Integration im Erzbistum Köln Kitas sind Heimat für über 900 Flüchtlingskinder

Bonn · Die Caritas hat ihre Kampagne „Zusammen sind wir Heimat“ vorgestellt. Über die Aufnahme von Flüchtlingskindern in 24 katholische Kitas in Bonn zieht sie eine positive Bilanz, weist aber auch auf fehlendes Personal hin.

 Caritas-Direktor Jean Pierre Schneider (von links) und Pressesprecher Markus Harmann stellen die Kitazahlen vor.

Caritas-Direktor Jean Pierre Schneider (von links) und Pressesprecher Markus Harmann stellen die Kitazahlen vor.

Foto: Horst Müller

Die katholischen Kitas im Erzbistum Köln waren Ende 2016 Heimat für 902 Kinder aus Flüchtlingsfamilien. Das teilte Diözesan-Caritasdirektor Frank Hensel bei der Vorstellung der Caritas-Kampagne „Zusammen sind wir Heimat“ in der Endenicher Kita St. Maria Magdalena mit.

Insgesamt halten die Kindertagesstätten im Erzbistum 40 450 Plätze für Kinder von null bis sechs Jahren vor. Der Anteil der Kinder mit Fluchterfahrung beträgt 2,2 Prozent. Mehr als die Hälfte der oft traumatisierten Kinder kommt aus den Kriegs- und Krisenstaaten Syrien (341), Irak (78) und Afghanistan (66). 1193 Kinder aus Flüchtlingsfamilien stehen derzeit auf den Wartelisten der katholischen Kitas.

24 der 51 katholischen Kitas in Bonn betreuen 55 Kinder mit Fluchterfahrung. „Für Kinder aus Flüchtlingsfamilien bedeutet die Aufnahme in eine Kita eine faire Zukunftschance. Eine Möglichkeit, die deutsche Sprache zu erlernen, in Kontakt mit Gleichaltrigen zu kommen, Tradition und Lebenskultur kennenzulernen und Erlerntes und Erfahrenes an ihre Familien weitergeben zu können“, sagte Hensel.

Zu keinem anderen Zeitpunkt im Leben erfolge Integration so schnell und nachhaltig wie im Kleinkindalter. Das bestätigte auch Maria Brünker, Leiterin der Kita St. Maria Magdalena, die für 80 Kinder aus 20 Nationen ein zweites Zuhause ist. Für die Erzieherinnen und Eltern war es selbstverständlich, fünf Kinder aus dem benachbarten Flüchtlingsheim aufzunehmen.

„Anfangs mussten Sprachbarrieren überwunden werden, aber schon nach wenigen Wochen konnten sie sich gut verständigen. Einzelne Kinder brauchen allerdings sehr intensive emotionale Zuwendung, für die mehr Personal notwendig wären“, sagte Brünker. Als „Heimatgeber“, so die Caritas, seien die Kitas im Erzbistum, aber auch Schulen und Arbeitsplätze von enormer Bedeutung.

„Die Bonner Caritas unterstützt geflüchtete Menschen in den unterschiedlichsten Einrichtungen. Allein in den Qualifizierungsmaßnahmen für junge Menschen unter 25 Jahren beschäftigt die Bonner Caritas derzeit 21 Flüchtlinge, denn eine Heimat zu finden, das bedeutet auch berufliche Teilhabe“, sagte der Bonner Caritas-Direktor Jean-Pierre Schneider. In ihrer Kampagne „Zusammen sind wir Heimat“ stellt die Caritas auch die Notwendigkeit von Regeln in den Fokus, die für alle gelten. Freiheitlich-demokratische Grundwerte müssten von allen geteilt werden, damit Alltagsrassismus und Rechtspopulismus keine Chance haben, sagte er.

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