Urteil im Landgericht Bonn Lange Haftstrafen für albanische Einbrecherbande

Bonn · Die Angeklagten kundschafteten mithilfe von Google Maps in Bonn ganze Straßenzüge aus und stiegen am frühen Abend in die Häuser ein. Ihre Organisation war hochprofessionell. Jetzt wurden sie zu langen Haftstrafen verurteilt.

 Eine Einbrecherbande beschäftigte die Bonner Justiz.

Eine Einbrecherbande beschäftigte die Bonner Justiz.

Foto: dpa

Die Bande kam aus Albanien nach Deutschland, um Einbrüche in Serie zu begehen. Und mithilfe von Google Maps suchte sie vor allem Objekte in Bonn. Nachdem im März 2015 bereits vier Täter vom Bonner Landgericht verurteilt worden waren, kassierten nun zwei weitere führende Bandenmitglieder nach 22 Prozesstagen lange Haftstrafen.

Wegen zigfachen bandenmäßigen Einbruchdiebstahls erhielt ein 28-Jähriger acht Jahre und neun Monate, sein 25-jähriger Komplize achteinhalb Jahre Haft. Es war ein mühsamer Weg der Wahrheitsfindung für die 4. Große Strafkammer, wie deren Vorsitzender Josef Janßen erklärte. Denn immerhin listete die Anklage 127 Einbrüche auf, und jeder einzelne musste geklärt werden. Dabei hätten es die Angeklagten dem Gericht mit häufig wechselnden Angaben nicht leicht gemacht, so der Richter.

Am Ende steht für die Kammer fest: 63 Einbrüche in drei Monaten sind den beiden von Oktober bis Dezember 2013 eindeutig nachzuweisen, und die Hälfte davon begingen sie mit wechselnden Mittätern in Bonn, wo sie sich Gegenden aussuchten, die „einen reichen Eindruck machten“. Die Beute allein hier: fast 130.000 Euro. Der Gesamtschaden im übrigen NRW: fast 300.000 Euro. Wie tragisch sich ein Einbruch im Einzelfall auswirkte, zeigt der Fall einer indischen Familie: Die verlor die 6000 Euro, die man für die Hochzeit der Tochter gespart hatte.

Die Masche der Bande war immer gleich, so Janßen: Sie schlug immer mindestens 50 Kilometer entfernt von der von einem Täter angemieteten Wohnung in Hagen, ihrer Kommandozentrale, zu. Sie kamen immer in der Dämmerung, einer stand Schmiere, zwei kletterten häufig an Regenrohren hoch in die bevorzugte Wohnung im zweiten Stock eines Hauses. Sie trugen Handschuhe und Staubschutzmasken, um keine DNA-Spuren zu hinterlassen. Der Richter sprach von einer Einbruchserie „mit hoher Taktzahl“, nannte die Angeklagten Berufskriminelle und Intensivtäter und erklärte: „Die ganze Organisation war hochprofessionell.“

Die zwei Angeklagten machten auch weiter, als ihr 22-Jähriger Mittäter Mitte Dezember 2013 in Bonn geschnappt wurde. Erst als der 28-Jährige am 30. Dezember in Remscheid von der Polizei gefasst und wieder laufen gelassen wurde, zogen sie nach Finnland, wo sie ihre Einbrüche fortsetzten. Dort wurden sie schließlich erwischt, zu mehreren Jahren Haft verurteilt und Anfang 2016 für dieses Verfahren nach Bonn ausgeliefert.

Mit Unverständnis reagierte Richter Janßen darauf, dass die Polizei den 28-Jährigen seinerzeit hatte laufen lassen: Denn der hatte Jahre zuvor bereits in Italien wegen Drogendelikten in Haft gesessen und war mit einem Einreiseverbot für den Schengen-Raum nach Albanien abgeschoben worden. Aber das, so der Richter, hatte schon die Bundespolizei bei der Einreise des 28-Jährigen im Oktober 2013 nicht davon abgehalten, ihn ins Land zu lassen. Die habe dem Albaner lediglich erklärt, er dürfe nicht bleiben.

Den Angeklagten warf er überdies vor, die Taten nicht zur Unterstützung ihrer in Armut lebenden Familien in Albanien begangen zu haben, sondern um ein Leben in Saus und Braus zu führen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Der Macke vom Müll
Neue Folge des Crime-Podcasts „Akte Rheinland“ Der Macke vom Müll
Aus dem Ressort