Pflegenotstand in Krankenhäusern Kritik an hohem Kostendruck

BONN · Nicht nur in Bonn, auch in vielen anderen der rund 2000 Krankenhäuser in Deutschland sprechen die Personalräte von einem Pflegenotstand. Markus Quiske, Sprecher der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKV) macht dafür den hohen Kostendruck auf die Krankenhäuser verantwortlich.

Florian Lanz vom Spitzenverband der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen (GKV), hält dagegen: "Das Problem mit den Pflegekräften in den Krankenhäusern ist hausgemacht", sagte der GKV-Pressesprecher.

"Wir haben jährlich zwischen 6000 und 8000 offene Stellen", berichtet Quiske. In den letzten Jahren seien rund 50 000 Stellen abgebaut worden. "Rund ein Drittel ist aus unserer Sicht dem Kostendruck geschuldet", erklärt er. Das mache die Arbeit auf den Stationen immer unattraktiver.

Rund 65 Milliarden Euro fließen Quiske zufolge von den gesetzlichen Krankenkassen pro Jahr in die Kliniken - als Vergütung für die Versorgung von rund 18 Millionen stationären und 20 Millionen ambulanten Patienten. Der Gesundheitsfonds werde vom Bund mit gegenwärtig 11,5 Milliarden Euro bezuschusst. Seit vielen Jahren werde das Krankenhausbudget jedoch gedeckelt. Wachsende Kosten, wie nach Tarifabschlüssen oder aufgrund steigender Energiepreise, würden kaum berücksichtigt. Die Folge sei weiterer Stellenabbau.

Lanz verweist dagegen auf das von der DKV gemeinsam mit seinem Spitzenverband betriebene Institut für Entgeltsysteme für das Krankenhauswesen, das die Fallpauschalen jährlich neu berechnet. "Wir verständigen uns also gemeinsam, wie die Pauschalen angepasst werden sollen", sagt er. Und: "Die Kliniken sind gut ausgestattet."

Die Ausgaben der GKV seien seit 2006 um rund 15 Milliarden Euro gestiegen. Zudem verfügten die Krankenhäuser auch über Mittel von den Unfallversicherungen und privaten Krankenkassen. Das Gesamtbudget liege derzeit bei 80 bis 90 Milliarden. "Wofür die Krankenhäuser ihre Mittel ausgeben, bleibt ihnen überlassen", erklärt Lanz.

Das Problem liege eher in der dualen Finanzierung. So sind für bauliche Investitionen die Bundesländer zuständig. Weil dieser Topf offensichtlich nicht auskömmlich sei, stopften viele Krankenhäuser die Löcher mit Mitteln für die Patientenversorgung.

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