Schließungspläne von Büchereien Lautstarker Protest im Bonner Stadthaus

BONN · Der Widerstand gegen die von der Stadtspitze vorgeschlagene Schließung von vier Stadtteilbüchereien in Bonn wächst. Mehrere hundert Bürger machten am Dienstagabend im Stadthaus vor Beginn der Sitzung des Kulturausschusses ihrem Ärger über das drohende Aus der Zweigstellen in Endenich, Beuel, Dottendorf und Graurheindorf/Auerberg sowie die von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen Kürzungen der OGS-Zuschüsse lautstark Luft.

Beinahe drei Stunden lang debattierten anschließend die Ausschussmitglieder über die Schließungspläne für die Büchereien. Eine konkrete Entscheidung gab es nicht. Die Zuschüsse für die Ganztagsbetreuung waren in der Sitzung jedoch kein Thema.

"Wir sind hier, wir sind laut, wenn man uns die Bücher klaut", skandierten die Demonstranten, darunter auch viele Kinder. Die Vorsitzenden der Fördervereine der Büchereien in Endenich, Dottendorf, Graurheindorf und Beuel überreichten Kulturdezernent Martin Schumacher kurz vor Sitzungsbeginn rund 10.000 Unterschriften gegen die Schließungspläne. Zwei der Vorsitzenden, Gabriele Hähner (Endenich) und Ulrike Blumenreich (Graurheindorf), erhielten anschließend in der Sitzung das Wort, weil sie Bürgeranträge gegen die Schließungspläne gestellt hatten.

"Das ist der falsche Weg auf dem sicher notwendigen Sparkurs", sagte Blumenreich. Die Bücherei erfülle eine wichtige Sozialfunktion in dem Stadtteil. Gabriele Hähner hob die Bedeutung der Zweigstelle in Endenich unter anderem als wichtige Bildungsstätte für die sieben Kindergärten und zwei Schulen im Ort hervor. "Das machen Sie kaputt, wenn Sie die Bücherei schließen. Das Einsparpotenzial steht in keinem Verhältnis dazu", sagte sie.

Zuvor hatte die Leiterin der Stadtbücherei, Gabriele Belloff, offen zugegeben, "das vorliegende Konzept zur zukünftigen Bibliotheksstruktur sieht anders aus als das frühere Bibliothekskonzept und ist der Finanzlage der Stadt Bonn geschuldet". Das Haus der Bildung seit wichtig und richtig, "aber eine Bibliothek um die Ecke kann es nicht ersetzen". Wolfgang Hürther (SPD) warb dafür, gemeinsam einen Weg zu suchen, um alle Bibliotheksstandorte zu erhalten.

SPD-Fraktionschefin Bärbel Richter warnte davor, die Bücherei in Auerberg nicht zu realisieren, sie sei "vorsorgende Sozialarbeit". Auch Jürgen Repschläger (Linke) sprach sich gegen eine Schließung aus. Tim Achtermeyer (Grüne) forderte dagegen Sachlichkeit ein. "Das Thema eignet sich nicht für parteipolitische Grabenkämpfe." Auch der Mehrheitskoalition falle es nicht leicht, Büchereien zu schließen, betonte er. Mit CDU und FDP sind sich die Grünen einig, dass ein schlichtes Nein zur Schließung keine verantwortungsvolle Stadtpolitik sein könne. Die Jamaika-Koalition setzte sich mit ihrem Änderungsantrag durch, die Entscheidung über die künftige Bibliotheksstruktur im Rahmen der Haushaltsberatungen zu treffen.

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