen Mordes zu lebenslanger Haft.

Der Angeklagte zeigt keine Regung. Aus dem Zuschauerraum ist zu hören: "Gott sei Dank." Das Gericht hat am Ende keinen Zweifel daran, dass es der Angeklagte war, der seiner Mutter Anfang Januar im Krankenhaus mehrfach Medikamentencocktails einflößte, die am 12. Januar zum Tod der 85-Jährigen führten. Und Richterin Anke Klatte zeichnet den Lebensweg des 54-Jährigen nach bis zum Tag seiner Verhaftung am 16. Januar. Er war das einzige Kind eines städtischen Mitarbeiters und einer Geschäftsfrau, und oft half er der Mutter im Modegeschäft. Sein Medizinstudium brach er ab, gab sich jedoch gegenüber seiner Mutter und auch seinen drei Ehefrauen als Betriebsarzt aus.

Er wurde zwar Pharmareferent, lebte aber von den Gewinnen aus einem Aktienpaket des Vaters, die 2008 aufgebraucht waren. Der Angeklagte hat fünf Kinder, die vier jüngsten sind in Pflegefamilien untergebracht. Sein enges Verhältnis zur Mutter zerbrach 2009, weil er heimlich alle Eigentumswohnungen in dem Haus, das sie beide vom Vater geerbt hatten, verkaufte - auch die Wohnung der Mutter. 2011 nahm sie wieder Kontakt zu ihrem Sohn auf, doch Vertrauen schenkte sie ihm nicht mehr.

Denn sie erteilte nicht ihm eine Generalvollmacht, sondern einem Familienfreund und bestimmte ihre älteste Enkelin als Alleinerbin. Dennoch kümmerte der Sohn sich um sie, und so sah es auch wie Fürsorge aus, als er sie nach ihrem für die Ärzte unerklärlichen Zusammenbruch am 1. Januar regelmäßig im Krankenhaus besuchte und ihr Getränke einflößte. Die Ärzte argwöhnten nichts Böses, fanden indes auch keine Ursache für das Dahinsiechen der organisch gesunden Frau.

Erst nach einem vertraulichen Gespräch mit ihrem Bevollmächtigten schickten sie das Blut zur toxikologischen Untersuchung in die Rechtsmedizin. doch es war zu spät. Das Gericht ist sicher, dass es der Sohn war, der die Mutter mit den im Bonner Loch gekauften Mitteln vergiftete. Denn diese Mittel seien ihr nicht im Krankenhaus verabreicht worden, befanden sich aber an einem Schnabelbecher im Müll des Angeklagten - mit seiner DNA und der seiner Mutter.

"Er war der einzige, der sie im Krankenhaus besuchte", so die Richterin. Er habe auch heimtückisch gehandelt und die Arg- und Wehrlosigkeit der Mutter ausgenutzt: "Die Mutter dachte, ihr Sohn sei fürsorglich." Doch in Wahrheit habe er sie mit dem eingeflößten Getränk vergiftet. Auch wenn das Motiv nicht geklärt sei, mögliche Gründe könnten sein: Angst, die Mutter könne von dem Betrugsverfahren gegen ihn erfahren. Oder er habe sich nicht um eine zunehmend ältere und gebrechlichere Mutter kümmern wollen. Die Verteidigung kündigte Revision an.

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