Modernste Orgel steht in Schweden Bonner Unternehmen baut Orgeln für die Welt

Bonn/Malmö · Das Instrument des Bonner Unternehmens Orgelbau Klais in Sankt Petri Malmö gilt als modernste Orgel der Welt. Die Bonner Firma ist ein Global Player.

 Mehr als 14 Meter hoch ist die Pfeifensäule. Sechs Manuale mit zwei großen Bildschirmen bietet dann die Spielkonsole in Sankt Petri Malmö.

Mehr als 14 Meter hoch ist die Pfeifensäule. Sechs Manuale mit zwei großen Bildschirmen bietet dann die Spielkonsole in Sankt Petri Malmö.

Foto: Jörg Manhold

Bonner Musikliebhaber, die sich in diesen Tagen am internationalen Orgelfestival in der schwedischen Metropole Malmö erfreuen, dürften von starken Heimatgefühlen befallen werden. Denn in der Stadtkirche Sankt Petri steht seit April dieses Jahres eine bemerkenswerte brandneue Orgel. Ein ganz kleines Label an dem sechsmanualigen Spieltisch verrät: Es handelt sich um eine Orgel aus dem Hause Klais.

Neu ist es nicht, dass das kleine mittelständische Unternehmen aus der Bundesstadt in alle Welt ausliefert und die renommiertesten Häuser mit seinen Instrumenten ausstattet. Auch wenn Firmenchef Philipp Klais von seiner "Hinterhofwerkstatt" spricht und man beim Gang in die Tiefe der Werkstätten von gefrorener Zeit sprechen könnte, ist die kleine feine Firma ein Global Player.

Meist sind die Orgeln Millionenprojekte

Elbphilharmonie Hamburg, Interchurch New York, St. John's London, Royal Opera House Muscat, Franz-Liszt-Akademie Budapest lauten nur einige Standorte. Und Klais hat sie mit der gleichen Akribie entworfen und gebaut wie die Instrumente in Raum 109 der Kölner Musikhochschule und in Sankt Martinus Ollheim. Meist sind die Orgeln Millionenprojekte. In Malmö kostete der Klais'sche Anteil gut anderthalb Millionen Euro. Das Besondere an Malmö: Die Orgel hat sechs Manuale und Fußpedale, dazu zwei berührungsempfindliche Bildschirme.

Was so technisch klingt, ist laut Sankt-Petri-Kirchenoberen nicht weniger als die modernste Orgel der Welt. Unter dem Leitwort "Neue Klänge an Sankt Petri" ermöglicht der Spieltisch die Bedienung mehrerer Orgeln gleichzeitig im Kirchenraum. Rein virtuell können auf dem Bildschirm 205 Register gezogen werden. Die Zusammenstellung der Klais'schen Orgelpfeifen ist säulenmäßig auf 14 Metern Höhe angeordnet.

Ebenfalls mit der Spielkonsole verbunden sind die beiden alten vorhandenen Orgeln, so dass der Zuhörer eine Klangwelle von allen Seiten erleben kann. Unter Mitwirkung des schwedisch-kanadischen Orgelsachverständigen Carl Adam Landström ist ein Instrument entstanden, das sämtliche Literatur zu interpretieren versteht. Insbesondere die zeitgenössische Orgelmusik ist hier erstmals komfortabel spielbar. Der Clou des In-struments: "Der Organist kann den Wind modulieren", sagt Philipp Klais. Was profan klingt, ist in der Tat ein Novum.

Der Organist kann von Spieltisch aus die Lautstärke nicht nur durch den virtuellen Zug auf dem Computerbildschirm an den Registern regeln, sondern für jeden Pfeifenklang die Dynamik der Luft individuell bestimmen. Außerdem sind die bereits vorhandenen Orgelpfeifen in das Instrument integriert. Auch die wurden rechtzeitig im Geiste der dänischen Orgelbaukunst von Fachleuten aus dem Nachbarland restauriert. "Die Möglichkeit, den Wind zu modulieren, lässt dem Spieler einen sehr weitgehenden Einfluss auf die Feinheiten des Tones", sagt Klais. Für den Musiker seien das bei diesem Instrument bisher nie dagewesene Möglichkeiten. Das wird Organist Göran Olsgatan den ganzen Herbst über in Sankt Petri vorführen. In der Mittagszeit und abends spielt er regelmäßig auf der neuen Orgel. Wer also mal vorbeifahren will...

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