Neunjähriger aus Bonn Krankenkasse übernimmt Kosten für neuen Reha-Buggy

Bonn · Auch nach dem langen Osterwochenende gibt es noch keine Spur vom Reha-Buggy des neunjährigen Kacper aus Bonn, der am Freitag gestohlen wurde. Die Welle der Hilfsbereitschaft ist deutschlandweit groß. Auch die Krankenkasse will schnell helfen.

 Der alte Buggy ist viel zu klein für Kacper. Bis Ersatz für seine gestohlenen Spezialanfertigung da ist, muss er aber reichen.

Der alte Buggy ist viel zu klein für Kacper. Bis Ersatz für seine gestohlenen Spezialanfertigung da ist, muss er aber reichen.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Bonner Polizei hat aktuell noch keine Hinweise zu dem verschwundenen Reha-Buggy des neunjährigen Kacper. Wie berichtet, wurde der Wagen des schwer behinderten Jungen in der Nacht zu Karfreitag aus dem Hausflur des Mehrfamilienhauses am Kaiser-Karl-Ring in Bonn von bislang unbekannten Tätern gestohlen. Kacper leidet unter dem Dravet-Syndrom, einer schweren Form der Epilepsie, und kann nur kurze Strecken zu Fuß gehen. Deshalb ist der Buggy für die Familie Wilde-Kawa so wichtig, denn dank ihm kann Sohn Kacper zur Schule gehen und Ausflüge mit seinen Eltern machen. "Wir wissen nicht, wie wir ohne den Buggy klar kommen sollen", sagte Bernadeta Wilde-Kawa am Dienstagmorgen gegenüber dieser Zeitung.

Am Nachmittag gab es dann gute Nachrichten von der Techniker-Krankenkasse (TK), bei der der Junge versichert ist. "Wir hatten am heutigen Tag schon Kontakt mit der Mutter gehabt. Sobald wir eine Kopie der Anzeige bei der Polizei vorliegen haben sowie einen neuen Kostenvoranschlag eines Sanitätshauses für den neuen Buggy, werden wir den Antrag umgehend genehmigen und den Auftrag in die Wege leiten", versicherte TK-Pressesprecher Christian Elspas auf Anfrage dieser Zeitung. "Für die Familie werden keine neuen Kosten entstehen." Laut Elspas werde dies auch bei anderen Diebstahl-Fällen von der TK so gehandhabt. Allerdings sei bei so individuell angepassten Buggys oder Rollstühlen immer eine Einzelfallprüfung notwendig.

Um 2 Uhr in der Nacht zu Freitag hatte ein Nachbar den Buggy noch verschlossen im Hausflur gesehen, am Morgen um 9 Uhr war er dann verschwunden. Die Familie erstattete sofort eine Anzeige, große Hoffnung machten die Polizisten ihnen aber nicht. "Der Buggy hat keine Rahmennummer, nach der wir fahnden können", sagte Polizeisprecher Simon Rott. Allerdings hat die Bonner Polizei am Dienstag die Ermittlungen noch einmal intensiviert, wie Bernadeta Wilde-Kawa berichtete. "Die Polizei hat sich Bilder des Buggys besorgt und geschaut, ob es hier im Umfeld Kameras gibt." Am Nachmittag veröffentlichte die Polizei dann auch einen Suchaufruf samt Fotos.

Der Reha-Buggy ist speziell auf Kacper und seine Bedürfnisse angepasst. Erst vor rund einem Jahr bekam die Familie diesen von der Krankenkasse gestellt, musste dafür aber auch einen Teil der Kosten des rund 4000 Euro teuren Gefährts übernehmen. Aktuell hilft sich die Familie mit einem alten Buggy, aus dem Kacper allerdings herausgewachsen ist. "Er wächst im Moment auch sehr schnell." Der Ersatz-Buggy ist nach Angaben der Mutter allerdings nicht voll funktionsfähig und hat noch ein viel schwerwiegenderes Problem: "Kacper kann sich hier selbst abschnallen und weglaufen", erklärt Wilde-Kawa. Bei seiner Krankheit sehr gefährlich. Umso wichtiger, dass schnell wieder ein auf seine Bedürfnisse angepasster Buggy für die Familie bereitsteht. "Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen", sagt Wilde-Kawa nach dem Gespräch mit der Krankenkasse. Sie sei überrascht gewesen, wie unkompliziert das Gespräch gelaufen sei.

In den vergangenen Tagen hatten sich bereits zahlreiche Nutzer in den sozialen Netzwerken zusammengefunden und ihre Hilfe angeboten. Wilde-Kawa hatte noch am Freitag einen Facebook-Post abgesetzt, der mittlerweile über 22.000 Mal geteilt wurde. Auch die Berichterstattung dieser Zeitung erreichte in den sozialen Netzwerken mehrere hunderttausend User. "Gibt es schon ein Spendenkonto?" oder auch "Es wäre doch ein Witz, wenn wir die 4000 Euro nicht zusammenbekommen sollten", sind nur zwei der vielen Hilfsangebote aus dem Netz. "Wir sind sehr dankbar", sagt die 33-jährige Mutter. Durch die Zusage der Krankenkasse, schnell und vor allem kostenfrei zu helfen, ist das nun nicht mehr notwendig.

Gesucht wird aber auch weiterhin noch der gestohlene Reha-Buggy. Wer Hinweise geben kann, wird gebeten, sich bei der Polizei unter 0228/150 zu melden.

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