Ausstellung "Selfie" im Künstlerforum Kreative Seiten der Selbstdarstellung

BONN · Künstlergruppe Amorph zeigt im Künstlerforum die spannende Ausstellung "Selfie", die am Freitag mit Musik und Performances eröffnet wurde.

Durchblick und Spiegelung: Die Flötistin Theresa Wirtz spielt zur Eröffnung der Ausstellung.

Durchblick und Spiegelung: Die Flötistin Theresa Wirtz spielt zur Eröffnung der Ausstellung.

Foto: Volker Lannert

Selbstverliebte Menschen haben an diesem Spiegel keinen Spaß: Im "Egomanischen Selfomat" sieht man vieles, wenn man davor steht, aber nicht sich selbst. Der Künstler Men Duri Melcher hat Spiegelscherben auf einer gewölbten Oberfläche befestigt, die Mitte der Konstruktion bildet ein großes Loch. Zu sehen ist das derzeit im Künstlerforum, wo die Künstlergruppe Amorph am Freitag die Ausstellung "Selfie" mit Musik und Performances eröffnete.

Die Gruppe sieht sich laut Jérôme Padilla als Plattform für Künstler, "um auf bestimmte Themen zu reagieren". Man hatte sich schon mit August Macke und dem Buch beschäftigt, in der dritten Ausstellung geht es um Selbstdarstellung. Dazu haben rund 40 Kreative Beiträge aller Art geliefert.

Darunter sind neben gemalten Selbstporträts und Darstellungen des Selfie-Machens auch zwei Schwarz-Weiß-Fotografien von Chiara Theodossiou, Padillas Tochter. Die 19-Jährige hat sich selbst mit dem Smartphone abgelichtet. "Das Konzept ist, dass man mich nicht sofort erkennen kann." Dabei hat sie mit Licht und Schatten gearbeitet, man sieht nie ihr ganzes Gesicht. "Sonst versucht man, die schönsten Seiten von sich wiederzugeben." Sie wollte dem entgegenwirken.

Portäts im "Facebox"

Ahad Porahmadian schuf einen Wasserspiegel in einem Bottich mit schwarzer Innenseite, Miriam Hamel gestaltete einen Orientteppich zu einer "Läuferin", Franca Perschen zeichnete Selfie-Bilder aus dem Internet umrissartig nach. Jennie Maus, Ben Beyer und Tobias Stutz haben die "Facebox" geschaffen: Ausstellungsbesucher setzen sich hinein, blicken fünf Minuten in einen Spiegel und erhalten dann ein Porträt, das in dieser Zeit auf der anderen Seite des Spiegels angefertigt wird.

Die drei Künstler gehören zur neuen Ateliergemeinschaft "Kunstbrennerei" in der Kölnstraße und haben die Box im Stil eines Passfotoautomaten geschaffen. "Wir gehen drei Schritte zurück und machen das alles per Hand", so Maus. Im "Selfie-Labor" von Miriam Hamel und Ali Monzavi können sich Besucher vor dem Abbild des Eiffelturms mit einem roten Regenschirm selbst fotografieren. Solche Selfies bedeuteten Aufwertung, sagte Monzavi: "Es zeigt, ich kann es mir leisten, nach Frankreich zu fahren."

Selfies sind schnell gemacht und erzeugen keine Kosten - scheinbar: "Aber das ist ein Trugschluss. Wenn man Bilder im Internet veröffentlicht, weiß man nicht, was damit passiert." So trete man etwa Rechte an Anbieter ab, über die man die Bilder versendet.

Drang zur Selbstdarstellung seit der Antike

Der Drang zur Selbstdarstellung sei nicht neu, so Padilla: Seit der Antike hätten sich Herrscher gerne selbst dargestellt, später auch Künstler. "Rembrandt hat sich über 100-mal selbst dargestellt." Heute nehme das aber andere Dimensionen an - einfach weil es möglich ist.

Die Ausstellung "Selfie" im Künstlerforum, Hochstadenring 22, ist bis 24. Januar zu sehen. Am Samstag, 23. Januar, findet ab 19 Uhr die Finissage als "Selfie-Party" statt. Infos auf www.kuenstlerforum-bonn.de und www.amorph-art-ist.com.

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