Bonn International Center for Conversion Konfliktberatung aus Bonn

BONN · "Was wir tun, ist natürlich nicht ohne Gefahren", erläutert Conrad Schetter. Der wissenschaftliche Direktor des Bonn International Center for Conversion, kurz BICC, erzählt über ein aktuelles Projekt zur Kleinwaffenkontrolle, das sein Institut mit zwei Mitarbeitern aktuell im Sudan unterstützt.

Die 1994 auf eine gemeinsame Initiative des damaligen NRW-Ministerpräsidenten Johannes Rau und von UN-Generalsekretär Kofi Annan gegründete Organisation ist heute eines der fünf führenden deutschen Friedensforschungsinstitute. Die Gefahr, sich instrumentalisieren zu lassen, schätzt der Professor für Friedens- und Konfliktforschung als durchaus real ein: "Tun wir das Richtige? - diese Frage treibt mich und meine Kollegen schon das ein oder andere Mal um", so der Wissenschaftler. "Letztendlich können wir aber nur nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden."

Was sind die Hauptaufgaben des BICC?

Das BICC ist ein internationales Friedens- und Konfliktforschungszentrum, das anwendungsorientiert und transdisziplinär forscht: "Unsere Arbeit fußt auf der Prämisse, dass Frieden nicht mit militärischen Mitteln erreicht werden kann, sondern nur durch zivile Krisenprävention, Konfliktlösungsstrategien und Friedenskonsolidierung", erklärt Schetter sein Credo. "Auf dieser Grundlage bieten wir Politikberatung und leisten Beiträge zu öffentlichen Debatten." Unter dem Motto "Konversionsforschung für eine friedlichere Welt" will das BICC einen Beitrag zum friedenspolitischen Umdenken leisten.

Warum und für wen ist diese Arbeit wichtig?

Die Arbeit des BICC verknüpft Themenkomplexe wie Rüstungsexporte oder Reintegration ehemaliger Kämpfer, die von direkter politischer und gesellschaftlicher Relevanz für NRW und Deutschland sind, mit globalen Konflikten - von Osteuropa über den Mittleren Osten bis in den Sahel. Dabei arbeiten die Bonner wie kein anderes Institut direkt in den Krisenregionen: Im Mittelpunkt steht die Feldforschung vor Ort. "Dadurch erhalten wir ein einzigartiges Wissen über Gewaltkonflikte", so Schetter. Die Auftraggeber sind beispielsweise Abrüstungskommissionen oder Regierungsstellen betroffener Staaten aber auch Bundesministerien wie das Auswärtige Amt oder das Entwicklungshilfeministerium.

Wo liegt der Schwerpunkt der Arbeit im Moment?

Das BICC besitzt eine hohe Kompetenz in der technischen Beratung, bei der Kleinwaffenkontrolle oder im Bereich Demilitarisierung, Demobilisierung und Reintegration, es unterstützt betroffene Staaten, indem es Experten für unterschiedliche Zeiträume entsendet. "Rüstungsexporte und die globale Militarisierung sind Forschungsthemen, die für die Politik von hoher Relevanz sind", weiß Schetter. "Das BICC bietet den Entscheidern seine Ergebnisse über verschiedene Kanäle an." Auch bei der Kleinwaffenkontrolle, der Liegenschafts- und Rüstungsindustriekonversion wird die Expertise der Bonner Friedensforscher stark nachgefragt. Außerdem wird das jährliche erscheinende "Friedensgutachten", das zentrale Trends des globalen Konfliktgeschehens analysiert, vom BICC mit herausgegeben. Mit seinen Publikationen, Veranstaltungen und Internetangeboten erreicht das BICC außerdem eine breite Öffentlichkeit und die Medien.

Wer finanziert die Arbeit?

Die Finanzierung des BICC steht auf zwei Säulen: Das Land NRW fördert das Institut mit einer jährlichen Zuwendung - dazu kommen Drittmittel, die es erst möglich machen, Forschungsprojekte und Vorhaben der wissenschaftlichen Politikberatung durchzuführen.

Warum hat das BICC seinen Sitz in Bonn?

Das BICC wurde 1994 im Rahmen des Bonn-Berlin-Ausgleichs gegründet und ist damit eines der ersten Landesprojekte, die Bonn zur international vernetzten Wissenschaftsstadt entwickeln sollten. Heute wird am Standort Bonn intensiv geforscht, an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, im Zentrum für Entwicklungsforschung und an der Universität der Vereinten Nationen; zu allen unterhält das BICC enge Beziehungen. "Es gibt ein hohes Potenzial für gemeinsame Forschungsinitiativen, zusammen greifen wir Zukunftsthemen mit Bezug zur Friedens- und Konfliktforschung auf", blickt Schetter optimistisch in die Zukunft.

Sie haben nationale oder sogar internationale Bedeutung und komplizierte Namen: Bonn ist Standort vieler Institutionen, Bundesämter und Forschungseinrichtungen. Unter dem Motto "Was macht eigentlich...?" nimmt der GA sie unter die Lupe. Als nächstes stellen wir das Internationale Paralympische Komitee vor.

Steckbrief

Adresse: Pfarrer-Byns-Straße 1, 53121 Bonn.

Seit wann in Bonn: 2. April 1994

Mitarbeiter: 38

Leitung: Professor Dr. Conrad Schetter, Wissenschaftlicher Direktor, und Michael Dedek, Kaufmännischer Geschäftsführer

Berufsgruppen und Qualifikationen: Politikwissenschaftler, Sozialwissenschaftler, Geografen, Ethnologen, Sprachwissenschaftler; technische Berater; kaufmännische und organisatorische Mitarbeiter

Jahresbudget: 2,335 Millionen Euro (2014)

Finanziert durch das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) und Drittmittelgeber

Kontakt: www.bicc.de

Alle Folgen der Serie zum Nachlesen auf www.ga.de/institutionen

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