Awo-Kitas in der Region Kinder üben Demokratie

Bonn · In den Awo-Kitas in Bonn und der Region werden Regeln und Strukturen trainiert. Unter dem Motto „Hör mir bitte zu – ich hab was zu sagen!“ präsentierten sie am Freitag, wie in ihren Räumen Partizipation konsequent umgesetzt wird.

 In der Villa W.i.E. dürfen Kinder selbst abstimmen, welches Spielzeug angeschafft wird – so wie in allen anderen Awo-Kitas in Bonn und der Region.

In der Villa W.i.E. dürfen Kinder selbst abstimmen, welches Spielzeug angeschafft wird – so wie in allen anderen Awo-Kitas in Bonn und der Region.

Foto: Benjamin Westhoff

Neue Schaufeln, eine Rutsche oder doch lieber das Spiel „Lotti-Karotti“? Die Jungs haben sich bereits festgelegt. „Wir wollen neue Schüppen“, sind sich Lukas, Julius und Björn einig. „Aber spitze, weil man damit tiefer buddeln kann“, ergänzt der fünfjährige Lukas. Die Mädchen haben einen anderen Wunsch. „Ich will eine Rutsche“, meint Alysa. „Ich auch“, stimmt ihr Sophia zu. Womit sie demnächst im Garten der Awo-Kindertageseinrichtung „Villa W.i.e“ (Wissen ist erleben) in der Südstadt spielen werden, das wird jedoch nicht über die Köpfe der Kleinen hinweg entschieden. „Wir werden alle darüber abstimmen, was gekauft wird“, erklärt Petra Gauchel, die die Einrichtung mit 50 Kindern im Alter zwischen drei und sechs Jahren leitet.

In der Villa W.i.e legen die Erzieher schon lange Wert darauf, dass demokratische Strukturen gelten. „Jedes Kind kann sich mit Wünschen und Beschwerden an uns wenden“, erklärt Gauchel. „Wir reden dann erst gemeinsam darüber und sprechen das Thema anschließend in unserer grünen Konferenz mit allen an“, so die Leiterin.

Wenn neue Spielgeräte oder Einrichtungsgegenstände angeschafft werden, dann stimmen alle Kinder darüber ab. Dadurch wird nicht allein das Sozialverhalten gefördert. „Natürlich müssen sie lernen, Kompromisse einzugehen, Mehrheitsentscheidungen zu akzeptieren und gemeinsame Lösungen zu entwickeln“, stellt Petra Gauchel fest. „Aber auch die Sprachentwicklung und eine Gesprächskultur werden so gefördert“, meint die Leiterin. Wichtig sei jedoch eines: „Man muss den Kindern auf Augenhöhe begegnen, denn nur dann funktioniert Partizipation.“

Björn, Lukas und Julius diskutieren derweil darüber, wie verhindert wird, dass sich die Kleineren mit den spitzen Schaufeln verletzen. „Dann bekommen die eben die alten Schüppen“, meint Julius. Doch damit will sich der dreijährige Philipp nicht zufrieden geben. „Ich will auch damit spielen“, beklagt er sich. Petra Gauchel stimmt ihm zu. „Wir müssen uns gemeinsam was Anders überlegen“, fordert sie von den größeren Jungs. Bei der nächsten „grünen Konferenz“ wird das Thema Schaufel deshalb noch einmal auf der Tagesordnung stehen.

Derzeit wird ein Erzieher der Einrichtung als Multiplikator für Partizipation ausgebildet. Wenn die Fortbildung beendet ist, will die Villa auch ein Kinderparlament einrichten. Begeistert von dem Konzept ist auch Mona Shair-Wloch, die Mutter von Alysa. „Ich finde es toll, dass hier natürliche Strukturen gefördert werden. Meine Tochter hat bereits dafür gesorgt, dass wir zu Hause demokratische Einstellungen pflegen.“

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