Anklage am Bonner Landgericht Kolumbianer soll Ecstasy aus Bonn nach Südamerika geschmuggelt haben

BONN · Mit einem Fall von internationalem Drogenhandel wird sich das Bonner Landgericht nach langer Zeit demnächst ein zweites Mal befassen müssen: Wie Gerichtssprecher Bastian Sczech am Dienstag mitteilte, hat die Staatsanwaltschaft einen 50 Jahre alten Kolumbianer wegen bandenmäßigen Handels mit Kokain und Ecstasy angeklagt.

Jahrelang war mit einem internationalen Haftbefehl nach dem Mann gefahndet worden. Doch erst 2013 konnte er in Panama festgenommen werden. Nach zwei Jahren in Auslieferungshaft wurde der einschlägig Vorbestrafte im August nach Deutschland gebracht. Hier sitzt er nun in Untersuchungshaft.

Im Prozess wird er voraussichtlich die vier Komplizen wiedersehen, mit denen er 2001 und 2002 Ecstasy aus Bonn nach Südamerika und Kokain aus Kolumbien nach Deutschland geschmuggelt haben soll. Vom Bonner Landgericht wurden die vier Komplizen 2003 zu langen Haftstrafen verurteilt.

Die drei Haupttäter erhielten Freiheitsstrafen zwischen zehneinhalb und 15 Jahren. Ein Gehilfe wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Die Bande hatte damals mehrfach Drogen geschmuggelt. Zunächst wurden 5000 Ecstasypillen auf einem Bonner Schrottplatz in Computer eingebaut.

Schmuggel nach Kolumbien und Panama

Die illegale Ware gelangte anschließend per Schiff von Hamburg nach Kolumbien. Dort soll sie der Angeklagte in Empfang genommen und an einen Käufer übergeben haben. Weitere 20 000 in Computern versteckte Ecstasypillen wurden per Flugzeug nach Panama geschmuggelt.

Anschließend wollte die Bande im Kokaingeschäft mitmischen. Dafür wurden auf dem Schrottplatz Zwischendecken in Seecontainer eingezogen. Doch der Plan ließ sich letztlich nicht realisieren. Daraufhin wurde die Idee entwickelt, das Kokain in Wasserpumpen zu verstecken.

Der Angeklagte soll in seiner Heimat sieben Kilogramm der harten Droge für 14 000 US-Dollar gekauft und in den Pumpen versteckt haben. Doch auch dieser Plan schlug fehl: Ein Komplize, der am Flughafen in Wien arbeitete und das Kokain am Zoll vorbeischaffen sollte, war in Wirklichkeit ein Informant der Polizei.

Fahnder schlugen in Süddeutschland zu

Als die Drogen an einer Autobahnraststätte in Süddeutschland an zwei Bandenmitglieder übergeben wurden, schlugen die Fahnder zu und nahmen die Dealer fest. Zu diesem Zeitpunkt soll der 50-Jährige in Kolumbien bereits die nächste Kokainlieferung vorbereitet haben: Laut Anklage hatte er bei einem Lieferanten 35 Kilogramm Kokain bestellt, für die er 70 000 US-Dollar bezahlen sollte.

Die Komplizen von damals sind allesamt als Zeugen für den Prozess im Bonner Landgericht vorgesehen. Sie werden auch aussagen müssen, da sie rechtskräftig verurteilt wurden. Offenbar sitzt nur noch einer der Männer im Gefängnis: Der Dealer muss seine 15 Jahre Haft komplett absitzen, da er einschlägig vorbestraft ist. Unter anderem hatte er in den 1990er Jahren für den Handel mit 200 Kilogramm Kokain eine zehnjährige Haftstrafe erhalten.

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