Rauchverbot in Bonn Kneipenbesitzer klagen über Umsatzeinbußen

BONN · Für die Kneipenbetreiber ist nicht unbedingt das Rauchverbot innerhalb ihrer Gaststätten das Problem. "Viel schlimmer sind die Folgen", sagt Tobias Epping, dem die "Wache" in der Altstadt gehört. Seit im Mai 2013 das Rauchverbot in NRW gilt, ist sein Umsatz um 15 Prozent zurückgegangen.

Partygänger Sebastian Henrichs kommt sich kriminalisiert vor. Er zieht noch einmal an seiner Zigarette, kurz bevor der Türsteher der Bar Ludwig mit schnellen Schritten zur kleinen Gruppe auf der anderen Straßenseite läuft. "Ich weiß, es nervt, aber bitte seid leiser oder geht weiter", sagt der Aufpasser bestimmt, aber ruhig. Denn sonst, erklärt er, gebe es wieder Ärger mit den Nachbarn. Auch, wenn es Samstagnacht sei und die Leute feiern möchten.

Für die Kneipenbetreiber ist nicht unbedingt das Rauchverbot innerhalb ihrer Gaststätten das Problem. "Viel schlimmer sind die Folgen", sagt Tobias Epping, dem die "Wache" in der Altstadt gehört. Seit im Mai 2013 das Rauchverbot in NRW gilt, ist sein Umsatz um 15 Prozent zurückgegangen. "Das kann man verkraften, wenn es gut läuft", erzählt er. Allerdings gibt es immer wieder Lärmbeschwerden der Anwohner.

Und obwohl draußen ein Schild mit der Aufschrift "Bitte nicht auf der Straße aufhalten" hängt, machen es die Gäste. Das passiert immer öfter, je wärmer die Temperaturen sind. Ab Mitternacht hat Epping nun einen Mitarbeiter abgestellt, der vor der Tür für Ordnung sorgt. Der sagt nicht nur gefühlt alle 30 Sekunden "Pssst", sondern fegt auch regelmäßig die Zigarettenstummel vom Fußweg.

"Die Gäste benehmen sich ruhiger, wenn ich es hier sauber halte", sagt Luis Hernandez. Dieser Aufpasser kostet Epping knapp 1500 Euro im Monat. "Anderen Gastronomen kann ich nur empfehlen, das genauso zu machen, anders geht es nicht", sagt er.

Befreundete Kneipiers erzählen ihm von finanziellen Problemen. Skatabende und Stammtische gebe es kaum noch, weil die Teilnehmer nicht ständig ihre Gruppen wegen Raucherpausen auseinanderreißen wollen. "Die Menschen kommen später und gehen früher", sagt Epping. Draußen oder zu Hause habe man eben mehr Freiheiten. Weil Epping auf die Raucher als Gäste angewiesen ist, hat er den Eingang sogar nach hinten versetzt. Dadurch ist ein wenige Quadratmeter großer und überdachter Vorhof entstanden, in dem man sich aufhalten kann.

Sich einfach nicht an das Verbot zu halten, ist zu riskant. Das Ordnungsamt kontrolliert regelmäßig, seit Mai etwa 150 Mal. "In dieser Zeit wurden gegen Gewerbetreibende, die keine ausreichenden Maßnahmen zur Einhaltung des Rauchverbotes getroffen hatten, 16 Bußgelder verhängt", sagt Marc Hoffmann vom städtischen Presseamt.

15 Bußgeldverfahren seien noch in Bearbeitung. In elf Fällen mussten die Raucher selbst eine Strafe zahlen. Die Stadt überprüfte im Dezember auch Shisha-Bars, in denen nur das Rauchen tabakfreier Produkte erlaubt ist. "In zwei der elf überprüften Betriebe wurde bei den Kontrollen Tabakkonsum zweifelsfrei festgestellt", so Hoffmann. Bei den restlichen stünden die chemischen Untersuchungen noch aus.

Als das Rauchverbot eingeführt wurde, waren sich die Stammgäste "em Stadthüsje" einig, dass es sich dabei um Bevormundung handele. "Und das sehen wir auch jetzt noch so, mit all den Auflagen", sagt Doris Ewest, die hinter der Theke steht. Wer raucht, wird von ihr vor die Tür gebeten. Für die kalten Nächte hat man dort eine Markise, mehrere Heizstrahler und Holzpalisaden aufgestellt.

Früher war die kleine Kneipe am Stadthaus nachmittags proppevoll mit Angestellten, die einen Kaffee tranken und eine Zigarette rauchten. "Jetzt ist hier um die Zeit nichts mehr los", sagt Ewest. Auch Klofrau Trude Schmitz aus dem "Gequetschten" kann ihre Pausen nicht mehr drinnen verbringen. Nach der Karnevalszeit wurde ihr letzter Zufluchtsort weggeräumt: Das rot-weiße Wachhäuschen der Ehrengarde.

Bußgelder

Bei Verstößen gegen das Rauchverbot werden Wirte und Gäste verwarnt. Die Gastronomen kostet der erste Verstoß 200 Euro, der zweite 400, der dritte 800 und der vierte 1600 Euro. Ab dem fünften Verstoß sind es zwischen 1600 und 2500 Euro. Wenn das Nichtraucherzeichen am Eingang der Gaststätte fehlt, sind 100 Euro fällig. Raucher, die erwischt werden, müssen 35 Euro Verwarnungsgeld zahlen.

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