Ärger um digitale Fahrkarte Kontrolleure in Bonn erkennen Handyticket nicht an

Bonn · Den Stadtwerken zufolge ist es ein Einzelfall: Ein Bonner kauft eine digitale Fahrkarte, die bei der Kontrolle nicht anerkannt wird. Streitpunkt ist die Zwei-Minuten-Frist.

 Schwierigkeiten hatte ein Bonner mit seinem Handyticket.

Schwierigkeiten hatte ein Bonner mit seinem Handyticket.

Foto: picture alliance / dpa

Kein Warten vor dem Fahrkartenautomaten, keine Suche nach Münzen. Wer seine Fahrkarte über sein Smartphone kauft, der braucht nur wenige Klicks, bevor er in Bahn oder Bus steigen kann. Für Markus Goller lief der Ticketkauf allerdings nicht so reibungslos ab. „Nach erfolgreicher Bezahlung erhält man als Kunde die Info, das Ticket sei 'sofort gültig'. Trotz dieser offiziellen Info der SWB-App erkennen die Kontrolleure ein Ticket nicht an, wenn es nicht zwei Minuten vor Besteigen der Bahn gekauft ist“, erzählt Goller.

Was er erlebt hat: Der Bonner stieg Anfang Juni um 15.34 Uhr an der Haltestelle Uni/Markt in die Linie 16. Das Ticket hatte er um 15:31 Uhr über die Handy-App der Stadtwerke Bus und Bahn (SWB) „SWB Easy.GO“ gekauft. Eine Station später, an der Haltestelle Juridicum, stiegen Kontrolleure der Stadtwerke ein und überprüften sein Ticket. Aufgrund der kurzen Zeitspanne zwischen Kauf und Kontrolle erkannten sie die Fahrkarte nicht an und verhängten ein Bußgeld.

Stadtwerke entschuldigen sich

„Ich habe gegen das erhöhte Beförderungsentgelt schriftlich Widerspruch eingelegt. Nachdem ich eine Woche lang nichts von den SWB gehört hatte, habe ich wenigstens um eine Eingangsbestätigung nachgefragt“, sagt Goller. Wie kommt es zu der Irritation um die Zwei-Minuten-Frist, die in keinem Infotext der App erwähnt wird? Die App besagt lediglich, dass eine Fahrkarte vor Betreten des Verkehrsmittels erworben werden muss. Die Zwei-Minuten-Frist ist eine Orientierungshilfe für die Kontrolleure, um nachvollziehen zu können, wann das Ticket gekauft wurde, wie Michael Henseler von den Stadtwerken erklärt. Dadurch soll ausgeschlossen werden, dass ein Fahrgast erst eine Fahrkarte kauft, wenn er die Kontrolleure in Bus und Bahn erblickt.

Die Mitarbeiter orientieren sich dabei an einer Regelung des Anbieters „HandyTicket Deutschland“. Um Schwarzfahrer vor einem überstürzten Ticketkauf zu sichern, läuft dabei im Hintergrund der App eine Uhr ab. Nach dem Kauf beginnt der Zähler bei 0:00 zu starten und zählt bis zur Minute 2:00 hoch. Wenn diese Frist abgelaufen ist, bleibt der Zähler stehen und blinkt. Auf die Gültigkeit der Fahrkarte hat dieser Countdown allerdings keine Auswirkungen.

Das Ticket von Markus Goller war demnach ebenfalls gültig. „Das Problem war hier, dass das Ticket zwischen den Haltepunkten gesendet wurde und somit für den Prüfer den Anschein erweckte, dass dieses erst bei „Sichtung des Prüfpersonals“ gekauft wurde“, erklärt Henseler. In diesem Fall hätten die Kontrolleure die Situation falsch bewertet. Die Stadtwerke haben mit Goller Kontakt aufgenommen, sich für die Umstände entschuldigt und das Bußgeldverfahren eingestellt. „Dies ist der erste Fall, mit dem wir in dieser Form konfrontiert wurden“, so Henseler. Bisher waren Probleme lediglich aufgrund von Verbindungsstörungen beim Kauf einer Fahrkarte aufgetreten, vor allem in U-Bahn-Bereichen mit schlechterem Internetempfang.

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