Kommentar Kleinkinder: Das wird eng

Bonn liegt vorn. Wenn ab August der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder unter drei Jahren (U 3) greift, kann die Stadt für rund 40 Prozent der Mädchen und Jungen ein Angebot machen.

Das ist mehr als in den meisten deutschen Kommunen - weil Stadtverwaltung und Rat schon vor Jahren erkannt haben, dass die wachsende Bundesstadt zusätzliche Kindergärten benötigt. Das Frustrierende: Den tatsächlichen Bedarf kann auch das vorbildliche Bonn keineswegs befriedigen. 60 bis 70 Prozent aller Eltern mit Kindern unter drei Jahren, so die Schätzung, brauchen einen Betreuungsplatz.

Viele Familien werden sich also weiter auf eine zermürbende Bewerbungstour begeben müssen. Der U 3-Rechtsanspruch ist ein Paradebeispiel für ein Gesetz, das gut gemeint, aber schlecht gemacht ist. Bund und Land stellten den Kommunen zwar zusätzliches Geld zur Verfügung - aber nicht genug. Wo die Mittel fehlen, fehlt es an Gebäuden und Personal. Und weil die Ausbildung zu lange vernachlässigt wurde, mangelt es auch noch an Erzieherinnen.

Neben den Kindertagesstätten braucht Bonn dringend die Betreuungsplätze, die von Tagesmüttern angeboten werden. In deren Preisgestaltung will die Stadtverwaltung nun regulierend eingreifen, damit sich auch weniger betuchte Eltern eine Tagesmutter leisten können. Das klingt sozial, bringt aber viele der Dienstleisterinnen auf die Palme. Sie befürchten Einbußen. Wenn die Stadt hier überzieht, könnten viele Tagesmütter aufgeben. Dann wird der U 3-Engpass noch schlimmer.

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