Grundschule in Dransdorf Kettelerschule hofft auf Deutschen Schulpreis 2019

Dransdorf · Nach dem Gewinn des Jakob-Muth-Preises vor fünf Jahren strebt die Kettelerschule in Dransdorf die nächste Auszeichnung an. Im März erfahren die Schüler und Schulleiterin Christina Lang-Winter, ob sie nach Berlin eingeladen werden.

Seitdem die Kettelerschule kurz vor Weihnachten erfahren hat, dass sie es mit ihrer Bewerbung für den Deutschen Schulpreis 2019 unter die ersten 20 Schulen geschafft hat und sich nun Hoffnungen machen darf, steigen Nervosität und zugleich Ehrgeiz. 78 Bewerber hatten ihre Unterlagen eingereicht, die meisten wurden von der Vorjury aussortiert, die Kettelerschule ist noch im Rennen der letzten 20.

Nervosität deshalb, weil alle Schulen im Januar und Februar Besuch bekommen und auf Herz und Nieren überprüft werden, ob sie für den renommierten Preis in Frage kommen. „Wie genau das abläuft, weiß ich auch noch nicht“, sagt Schulleiterin Christina Lang-Winter. Am Ende werden 15 Schulen im März nominiert und nach Berlin eingeladen, wo am 5. Juni das Geheimnis gelüftet wird, wer es unter die sechs finalen Preisträger geschafft hat. „Und wir wollen alles tun, um unter die Berlin-Fahrer zu kommen“, sagt Lang-Winter. Man glaube, eine gute Bewerbung abgegeben zu haben und oben mitspielen zu können. Allerdings sei die Konkurrenz stark: „Das sind alles Schulen, die anders denken als im alten Schulsystem.“

Bereits vor fünf Jahren hatte die Kettelerschule für ihr Konzept den Jakob-Muth-Preis erhalten, der für Lang-Winter deshalb aussagekräftig war, weil er für Inklusion an Schulen vergeben wurde. „Und da sind wir stark“, sagt die Schulleiterin aus Dransdorf. „Das sieht man überall in der Schule, im Unterricht und in der Freizeit. Hier wird Inklusion gelebt.“ Die Kinder hätten dadurch das Gefühl, „hier gehöre ich hin“. Jeder fühle sich wohl und gehe gerne zur Schule.

Eisbären, Pinguine, Robben und Löwen

Das alte Stufensystem mit Klassen von eins bis vier gibt es schon seit dem Jahr 2007 nicht mehr. Damals stellte Lang-Winter, als sie gerade Schulleiterin geworden war, auf jahrgangsübergreifende Lernfamilien um, von denen es neun an der Zahl gibt; sie nennen sich Eisbären, Pinguine, Robben und Löwen. In diesen Familien lernen behinderte und nicht behinderte Kinder gemeinsam, die Älteren helfen den Jüngeren, aber auch umgekehrt. So wachsen Stolz und Selbstbewusstsein der Kinder, wenn sie etwas geschafft oder anderen erfolgreich beim Lernen geholfen haben. In dieser Geschlossenheit und dem Miteinander liegt die Stärke der Kettelerschule.

„Auch die Sprache hat sich verbessert“, hat die Schulleiterin festgestellt. Die Kinder seien motiviert, die Leistungen würden besser. Ab der 3. Klasse gibt es zwar auch Noten wie an anderen Grundschulen, hinzu kommt aber auch immer ein ausführlicher Bericht über den Leistungszustand des einzelnen Kindes.

225 Mädchen und Jungen besuchen die Kettelerschule, rund ein Drittel hat einen besonderen Förderbedarf. Rund die Hälfte hat Deutsch als Zweitsprache. Zur Förderung hat das Lehrerteam eine ganze Reihe von Projekten, zum Beispiel zu Sport und Bewegung und den Themen Lesen, Gemeinschaft, Gesundheit und Umwelt, gestartet. Sport wird groß geschrieben. „Wir entlassen kein Kind, ohne dass es schwimmen kann“, berichtet Lang-Winter. Und erst im September wurde eine große Kletterwand mit bunten Griffen und Tritten im Gemeinschaftsraum der Schule installiert. „Das Klettern boomt seitdem bei uns, so wie eigentlich alle sportlichen Aktivitäten“, ist ihre Erfahrung.

Kletterwand im Gemeinschaftsraum

Die sechs mal sechs Meter große Kletterwand erfüllt die pädagogische Leitlinie des Schulsports perfekt: Entwicklungsförderung durch Bewegung, Spiel und Sport gehen dabei Hand in Hand. Als ausgebildete Sportlehrerin erkennt Lang-Winter den Wert täglicher Bewegung für ihre Schulkinder. „Etwas wagen und verantworten“ findet Beachtung, aber auch „kooperieren, wettkämpfen und sich verständigen“.

Auch Kinder mit körperlichem und motorischem Förderbedarf erleben hier Chancen auf eine Stärkung durch erweiterte motorische Fähigkeiten. Das sei wichtig, um Kinder auch im übertragenen Sinne stark zu machen. Finanziert wurde die Kletterwand durch Mittel des Fördervereins, aber auch durch eine Förderung der Katarina-Witt-Stiftung und durch Unterstützung des Sparda-Spendenwettbewerbs.

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