Ein Viertel der Fachkräfte fällt aus Notbetreuung lässt viele Bonner Kitas an ihre Grenzen stoßen

Bonn · Die 220 Bonner Kindergärten melden erhebliche Belastungen, denen sie mit der Notbetreuung ausgesetzt sind. In den öffentlichen und privaten Bonner Kindertagesstätten werden derzeit 2500 der ansonsten 12.800 Kinder versorgt.

 So soll es wieder werden: Kinder liegen und sitzen entspannt während einer Lesestunde in ihrem Kindergarten auf dem Boden.

So soll es wieder werden: Kinder liegen und sitzen entspannt während einer Lesestunde in ihrem Kindergarten auf dem Boden.

Foto: picture alliance / dpa/Monika Skolimowska

Die Notbetreuung in allen rund 220 Bonner öffentlich-geförderten und privat-gewerblichen Kindergärten läuft derzeit unter extremer Belastung. Undzwar für aktuell 2500 von ansonsten 12.800 Kindern. Das erklärt auf GA-Anfrage Stadtsprecherin Monika Hörig. Zum einen fehle wegen der Corona-Pandemie rund ein Viertel der Fachkräfte, da sie zu den Risikogruppen gehören. Je kleiner die Einrichtung sei, desto gravierender wirkten sich diese Ausfälle aus, erläutert Hörig. „Zum anderen stellen die sich häufig wechselnden Rahmenbedingungen die Fachkräfte vor täglich neue Herausforderungen.“ Zusätzlich hielten die Einrichtungen „mit viel Elan und kreativen Ideen“ Kontakt zu den Kindern, die aktuell nicht betreut werden können.

Die städtischen Kitas seien mit ausreichend Desinfektionsmitteln und Masken versorgt, bestätigt die Stadtsprecherin. Von den freien Trägern lägen keine Rückmeldungen vor, dass es dort Engpässe gebe. Über das Tragen von Schutzmasken entscheide laut Landesvorgabe jeder Träger autonom. Die zusätzlichen Hygienemaßnahmen erforderten jedoch erheblichen Zeitaufwand. Wenn nun in NRW die Betreuungszahlen hochgefahren werden und gleichzeitig die „kleinen Betreuungssettings“ beibehalten werden sollten, werde es in vielen Kitas problematisch werden, sagt Hörig im Namen der in der AG vertretenen Bonner Kita-Träger. Wenn also ab dem 25. Mai alle Vorschulkinder in den Kitas betreut werden, dann befürchteten die Träger, dass nicht in jedem Fall der Anspruch in vollem Umfang erfüllt werden könne.

Was Robert Anders für die drei Bonner Kindergärten des Studierendenwerks separat bestätigt: Mit der Betreuung der Vorschulkinder „kommen wir mit den bisher geltenden Richtlinien an unsere Kapazitätsgrenzen.“ Das Werk habe bei weiteren Planungen deshalb auch „große Bedenken“. Selbstverständlich wünsche sich jedes Kita-Team, sich möglichst bald wieder um alle Kinder kümmern zu können, fügt Jugendamtsleiter Udo Stein hinzu. „Allen Beteiligten ist sehr klar, wie groß die Belastung für die Familien ist.“ Andererseits sei eine seriöse Beurteilung, wie weit man die Kitas zukünftig verantwortungsvoll öffnen könne, im Sinne des Infektionsschutzes nicht möglich, betont Stadtsprecherin Hörig für die Bonner Träger.

Die Bewältigung der aktuellen Situation sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, hier müssten gesundheitliche Risiken und Bedürfnisse aller gut abgewogen werden, sagt Suna Rausch, die Vorsitzende des Jugendamtselternbeirats der Stadt Bonn. „Uns Eltern ist klar, dass es, zumindest bis zu den Sommerferien, keine reguläre Kita-Betreuung für alle Kinder in vollem Umfang geben wird“, so Rausch. Es sei aber andererseits nicht akzeptabel, von Lösungen erst ab September zu sprechen. Damit wären drei Sommermonate völlig ungenutzt. „Eltern sind sehr verantwortungsbewusst mit der Situation umgegangen, haben Risiken und Ansprüche gut gegeneinander abgewogen und werden dies sicherlich auch weiterhin tun“, ist Rausch überzeugt. Im Rahmen der Planungen bedürfe es aber eines „partnerschaftlichen Miteinanders“, indem endlich auch Eltern und Elternbeiräte abgefragt würden.

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