Grundsanierung bis zu 40 Millionen Euro teuer Kostenexplosion bei Beethovenhalle

BONN · Allein die Grundsanierung der Beethovenhalle soll 31 Millionen Euro kosten, Stadtdirektor Wolfgang Fuchs geht sogar eher von 40 Millionen aus. Er stellte am Donnerstag die Kostenschätzungen der Fachplaner für drei Sanierungsvarianten vor - und die Ergebnisse liegen weit höher als ursprünglich kalkuliert.

Wie berichtet, war man bisher davon ausgegangen, die Mängel und Schäden an der Beethovenhalle ließen sich für 15 Millionen beseitigen.

Drei Sanierungs- beziehungsweise Ausbaumöglichkeiten sollte die Verwaltung laut Ratsbeschluss vom Juli 2013 prüfen. Neben den reinen Sanierungskosten sollte auch berechnet werden, was der Ausbau der Beethovenhalle zu einer sogenannten Multifunktionshalle und einer laut Fuchs "First-Class-Konzertstätte" kosten würde. Der Ausbau zur Multifunktionshalle würde mit 56 bis 70 Millionen Euro, zu einem hochwertigen Konzertsaal mit 69 bis 90 Millionen Euro zu Buche schlagen.

Unter diesen Umständen schlägt der Verwaltungsvorstand vor, die teuerste Variante fallen zu lassen und nun erst einmal die beiden ersten Varianten weiterzuplanen - bis zur endgültigen Entscheidung des Rates über die Zukunft des Festspielhauses. Die Planungskosten würden dann bei rund 3,25 Millionen Euro liegen.

Das Dilemma: Bis zum Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 will man einen hochwertigen Konzertsaal haben. Das Festspielhaus, dessen Bau privat finanziert werden soll, würde den städtischen Haushalt mit rund 15 Millionen Euro belasten. Sie setzen sich zusammen aus rund 4,4 Millionen Euro, um für den Neubau ein baureifes Grundstück neben der Beethovenhalle bereitzustellen und zehn Millionen Euro für das Stiftungskapital. Diese 15 Millionen würde man lediglich bei der Luxussanierung der Beethovenhalle einsparen - es sei denn, der Rat beschließt, dass eine Multifunktionshalle ausreicht.

Variante 1: Hier geht es lediglich um den Erhalt des Status quo, so Fuchs. Für 31 bis 40 Millionen Euro sollen unter anderem der Brandschutz verbessert sowie das Dach, die Fassade und insbesondere die Gebäudetechnik, die völlig überaltert ist, saniert werden. Die akustischen Bedingungen, die in der Vergangenheit immer wieder kritisiert wurden, blieben unverändert. Bei den Toiletten wird nur das Notwendigste repariert, die Glasmosaikfassade am Restaurant ist so stark beschädigt, dass sie ausgetauscht werden muss. Dies wäre eine Minimallösung, wenn das Festspielhaus käme.

Variante 2: Neben der Grundsanierung gibt es für 56 bis 70 Millionen Euro mehr Verbesserungen in der Technik und der Akustik auf der Bühne, außerdem einen Ausbau des Studios zum Probenraum für das Beethoven Orchester, verbesserte Stimmzimmer, Garderoben und Aufenthaltsräume, und auch der Bürotrakt wird modernisiert. In dieser Variante wird der Außenbereich komplett überarbeitet. Einen hochwertigen Konzertsaal gäbe es immer noch nicht. Die Stadt würde wohl weiterhin ihre 15-Millionen-Euro-Beteiligung am Festspielhaus einbringen.

Variante 3: In der Luxusversion kommt noch die raumakustische Ertüchtigung hinzu. Dazu wird der Saalboden um etwa zwei Meter abgesenkt. Dafür müssen sämtliche technischen Versorgungsleitungen und Strukturen verlegt werden. Auch im Studio wird der Boden abgesenkt, so dass dort auch ein "zeitgemäßer" Kammermusiksaal entsteht.

Das Pantheon: Nicht berücksichtigt ist in allen Varianten der Plan der Stadt, im Forum Süd das Pantheon unterzubringen. Die Kleinkunstbühne muss, wie berichtet, in einem Jahr aus dem Bonn-Center ausziehen, weil das Gebäude abgerissen werden soll. Um das Pantheon in der Beethovenhalle zu integrieren, muss umgeplant werden. Dafür hat die Verwaltung weitere Planungskosten von 150 000 bis 500 000 Euro veranschlagt. Ein Umbau zu einer eigenen Theatereinheit mit entsprechenden Büroräumen, Bühnenlager und akustischer Trennung zur Beethovenhalle kostet laut Fuchs wohl "bis zu fünf Millionen Euro".

Für den Verwaltungsvorstand sei indes klar, dass die Stadt "die Verpflichtung hat, die Beethovenhalle zu erhalten", so Fuchs. Man sei nach wie vor davon überzeugt, dass beides zu realisieren ist: ein neues Festspielhaus und die Sanierung der Beethovenhalle - unter der Bedingung, dass der Bau und der Betrieb des Festspielhauses privatwirtschaftlich erfolge. Für den Umbau der Beethovenhalle stellen die Festspielhaussponsoren jedenfalls keinen Cent in Aussicht.

Der Zeitplan: Eine Entscheidung über die Sanierungsvariante für die Beethovenhalle soll erst mit der Entscheidung über das Festspielhaus, spätestens Ende 2015, getroffen werden, um den Zeitplan für das Beethovenjubiläum 2020 nicht zu gefährden. Bis dahin wird die Entwurfsplanung erarbeitet. Am 29. April werden die Sanierungsvarianten in einer gemeinsamen Sitzung von Kultur-, Betriebs- und Unterausschuss Denkmalschutz vorgestellt, der Rat soll am 7. Mai entscheiden, dass weitergeplant werden kann.

Genehmigungs- und Ausführungsplanung könnte 2016 starten, der Bauantrag bis März 2016 eingereicht werden. Baubeginn wäre Oktober 2016, nach Abschluss des Beethovenfestes. Die Fertigstellung ist für September 2018 vor Beginn des Beethovenfestes terminiert. Bei Variante 2b müsste mit einer Bauzeit bis ins erste Quartal 2019 gerechnet werden.

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