Mit Freunden spielen So verlief der Neustart in den Bonner Kindergärten

Bonn · Die Bonner Kindergärten öffnen seit Montag wieder im Regelbetrieb. Die Eltern sind trotz der verkürzten Betreuungszeiten größtenteils zufrieden, dass es wieder losgeht.

 Viel Zeit an der frischen Luft verbringen jetzt die Kinder in der Kita „Rothkäppchen“.

Viel Zeit an der frischen Luft verbringen jetzt die Kinder in der Kita „Rothkäppchen“.

Foto: Benjamin Westhoff

Seit Montag haben auch die Bonner Kindergärten wieder für alle Kinder geöffnet. In den meisten Einrichtungen findet ein reduzierter Betrieb von 35 Stunden statt. Vor allem überwiegt die Freude der Kinder und Eltern über die Öffnung.

So können sich alle 22 Kinder der Kindertagesstätte Rasselbande endlich wiedersehen. „Wir haben das Glück, dass wir voll aufmachen durften“, erzählt Erzieherin Janina Kicinski. „Das heißt 45 Stunden die Woche Betreuung.“ Die Eltern seien auch sehr glücklich da-
rüber, dass die Kita wieder aufhat. „Die Eltern dürfen die Räume aktuell aber nicht betreten. Und bevor die Kinder in den Kindergarten kommen oder etwas essen, müssen sie sich die Hände waschen.“

Etwas schwieriger hat es da die Kita „Die kleinen Strolche“. „Bei uns ist das Personal zum Teil in der Risikogruppe“, sagt Monya Ben Hamida, die pädagogische Leiterin der Einrichtung. „Von fünf pädagogischen Fachkräften fallen zwei aus.“ Die Hygienemaßnahmen schränken den Alltag ein wenig ein, so Ben Hamida. „Wir haben etwa das Spielzeug reduziert. Und versuchen, möglichst viel mit den Kindern rauszugehen.“

Ein Kuscheltier darf mitgebracht werden

Die Erzieherinnen der Kita Rothkäppchen konnten ab Montag wieder alle 22 Kinder begrüßen. „Bei uns läuft alles ganz gut“, sagt Leiterin Silke Quantius. Die Kinder werden an den veränderten Alltag spielerisch herangeführt. „Für das Händewaschen haben wir ein Lied mit ihnen einstudiert, damit sie sich lange genug waschen.“ Was sich hingegen stark geändert habe, sind die Ankomm- und Abholzeiten. „Bei uns ist es so, dass die Eltern nur einzeln hereinkommen dürfen,“ sagt Quantius. Weitere Änderungen sind die Betten für die Schlafzeiten, die einen bestimmten Mindestabstand haben. „Wir öffnen so oft es geht die Fenster und gehen mit den Kinder nach draußen.“ Schade sei für die Kleinen hingegen, dass sie keine Spielsachen mitbringen dürfen. Sie dürfen aber ein Kuscheltier mitbringen, das dann aber in der Kita bleiben müsse. Ein weiterer Punkt sind Geburtstage. „Die Kinder dürfen keinen Kuchen mitnehmen. Deshalb werden wir ihn selber in der Kita backen“, so Quantius.

Für den Kinderladen Kleine Kaiser in der Innenstadt gibt es mit dem Mindestabstand keine Probleme. „Wir haben es relativ leicht“, erzählt der Erzieher Filip Bandholtz dem GA. Eine Gruppe von 25 Kindern wird dort auf zwei Stockwerken betreut. „Zusätzlich haben wir einen Garten. Wir können das gut aufteilen.“ Ein paar Dinge laufen natürlich anders. „Wir reden mit den Kindern, dass sie sich häufig die Hände waschen und das Essen nicht miteinander teilen sollen.“ Auch bringen die Kinder eigene Trinkflaschen mit. Das funktioniere problemlos. „Masken tragen wir keine. Die Mimik ist für den pädagogischen Alltag sehr wichtig“, sagt Bandholtz. „Wir haben ein paar wenige Eltern, die noch ein bisschen abwarten, bis sie ihre Kinder wiederbringen. Ansonsten kommen die Eltern mit der verkürzten Zeit wunderbar klar.“

Nahezu Vollbetrieb herrscht auch wieder bei den fünf Kindergärten des Bonner Studierendenwerkes. Insgesamt 233 Kinder werden sowohl in Bonn als auch Sankt Augustin betreut, so Pressesprecher Robert Anders. „Fast alle Kinder sind wieder da. Darüber sind die Eltern und Kinder sehr froh.“ Die verkürzte Betreuungszeit wird akzeptiert, sagt Anders. Nur vereinzelt gebe es organisatiorische Fragen.

Integrationshelfer und Kinderpfleger müssen einspringen

In den städtischen Kindertagesstätten kommt es zum Teil zu Personalausfall, weil Erzieher zur Risikogruppe gehören. „Ja, diese sind sehr unterschiedlich verteilt“, antwortet Marc Hoffmann, Vize-Pressesprecher der Stadt Bonn, auf Anfrage des GA. „In den städtischen Einrichtungen wird Personal unter den Einrichtungen verschoben.“ Zusätzlich sollen Kita-Assistenten beschäftigt werden, wie etwa Integrationshelfer, die derzeit nicht in den Schulen eingesetzt werden, oder Kinderpfleger, die gerade ihren Abschluss machen. Für genug Desinfektionsmittel sei gesorgt, so Hoffmann weiter. „Masken wurden vom Land zur Verfügung gestellt, außerdem haben städtische Bedienstete Alltagsmasken genäht.“ Für die städtischen Kitas seien zusätzlich Kittel und Visiere angeschafft worden, die etwa beim Wickeln oder bei der Essenbegleitung genutzt werden sollen.

„Für die städtischen Kitas lässt sich sagen, dass der Betrieb ruhig angelaufen ist“, teilt Hoffmann mit. Von größeren Schwierigkeiten sei der Stadt nichts bekannt. Dass ab dieser Woche die Kinder zehn Stunden weniger betreut werden, stößt aber auf Missmut. „Insbesondere Eltern, deren Kinder bisher in der Notbetreuung waren und deren Kinder jetzt zehn Stunden in der Woche weniger betreut werden, haben für diese neue Situation weniger Verständnis,“ sagt Hoffmann.

Suna Rausch, Vorsitzende des Jugendamtselternbeirats, mahnt an, dass durch die Öffnung der Kindertagesstätten auch der Druck der Arbeitgeber auf die Eltern stark gestiegen sei. Demnach seien Homeoffice oder andere flexible Arbeitszeiten kaum oder gar nicht mehr möglich.

Durch die verkürzten Öffnungszeiten der Kitas „sehen sich viele Eltern vor Probleme in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gestellt“. „Dies hätte zum Teil durch eine jeweils kitainterne Abfrage der benötigten Betreuungszeiten abgemildert werden können“, meint Rausch. „Hier hätten die Eltern deutlich entlastet werden können.“ Das die Erweiterung der Öffnung anders erfolgt sei, sei bedauerlich und entspreche auch keinem partnerschaftlichem Miteinander.

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