Kommentar: Vergabepraxis überprüfen

Was für ein Abgrund. Wenn sich bewahrheitet, was die städtischen Rechnungsprüfer dem Ako-Pro-Seminar unter seinem früheren Vereinsvorsitzenden vorwerfen, muss man hier schon von krimineller Energie sprechen.

Fingierte Quittungen, falsche Kilometerabrechnungen, eine "Offene Tür", die womöglich nur eine Art Potemkinsches Dorf war - offenbar wurde kaum ein Trick ausgelassen, um bei der Stadt möglichst üppige Fördergelder abzuschöpfen. Mit System, Konsequenz und "Raffinesse", wie die Prüfer anmerken. Die ermittelnde Staatsanwaltschaft wird die tatsächliche Tiefe des Abgrunds noch auszuloten haben.

Nach den Ungereimtheiten beim früheren Haus der Sprache und Literatur ist der Ako-Pro-Fall schon der zweite Fördermittel-Skandal binnen eines Jahres. Die Mehrzahl der Vereine und Projekte, die städtische Zuschüsse erhalten, wird ganz bestimmt von ehrlichen und seriösen Menschen geführt. Aber es scheint eben auch schwarze Schafe zu geben.

Dass freie Träger, die jahrelang einen guten Ruf genossen haben, bei den verantwortlichen Ämtern einen Vertrauensvorschuss haben, ist durchaus nachvollziehbar. Spätestens jetzt ist aber der Zeitpunkt gekommen, die Vergabepraxis für Zuschüsse zu überdenken. Möglicherweise brauchen die Ämter sogar mehr Personal, um im Zweifel intensiver prüfen zu können. Es geht schließlich um das Geld der Bürger.

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