Poppelsdorfer Fußgängerunterführung Kioskbetreiber will Bierverbot der Stadt Bonn nicht akzeptieren

Bonn · Im Streit um die Alkoholausgabe denken der Kioskbetreiber und die Stadt Bonn über einen Kompromiss nach. Damit entginge der Kioskbetreiber doch noch einem Verbot.

Der Kioskbetreiber in der Unterführung zwischen Poppelsdorfer Allee und Busbahnhof will sich den Verkauf von Alkohol nicht verbieten lassen. „Ich verstehe die ganze Aufregung nicht“, sagt Azad Haj Abdo. Seit fünf Jahren verkaufe er nun alkoholische Getränke in seinem Geschäft. Nun will die Stadt als Vermieterin des Kiosks dem einen Riegel vorschieben. Hintergrund sind Bürgerbeschwerden über alkoholisierte Obdachlose, die am Kiosk vor allem günstiges Bier zum Preis von 85 Cent kaufen und auf den Mäuerchen vor und hinter der Bahnunterführung konsumieren.

Doch Abdo sagt: „Wer bei mir kauft, dem sage ich, er soll nicht an Ort und Stelle trinken. Die Leute halten sich daran.“ Zudem gebe es viele Kioske im Umkreis, die ebenfalls Bier verkaufen. „Wo bleibt da die Gerechtigkeit?“, fragt er.

Er hat mit Beginn der Bauarbeiten rund um den Hauptbahnhof zwar eine stärkere Durchgangsfrequenz vor seinem Geschäft beobachtet. Aber dass die Zahl der Drogenkonsumenten und Obdachlosen zugenommen habe, könne er nicht erkennen. Ähnlich sieht das Abdullah Shebez, der einen Schlüsseldienst gegenüber dem Kiosk betreibt. „Obdachlose gibt es hier seit Jahren. Irgendwo müssen die doch auch hin.“ An diesem Montagmittag halten sich nur ein paar Trinker rund um die Unterführung auf. Drei von ihnen sitzen am unteren Kaiserplatz-Brunnen: „Wir wollen keinen Stress, sondern einfach in Ruhe gelassen werden“, sagt einer von ihnen.

Es gibt immer mehr Beschwerden

Monika Lunge, die in der Unterführung ein Blumengeschäft hat, sieht allerdings eine Zuspitzung der Lage. Sie hatte deshalb, wie berichtet, einen Bürgerantrag formuliert, in dem sie ein Alkoholkonsumverbot wie im Bonner Loch auch für die Unterführung forderte. „Es gab vor einiger Zeit eine Schlägerei. Einige Kinder trauten sich nicht alleine durch“, sagt sie. Stadtsprecherin Monika Hörig erklärt mit Blick auf eine Zunahme von Bürgerbeschwerden: „Die Situation hat sich verschärft, sodass wir als Stadt reagieren müssen.“

Die Verwaltung hat sich auf den Standpunkt gestellt, dass ein Alkoholkonsumverbot wie im „Bonner Loch“ nicht durchsetzbar sei, da es keine belastbaren Zahlen gebe, aus denen sich „eine abstrakte Gefahrenlage ableiten ließe“. Deshalb hat die Stadt ihrem Mieter Abdo einen Änderungsvertrag zugeschickt, dem zufolge er künftig nur noch einen Imbiss mit nicht-alkoholischen Getränken führen darf. Bis zum 30. Juni kann Abdo die Änderung nun akzeptieren, sonst kündigt die Stadt ihm zum 31. Juli. Doch Abdo sagt, ohne den Bierverkauf könne er auch gleich dichtmachen, und betont, dass er einen laufenden Kredit abzuzahlen habe.

Vertrauliche Vertragsangelegenheit

Auf die Frage, ob aus Sicht der Verwaltung eine Lösung ohne ein komplettes Alkoholverbot denkbar sei, antwortete Stadtsprecherin Monika Hörig: „Ja, man kann in Gesprächen möglicherweise über Kompromisse sprechen.“ Da es um vertrauliche Vertragsangelegenheiten gehe, wolle sie keine Details nennen.

Wie ein solcher Kompromiss möglicherweise aussehen könnte, darauf weist allerdings eine Mitteilungsvorlage aus dem Städtischen Gebäudemanagement (SGB) hin, die am 6. Juli im Stadtrat auf der Tagesordnung steht. Besonders wird darin der günstige Preis unter einem Euro hervorgehoben. Darin heißt es zum Kiosk nach Absprache mit dem Verein für Gefährdetenhilfe (VfG), der in der Quantiusstraße sitzt: „Es etabliert sich ein Geschäftsmodell, dessen Grundlage die räumliche Nähe von Erwerb und Konsum des Alkohols ist, das sich vorzugsweise an suchtkranke Menschen richtet und das für suchtkranke Menschen bei günstiger Witterung nahezu den Charakter einer Außengastronomie hat.“

Als Scharnier zwischen Hauptbahnhof und dem VfG in der Quantiusstraße lade die Unterführung dazu ein, das „magenwarme preiswerte Bier“ an Ort und Stelle zu trinken. Der Kiosk und der chinesische Imbiss direkt am Busbahnhof verkauften dagegen „hochpreisiges Bier“ – ab 2,50 Euro.

Eine Preiserhöhung könnte also möglicherweise eine Stellschraube sein, über die Stadt und Kioskbetreiber noch verhandeln könnten. Abdo sagte auf Nachfrage des General-Anzeigers: „Ich würde ein solches Angebot annehmen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort