Lokale Unternehmen benachteiligt? Kritik an Bonner Auftragvergabe zur Gebäudereinigung

Bonn · Innungs-Obermeister Dirk Müller kritisiert die Ausschreibung der Stadt Bonn für die Gebäudereinigung. Lokale Unternehmen würden dabei benachteiligt.

Mit dieser Ausschreibung wirbelt die Stadtverwaltung viel Staub auf: Die Gebäudereinigerinnung Bonn/Rhein-Sieg und die Kreishandwerkerschaft werfen der Kommune vor, bei neuen Reinigungsaufträgen für fast alle städtischen Gebäude einheimische Firmen massiv zu benachteiligen. „Das ist nah am Schildbürgerstreich“, wettert Dirk Müller, der Obermeister der Innung. Die Stadt weist die Angriffe zurück.

Die Fakten: Bonn schreibt zum 1. September die Reinigung von 292 der insgesamt 315 städtischen Gebäude aus – vom Bürokomplex über die Schule bis zum Kunstmuseum. Die alten Verträge laufen laut Presseamt alle gleichzeitig aus, weil in der Vergangenheit bei einigen davon „aus organisatorischen Gründen“ die Laufzeit verlängert worden sei. Sieben der neuen Verträge sollen drei Jahre laufen, acht weitere nach vier Jahren enden. Es geht um die Reinigung von insgesamt 700.000 Quadratmetern.

Die Kritik:Innung und Kammer halten einzelne Vergabelose für viel zu groß. Los Nummer 12 etwa enthält 29 Gebäude mit zusammen 65.000 Quadratmetern Grundreinigungsfläche. Wer sich um ein solches Los bewirbt, muss der Stadt drei Referenzaufträge in vergleichbarem Umfang nachweisen. „Damit sind 90 Prozent der Betriebe in der Region ausgeschlossen“, bemängelt Obermeister Müller. „Kleine und mittlere Firmen werden durch bundesweit aktive Konzerne verdrängt.“ Die meisten Großen der Branche verfügen aber nicht über eigene Strukturen in Bonn. „Betriebe aus der Region haben deshalb die Sorge, dass ihnen Mitarbeiter abgeworben werden“, ergänzt Oliver Krämer, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft.

„Die neue Ausschreibung ist eine Zumutung“, findet auch Otto Schoen, Eigentümer der alteingesessenen Firma Puliere in Bonn. „Die meisten Innungsbetriebe können die geforderten Referenzen für die großen Lose gar nicht vorlegen.“ Nach der Veröffentlichung sei zudem nur wenige Tage Zeit gewesen, die ausgeschriebenen Objekte zu besichtigen. Schoen (77) beschäftigt nach eigenen Angaben etwa 180 Mitarbeiter und putzt seit 50 Jahren im Auftrag der Stadt Bonn. Auch jetzt hat er Gebote abgegeben – und hofft, „dass nicht so viele Konzerne auf unseren Markt drängen“.

Die Reaktion:Die Stadtverwaltung verteidigt die Art der Ausschreibung. Es gebe kleine Lose, für die Firmen mit einem Mindestjahresumsatz von 100.000 Euro in Frage kämen, so das Presseamt. Bei den großen Losen liege die Schwelle bei etwa 1,2 Millionen Euro. Unter den 40 hiesigen Innungsfirmen hätten mehr als 30 Prozent einen Jahresumsatz, der teils erheblich über einer Million Euro liege – sie seien also leistungsfähig genug für die Aufträge. „Nach einer ersten Bewertung der Ausschreibung ist festzuhalten, dass der Sitz von zwei Drittel der beteiligten Firmen in einem Umkreis von unter 100 Kilometer zu Bonn liegt“, unterstreicht Andrea Schulte aus dem Presseamt. Kleinere Firmen könnten sich zu Bietergemeinschaften zusammenschließen.

Stadtdirektor Wolfgang Fuchs stellte in einer Antwort auf einen Beschwerdebrief der Innung klar, dass an der Ausschreibung nichts geändert werde. Ziel sei dabei auch ein „für die Stadt handhabbares Vertragsleben“ gewesen. Wegen der besonderen Anforderungen im schulischen Bereich seien zudem „eine gewisse Betriebsgröße und ein angemessener Organisationsgrad“ notwendig. Die Reinigungsaufträge sollen bis zum Monatsende vergeben werden.

Schultoiletten sollen öfter geputzt werden

Mehr Augenmerk legt die Stadt dabei auf die Schulen: Die Schülertoiletten sollen ab September doppelt so häufig gereinigt werden wie bisher, um die Sauberkeit zu erhöhen. Das gelte für 76 der 82 ausgeschriebenen Schulen, so das Presseamt. Sechs Schulen hätten sich gegen eine Zwischenreinigung entschieden. Die Stadt will Kontrolleure einstellen, die die Qualität der Arbeit vor Ort überprüfen sollen.

An den seit Jahren umstrittenen Leistungswerten für die Gebäudereinigung ändert die Stadt übrigens nichts. Diese legen fest, wie viel Fläche in welcher Zeit zu reinigen ist. Kritiker wie Innungsobermeister Müller halten die Bonner Vorgaben für zu hoch. Die Kommune beruft sich auf Empfehlungen der RAL Gütegemeinschaft Gebäudereinigung.

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