Erste Klimawache in Bonn "Kohleausstieg bis 2038 reicht nicht"

BONN · Rund 80 Aktive kamen zur ersten „Bonner Klimawache“ vor dem Beethoven-Denkmal. Die Veranstaltung soll nun monatlich stattfinden.

In knappen Worten war folgende Botschaft am Dienstagabend auf dem Münsterplatz zu lesen: „Das Klima verhandelt nicht.“ Und weil dem wohl tatsächlich so ist, haben Nils von Delft und Nina Burkhardt die Sache nun in die Hand genommen und zur ersten „Bonner Klimawache“ vor dem Beethoven-Denkmal eingeladen.

Rund 80 Leute folgten dem Aufruf des Bonner Ehepaars, das aus eigenem, also privatem Antrieb in den kommenden Monaten darüber aufklären will, was der Klimawandel für die Welt, aber auch ganz konkret für die Stadt Bonn bedeutet.

An jedem dritten Dienstag im Monat soll die Veranstaltung um jeweils 18.30 Uhr eine Fortsetzung finden. Zu ganz unterschiedlichen Themen, so erklärte Informatiker von Delft, wolle man über die Bedrohung durch den Klimawandel berichten: Experten einladen, um die Nachhaltigkeitsprojekte der Stadt Bonn auf ihre Wirkung abzuklopfen; die europäische Klimapolitik vor der bald anstehenden Europawahl erläutern und die Auswirkungen von Ernährung und Landwirtschaft näher beleuchten.

Zu Beginn des Protests sagte Burkhardt, einer neueren Studie zufolge hielte zwei Drittel der deutschen Bevölkerung den Klimawandel für eine große Bedrohung für gesellschaftlichen Wohlstand. „Angst macht aber mutlos, deshalb wollen wir regelmäßig zusammenkommen, um darüber zu sprechen, was wir gemeinsam erreicht haben und noch erreichen können“, sagte Burkhardt, die beruflich für die Naturschutzorganisation OroVerde arbeitet.

Ein Kohleausstieg bis 2038 reicht nicht

Bei der Auftaktveranstaltung sprach auch Molina Gosch, die aus der Hauptstadt angereist war. Sie ist Initiatorin der Klimawache Berlin, dem Vorbild für die Bonner Veranstaltung. Im vergangenen Jahr nahm sie an einem mehrtägigen Lehrprogramm des früheren US-amerikanischen Vizepräsidenten und Umweltschützers Al Gore teil. Danach habe ihr Entschluss festgestanden, aktiv für den Klimaschutz einzutreten.

Die politischen Ziele in Deutschland seien nicht ambitioniert genug, und sie fügte hinzu: „Ein Kohleausstieg bis 2038 reicht nicht.“ Deshalb sei es notwendig, auf die Straße zu gehen und seinen Unmut entsprechend zum Ausdruck zu bringen. Von Delft hatte die Zahlen schnell parat: Wenn 227 000 Bonnerinnen und Bonner an den Demos teilnähmen (das wären die genannten zwei Drittel auf das Stadtgebiet heruntergebrochen), wachse der Druck auf die Regierungshandelnden.

Zwischendurch stimmte der Bonner Liedermacher Gerd Schinkel auch seinen Protestsong „Hambi bleibt“ mit der Wiederholungszeile „Egal, was ihr tut und treibt – Hambi bleibt“ an. Das gefiel Niklas Hoffmann sichtlich gut, der für den Erhalt des erwähnten Hambacher Forsts vor Ort protestierte und sich nun auf dem Münsterplatz blicken ließ, „weil es darum geht, unseren Kindern und Enkeln einen geordneten Planeten zu hinterlassen“. Helene Fusseg zeigte Flagge, weil „wir nicht zuschauen dürfen, wie die Welt den Bach runtergeht, und das fordert jeden Einzelnen“, wie sie meinte.

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