Bonner Weihnachtsmarkt Kritik an Kitsch und Kommerz

BONN · Kritik am Weihnachtsmarkt und Meckern über die "Klangwelle": Die Grünen, aber auch die Linken im Stadtbezirk Bonn bewiesen am Dienstagabend in der Sitzung der Bezirksvertretung einmal mehr, dass sie mit beiden Veranstaltungen ihre Probleme haben. Konkret ging es um das so genannte Marktverzeichnis, als die Debatte losbrach.

Den Grünen ist der Kommerz auf dem Weihnachtsmarkt schon lange ein Dorn im Auge, was Ratsfrau Brigitta Poppe mit der Frage umschrieb, wem eigentlich die Stadt gehöre: Den Glühweintrinkern, Shopping-Kunden und Buden-Flanierern? Oder dem ganzen Rest?

"Es gibt noch andere Leute, die nicht auf den Weihnachtsmarkt gehen, sondern die Plätze genießen wollen", sagte Poppe. Auch die "Klangwelle" ist der Partei ein Dorn im Auge, weil sie diese für kitschig hält. Ausgelöst hatte die Diskussion übrigens die Linke, als sie forderte, die "Klangwelle" auf sieben Tage zu beschränken - angesichts der Abnutzungserscheinung und der Werbeorientierung - sowie für den Weihnachtsmarkt einen Beginn erst am Donnerstag vor dem 1. Advent festzulegen, wie dies auch die Kirchen am liebsten wollen. Außerdem solle man bei Großveranstaltungen auf dem Münsterplatz einen Streifen von mindestens zwölf Metern Breite freihalten - damit Radfahrer durchfahren können.

Doch damit stießen sie wieder einmal auf Widerstand. Herbert Spoelgen (SPD) meinte, der Weihnachtsmarkt werde vom ersten (frühen) Öffnungstag an gut besucht, auch von Touristen und Tagesausflüglern. Gereizt reagierte Arno Hospes (CDU): "Wenn das nicht aufhört, stelle ich den Antrag, im nächsten Jahr den Weihnachtsmarkt zu verlängern. Und dafür bekomme ich eine Mehrheit." Man diskutiere "diese tollen Sachen" kaputt.

Hospes' Parteifreund Wolfgang Minnich stieß ins selbe Horn: "Die Klangwelle und der Weihnachtsmarkt sind Erfolgsgeschichten." Dass die Besucher mit den Füßen abstimmen würden, lässt aber auch die FDP kalt. "Nur die Masse zu sehen, ist kein gutes Argument", fand Elmar Conrads-Hassel.

Doch die kritische Haltung der Grünen wurde zumindest in einem Punkt von allen anderen geteilt. Das große, zweistöckige Holzhaus vor dem Kaufhof passte niemandem wirklich. "Das sieht aus wie die 'Puder-Rosa-Ranch' und ist viel zu hoch und zu klobig", sagte Poppe und kündigte an: "Wir werden alles dran setzen, so etwas künftig zu verhindern. Sonst wollen demnächst auch alle anderen Beschicker auf dem Weihnachtsmarkt zweistöckig bauen."

Der Linken-Antrag, die Gasse für Radfahrer freizuhalten, fand wie erwähnt keine Mehrheit. Allerdings hatte Hartwig Lohmeyer (Grüne) viele auf seiner Seite, als er die Situation auf dem Friedensplatz als viel zu eng beschrieb. "Da muss man sich an der Eisbahn und an den Bushaltestellen vorbei quetschen. Deshalb wollen wir das alles mal neu ordnen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort