Provisorische Lösung in Bonn Kontroverse um Verkehrsführung auf dem Cityring

Bonn · Der Verwaltungsvorschlag zu Änderungen auf dem Cityring und in der Kaiserstraße stoßen auf unterschiedliches Echo. Der Plan sieht vor, die provisorische Verkehrsführung auch über den 31. März hinaus weiterzuführen.

 Ein Schild weist die neue Verkehrsführung in der Bonner Innenstadt aus.

Ein Schild weist die neue Verkehrsführung in der Bonner Innenstadt aus.

Foto: Benjamin Westhoff

Der Vorschlag der Verwaltung, die provisorische Verkehrsführung mit dem erweiterten Cityring und auf der Kaiserstraße auch über den 31. März hinaus weiterzuführen, stößt nicht nur innerhalb der Politik auf geteiltes Echo. Wie berichtet will die Stadt den Verkehrsversuch bis zum Sommer verlängern. Der Stadtrat soll am 18. Juni das weitere Vorgehen beschließen. Die Verwaltung begründet das Vorgehen mit den hohen Kosten für einen Rückbau. Zwei Ausnahmen will sie aber machen: Die Stockenstraße soll als Durchfahrt für Autos aus Richtung Hofgarten wieder geöffnet werden. Und Pkw aus Süden sollen die Kaiserstraße wieder bis zum Hauptbahnhof durchfahren können, das Rechtsfahrgebot in die Nassestraße würde also aufgehoben. Die Verwaltung begründet diese Abkehr von der Versuchsanordnung mit dem relativ geringen Aufwand.

Zwar haben die planungspolitischen Sprecher von CDU und FDP, Bert Moll und Frank Thomas, angekündigt, ihre Fraktionen wollten die Beschlussvorlage mittragen. Doch ist fraglich, ob sie eine Mehrheit findet. Die Grünen als Koalitionspartner sehen die genannten Ausnahmen kritisch. Ihr Planungsexperte Hartwig Lohmeyer hält es nicht für richtig, die Kaiserstraße ganz zu öffnen. Er befürchtet dort eine Zunahme des Autoverkehrs. Was die Stockenstraße betrifft, sei es durch das jetzige Durchfahrtverbot gelungen, die Rathausgasse zu beruhigen. Lohmeyer sieht eigentlich den rechten Zeitpunkt für eine Radspur gen Rhein vor der Uni („Am Hof“) gekommen, er erinnert an einen laufenden Prüfauftrag. „Alleine ist dafür derzeit keine politische Mehrheit in Sicht.“ Es sei sinnvoll, vor weiteren Änderungen die für April angekündigten Ergebnisse der Verkehrszählung abzuwarten und politisch zu bewerten.

Moll hält es allerdings ebenso wie Thomas für richtig, dass „die beiden Schikanen für Autofahrer an Kaiserstraße und Stockenstraße wegkommen“. Es sei für Autos schwer, von der Franziskanerstraße auf die B 9 zu gelangen, weil es dort sehr eng zugehe. Zur Schleife Nassestraße/Lennéstraße lägen viele Bürgerbeschwerden vor.

SPD und Linke kündigten an, der Verwaltungsvorlage nicht zustimmen zu wollen. Die SPD halte an ihrem Ziel fest, den Cityring so zu kappen, dass eine Zufahrt zum Hauptbahnhof nur über den Linksabbieger vom Belderberg zum Bertha-von-Suttner-Platz möglich wäre. Für die Kaiserstraße schlägt sie den einst vom Planungsausschluss gefassten und dann gekippten Beschluss vor,  Einbahnstraße und Umweltspur in der Richtung zu drehen. Die Linke lehnt Durchfahrten für Stockenstraße und Kaiserstraße ab.

Der Einzelhandelsverband Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen plädiert dafür, den Versuch nach der für März angedachten Verkehrszählung wie angekündigt zum 31. März zu beenden. Die Politik stehe bezüglich des Termins im Wort. Der Handel nehme einen Rückgang der Besucher  und Umsätze in der City wahr. Auch Ärzte und andere Dienstleister beschwerten sich wegen der schlechten Erreichbarkeit, sagte der Vorsitzende Jannis Vassiliou.

Eine andere Auffassung vertritt Werner Böttcher vom Fahrradclub ADFC: Es sei unlogisch, den Verkehrsversuch wieder abzuändern, um ihn dann nach einem möglichen Beschluss im Sommer möglicherweise ein weiteres Mal anzupassen.

Der Planungsausschuss wird sich morgen mit dem Cityring befassen. Entscheidungsgremium ist der Stadtrat, der am 6. Februar tagt.

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