Betreuungsplätze 2018/19 Koalition will Zahl der OGS-Plätze in Bonn verdoppeln

Bonn · Bonner Schulen sollen für die Betreuung am Nachmittag künftig verstärkt Klassenzimmer nutzen. Die Koalition räumte ein, dass die Nachfrage höher ist als erwartet.

Die Klagen vieler Eltern, die bei der Suche nach einem Betreuungsplatz für ihren Nachwuchs in einer offener Ganztagsschule (OGS) leer ausgegangen sind, haben Gehör gefunden: Die Jamaika-Koalition kündigte am Dienstag an, ab dem Schuljahr 2018/19 die Zahl der neu zu schaffenden OGS-Plätze von derzeit 150 auf 300 pro Jahr verdoppeln zu wollen.

„Für das kommende Schuljahr ist das noch nicht möglich, weil die Stadtverwaltung die neuen Plätze bis März beim Land anmelden musste“, erklärte der Vorsitzende des Schulausschusses, Tim Achtermeyer (Grüne) Seine Fraktion, CDU und FDP hoffen, dass mit dieser Offensive der Bedarf künftig besser gedeckt werden kann. „Wir liegen mit einer Bedarfsdeckung von 65 Prozent deutlich über dem Deckungsgrad der meisten NRW-Kommunen. Doch die Nachfrage ist viel höher, als wir gedacht haben“, sagte Christian Gold (CDU).

"OGS ein Erfolgsmodell"

Das zeige, dass die OGS ein „Erfolgsmodell“ sei. Rund drei Millionen Euro zusätzlich müsste die Stadt dafür bis 2025 in die Hand nehmen, hat die Ratsmehrheit grob überschlagen. Alle Details zum geplanten Ausbau der OGS-Plätze sollen indes noch einmal von der Verwaltung genau geprüft werden, heißt es in dem Antrag der Jamaika-Koalition, der nach der Sommerpause in den Ausschüssen beraten und Ende September vom Rat beschlossen werden soll.

Mit Blick auf die Kosten sollen für die zusätzlichen Plätze in Zukunft keine weiteren Neubauten errichtet werden. „Unsere Bedingung ist, dass künftig verstärkt Klassenzimmer für die Nachmittagsbetreuung genutzt werden“, sagte Anja Lamodke, sachkundige Bürgerin der Grünen im Schulausschuss. „Wir wollen keine reinen Klassenzimmer mehr, sondern Multifunktionsräume.“ Doch ganz ohne Baukosten geht es nicht. „Der Flaschenhals Mensa muss beseitig werden“, sagte Achtermeyer. Viele Schulen hätten noch keine oder die Mensen platzten aus allen Nähten.

Kriterienkatalog für Eltern geplant

Auch ein anderes Problem will die Koalition angehen: So sei das bisherige Vergabeverfahren für viele Eltern intransparent, zumal es von Träger zu Träger unterschiedlich gehandhabt werde, weiß Franziska Müller-Rech (FDP) aus vielen Beschwerdebriefen. „Wir müssen sehen, ob es nicht gelingt, mit den Eltern einen einheitlichen Katalog zu erstellen, in dem festgelegt wird, nach welchen Kriterien Plätze vergeben werden“, sagte die schulpolitische Sprecherin der FDP und frisch gebackene Landtagsabgeordnete. Sie wolle das auch zum Thema im Landtag machen mit dem Ziel, ein einheitliches System zu erarbeiten.

Christa Hahn ist Leiterin der Ludwig-Richter-Grundschule in Duisdorf. Wie an den meisten offenen Ganztagsschulen fehlen auch dort OGS-Plätze. Die Idee, Klassenzimmer generell multifunktional zu nutzen, findet sie sinnvoll, wenn dadurch der Mangel an OGS-Plätzen schnell beseitigt werde. „Wir praktizieren das zum Teil ja schon. So werden bei uns Klassenzimmer für die Arbeitsgemeinschaften oder die Hausaufgabenhilfe genutzt.“ Allerdings weiß die Pädagogin auch, dass nicht alle Kollegen die gemeinsame Nutzung der Räume von Schule und OGS gerne sehen: „Wenn alle Seiten Rücksicht aufeinander nehmen, kann es meiner Meinung nach gut funktionieren.“

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