Abriss nach 29 Jahren Kultimbiss City-Pick in Bonn schließt

Bonn · Familie Ztoupis schließt nach 29 Jahren den Kultimbiss City-Pick am Bonner Busbahnhof. Der kleine Pavillon wird mit der Südüberbauung abgerissen.

Georgios Ztoupis wird jetzt erst mal Urlaub machen – „sechs, sieben Monate, dann schauen wir weiter“. Die Auszeit hat er sich verdient, findet der 48-Jährige. Seit genau 29 Jahren steht er mit seinem Vater Efthimios alias Thimi und Mutter Elefteria hinter der Theke des Imbisses City-Pick im Schatten der Südüberbauung und hat bis auf wenige Wochen Urlaub im Jahr jeden Tag gearbeitet. „Auch Weihnachten. Wir hatten immer geöffnet, am Wochenende bis 5 Uhr morgens.“ Der City-Pick war in den 80er Jahren eines der ganz wenigen Lokale, wo sich Nachtschwärmer bis in die Morgenstunden treffen konnten.

Der Imbiss ist zwar in einem separaten Gebäude untergebracht, muss aber mit dem Abriss der Südüberbauung weichen. An diesem Samstag ist Schluss. „Was?“, fragt Stammkunde Markus Hillebrand, 50 Jahre alt und selbstständig, fassungslos. „Ich komme hier seit 1986 hin. Damals war der Betreiber noch ein anderer. Die Currywurst mit Pommes kostete 3,60 Mark – heute 4,50 Euro.“ Traurig sind auch andere Stammkunden: Wilhelmina Schmitt („hier gibt's die beste Pizza in Bonn“) und Micha Selle, dem der City-Pick die Pizza Micha („mit Pommes“) verdankt und der auf Facebook eine „Closing-Party“ für diesen Samstag angekündigt hat.

Georgios Ztoupis wirkt bei der Vorstellung eines möglichen großen Ansturms nicht so glücklich. Immerhin zeigen sich bei Facebook am Freitagmittag 770 Leute „interessiert“, es gibt 197 „Zusagen“, die Seite ist 966 mal geteilt worden. 70 Prozent der Kunden seien regelmäßig gekommen, sagt Ztoupis: „Manche jeden Tag, manche einmal im Jahr, wenn sie beruflich in Bonn zu tun hatten. Es gibt Kunden, die haben, wenn sie Verwandte auswärts besucht haben, hier Gyros gekauft und mitgenommen.“

Denn auf die Qualität ist die Familie, die als Gastarbeiter aus dem griechischen Trikala nahe den weltberühmten Meteora-Klöstern nach Deutschland kam, stolz: „Wir haben unser Fleisch immer vom Schlachthof bezogen und dann das Gyros selbst zubereitet.“ Ohnehin seien 80 Prozent der angebotenen Speisen selbst gemacht, vor allem von der Mutter, die der Sohn als tragende Stütze des Betriebes bezeichnet.

Elefteria und Efthimios Ztoupis planen nun, sich jetzt zur Ruhe zu setzen und in ihre griechische Heimat zurückkehren. Anders als der Sohn, der mit seiner neu gewonnenen Freizeit erst einmal klarkommen muss. Georgios Ztoupis ist nicht verheiratet: „Ich hatte nie Zeit dafür.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort