Spazierwege an der Bonner Waldau Kopfbuchen bleiben stehen

Venusberg · Sie sind eine Attraktion im Stadtwald auf dem Venusberg: die Kopfbuchen. Die ältesten Bäume sind Stadtförster Sebastian Korintenberg zufolge um die 250 Jahre alt, die jüngsten 150 Jahre. Einige von ihnen sind allerdings stark umsturzgefährdet, deshalb soll ein Weg, der an ihnen vorbeiführt, jetzt gesperrt werden.

 Die Kopfbuchen auf dem Venusberg ernten von den Spaziergängern und Radfahrern immer wieder bewundernde Blicke.

Die Kopfbuchen auf dem Venusberg ernten von den Spaziergängern und Radfahrern immer wieder bewundernde Blicke.

Foto: GA-Grafik

Das beschloss am Dienstagabend, wie berichtet, die Bezirksvertretung Bonn nach einer mehr als einstündigen Debatte mit Mehrheit. Bezirksverordneter Peter Kern plädierte hingegen für die Fällung der altersschwachen Bäume, damit der Weg – wie von vielen Bürgern gefordert – offen bleiben könne für die Spaziergänger. Wolfgang Maiwald sprach sich ebenfalls gegen eine Sperrung aus. Seine CDU-Fraktion enthielt sich später der Stimme.

Stadt könnte bei einem Unfall haftbar gemacht werden

Die Verwaltung machte dagegen deutlich: Normalerweise darf man den Wald überall betreten, halt auf eigene Gefahr, und man muss sich auch nicht ans Wegesystem halten. „So steht es im Bundesforstgesetz“, sagte Henning Lotz vom städtischen Rechtsamt. Denn es sei unmöglich, sämtliche Bäume im Wald zu kontrollieren, „das ist einfach nicht machbar“. Anders sehe die Sache aus, wenn die akute Gefahr bekannt sei, wie im Fall der Kopfbuchen. Der Fachmann spreche dann von einer „Megabaumgefahr“.

Auch wenn es noch keine höchstrichterliche Entscheidung zu dem Thema gebe, so müsse man davon ausgehen, dass die Stadt bei einem Unfall mit Verletzungs- oder gar Todesfolge unter Umständen haftbar gemacht werden könne. Ausnahme: Wenn ein Weg abgesperrt wird. Weil es sich bei den Kopfbuchen um ein einzigartiges Ensemble handele, plädiere die Verwaltung deshalb, die Bäume stehen zu lassen und den Weg zu sperren. David Baier vom Amt für Stadtgrün erklärte außerdem, diese Bäume könnten trotz ihres altersschwachen Zustands möglicherweise noch 15 bis 20 Jahre stehen bleiben. Würden sie jetzt gefällt, erhöhe das zusätzlich die Windlast auf andere Bäume.

Herbert Spoelgen (SPD) erinnerte daran, die Bezirksvertretung habe dem Bau eines neuen Holzsteges in dem Waldabschnitt zugestimmt, auf dem man aus einer sicheren Entfernung dieses einzigartige Kopfbuchenensemble bewundern könne. „Wir wollen diese Bäume auf jeden Fall erhalten und dafür lieber den Weg offiziell sperren“, betonte Spoelgen. Brigitta Poppe von den Grünen hat zwar Verständnis für die Bürger, die sich vehement gegen eine Sperrung ausgesprochen haben. Aber würde der Weg nicht gesperrt, hätte das unweigerlich die Fällung der Bäume zur Folge und damit die Zerstörung der dortigen Artenvielfalt. „Wenn wir uns als UN-Stadt der Artenvielfalt rühmen, müssen wir auch alles tun, um sie zu erhalten“, sagte sie. „Und was ist das überhaupt für eine Logik, die Buchen zu fällen, um den Kopfbuchenwald weiterhin begehbar zu machen?“

Der Weg wird mit Gefahrenhinweisen ausgeschildert

Ursprünglich hatte die Verwaltung vorgeschlagen, den Weg aufzugeben und zu renaturieren. Auf Vorschlag von Elmar Conrads-Hassel (FDP) soll er jetzt lediglich mit Baustämmen abgesperrt und Schildern versehen werden, die auf die Gefahr hinweisen. Dann könne jeder Spaziergänger selbst entscheiden, ob er den Weg nutzt.

Johannes Schott vom Bürger Bund kündigte an, diesen Beschluss beanstanden zu wollen. Denn laut Landschaftsplan dürfe kein Weg im Wald verändert werden. Außerdem befürchtet er, dass aufgrund der Argumentation der Verwaltung demnächst weitere Wege gesperrt würden. Das wiederum wies die Verwaltung zurück. Normalerweise würden sturzgefährdete Bäume gefällt, sagte Baier. „Dabei sind auch schon viele Kopfbuchen gefallen“, In diesem Fall gehe es aber um den Erhalt eines ganz besonderen Ensembles.

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