Sanierung wird noch teurer Kosten für Beethovenhalle steigen im Millionentakt

Bonn · Die Baufirma verlangt für den Auftrag der Sanierung der Beethovenhalle 133 Prozent mehr, als die Stadt kalkuliert hat. Auf Ausschreibungen folgten nur wenige Gebote.

Als die schlechten Nachrichten am späten Donnerstagabend hinter verschlossenen Türen verkündet wurden, kam im Stadtrat nicht einmal mehr eine Diskussion auf: Die Sanierungskosten der Beethovenhalle explodieren weiter. Ging die Stadtverwaltung noch im Januar von rund 61,5 Millionen Euro aus, steht die Prognose jetzt schon bei 75,2 Millionen Euro (mit Mehrwertsteuer).

Bereits vor der Ratssitzung hatte eine Firma aus Koblenz per Dringlichkeitsentscheidung den Zuschlag für Roh- und Stahlbauarbeiten erhalten. Sie verlangt mit 2,4 Millionen Euro (mit Mehrwertsteuer) rund 133 Prozent mehr, als die Stadt kalkuliert hat. Eine andere Firma aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis hatte sogar 3,7 Millionen Euro gefordert. Das Angebot der Koblenzer ging am 11. Oktober ein, und schon zwei Tage später war die Verwaltungsvorlage zur Vergabe fertig: In dieser Zeit prüften die städtischen Projektsteuerer und kamen zum Schluss, dass der Preis angemessen sei. Die „Kleinteiligkeit der Bauleistungen“ sowie aufwendige Transportwege innerhalb des Gebäudes seien vorab bei der Budgetkalkulation nicht ausreichend berücksichtigt worden, heißt es in dem Papier.

Ähnliches gilt demnach für die Ausschreibung von Tischlerarbeiten. Der Zuschlag geht für 2,3 Millionen Euro an eine Firma aus Baden-Württemberg – 90 Prozent mehr als im Budget stand. Die Tischler restaurieren und rekonstruieren Saalverkleidungen, Bühnenrückwände, Brüstungen und 44 Holztüren in der Halle. Auch dieses Angebot prüfte die Stadt zwei Tage lang. Ergebnis: Die Firma habe „die Restaurierung . . . unter Beachtung des Denkmalschutzes mit einem höheren Zeitaufwand kalkuliert“ als in der Kostenberechnung für das Gesamtprojekt berücksichtigt war. Es gab ohnehin nur ein einziges Konkurrenzangebot – das noch teurer war. Den Rohbauauftrag wollten auch nur drei Firmen haben. Da die Sanierung bis Dezember 2018 abgeschlossen sein muss, hat die Stadt zudem kaum Verhandlungsspielraum.

Der Bürger Bund Bonn nimmt die Kostenexplosion zum Anlass für heftige Kritik an Stadtdirektor Wolfgang Fuchs, der das Projekt politisch steuert. „Die von CDU, FDP und Grünen beschlossene Luxussanierung entwickelt sich zum Fass ohne Boden“, wettert Fraktionschef Marcel Schmitt. „Herr Fuchs ist als Projektbeauftragter offensichtlich überfordert.“

Zumindest bei der Bühnenmaschinerie, mit 2,9 Millionen Euro veranschlagt, scheint es aber besser zu laufen: Die Vergabe sei innerhalb des Budgets erfolgt, so die Verwaltung.

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