Kennedybrücke gerät zur Bummel-Baustelle

Stadt fordert mehr Personal beim Betonbau. Außerdem wird das Großprojekt teurer als gedacht: Kosten liegen zwischen 46 und 51 Millionen Euro.

Kennedybrücke gerät zur Bummel-Baustelle
Foto: Barbara Frommann

Bonn. Vor gut einem Monat, als die Kennedybrücke noch für Bahnen gesperrt war, glich die Baustelle einem Ameisenhaufen - so viele Bauarbeiter wuselten dort herum. Seitdem hat sich das Bild grundlegend verändert, es ist kaum noch etwas los auf der Brücke.

Auch die Stadt, die die Bummel-Baustelle zuletzt damit erklärte, es werde "unterhalb der Brücke" gearbeitet, hat inzwischen genug vom Dahinplätschern der Arbeiten. "Ich dränge auch darauf, dass mehr Personal eingesetzt wird", sagte Tiefbauamtsleiter Werner Bergmann im Bauausschuss. "Im Moment ist Arbeit für 50 Mann mehr vorhanden."

In der Tat waren auf der Brücke zuletzt nur noch wenige Bauarbeiter zu sehen, die sich um den Straßenbau kümmern. Laut Bergmann ist wegen der Personalfrage bereits ein Schreiben an die Arbeitsgemeinschaft der Firmen unterwegs. "Und das Ende der Diskussion ist noch nicht erreicht", sagt der Amtsleiter. In seinem aktuellen Zwischenbericht zum Baufortschritt hielt er auch schriftlich fest: "Die Baustelle ist im Bereich des Straßen- und Betonbaus personell deutlich unterbesetzt. Die Arge ist zur sofortigen Verstärkung des Personals aufgefordert."

Die Baukosten38,9 Mio. Projektkosten
1,4 Mio. Nachforderung Stahl
3,2 Mio. ungeprüfte Forderungen
6,1 Mio. Tonnenblechverstärkung
0,23 Mio.: Geländererhöhung
0,45 Mio.: Anstrich
0,8 Mio.: Natursteinarbeiten
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51,08 Mio. Euro

Von Politikern im Bauausschuss wurde der Ruf nach Vertragsstrafen laut. Klar ist, dass sich die Inbetriebnahme der Brücke um sechs Wochen verzögert. Damit ist die vollständige Verkehrsfreigabe erst für Mitte Juni zu erwarten.

Die Stahlbauer liegen indes gut im Zeitplan, woran es hapert, ist der Betonbau. Dabei gäbe es genug zu tun: Nach Freilegen alter Betonflächen wurde festgestellt, dass die normgerechten "Haftzugfestigkeiten" für das Aufbringen der Abdichtung nicht erreicht werden, so dass die gesamten Oberflächen abgefräst und erneuert werden müssen.

In diesem Zuge wird auch eine zehn Zentimeter dicke Betonplatte eingebaut. Unabhängig davon werden weiterhin Tonnenblechverstärkungen im Inneren der Brücke eingeschweißt. Diese Verstärkungen, die erst nach Beginn der Baumaßnahme von den Prüfingenieure als nötig erachtet wurden, kosten viel zusätzliches Geld - insgesamt 6,1 Millionen Euro, die aber vom Rat genehmigt sind.

Damit wird der ursprüngliche Kostenrahmen von 41 Millionen Euro wie befürchtet deutlich überschritten. Inzwischen könnte man summa summarum bei Maximalkosten von 51 Millionen Euro landen. Allerdings enthält dieser Betrag sämtliche Nachforderungen (4,6 Mio.), von denen die Stadt einen Teil ablehnen will. Ausgehend von diesen Zahlen dürfte die Brückensanierung und -erweiterung am Ende irgendwo zwischen 46 und 51 Millionen Euro liegen.

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