Stadtrat in Bonn Keine Karnevalisten im Kulturausschuss

BONN · Weder der Karneval mit seinen weit mehr als hundert Vereinen noch der Kulturkreis mit seinen 59 Organisationen sollen im Kulturausschuss eine Stimme bekommen.

 Weltkulturerbe, aber nicht im Ausschuss: Der Karneval muss draußen bleiben.

Weltkulturerbe, aber nicht im Ausschuss: Der Karneval muss draußen bleiben.

Foto: Archiv

Ein entsprechender Vorstoß von SPD und Bürger Bund Bonn (BBB) wurde am Dienstagabend im Stadtrat von einer Mehrheit aus CDU, Grünen und FDP abgelehnt.

SPD-Fraktionssprecherin Bärbel Richter begründete den Antrag damit, dass der Karneval mittlerweile von der Unesco als Weltkulturerbe anerkannt sei. Dem Bonner Karneval eine beratende Stimme im Kulturausschuss zu geben, erscheine als "Form der Anerkennung ein logisches Signal".

BBB-Fraktionschef Bernhard Wimmer gab der zaudernden Mehrheit zu Bedenken, dass ein sachkundiger Einwohner ja kein Stimmrecht in dem Gremium habe, und auch "Lobbyarbeit" könne weitgehend außer acht gelassen werden, weil die Gelder für den Karneval von den Bezirksvertretungen verwaltet werden.

Auch Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) sprach sich für einen "Paradigmenwechsel" aus: "Karneval ist Kultur. Es geht hier nicht um die Bevorzugung Einzelner, sondern darum, dem Karneval eine Stimme zu geben, die besser gehört wird. Es gibt keinen anderen Bereich, der es schafft, an einem Tag 200.000 Menschen auf die Straße zu bringen", betonte Nimptsch.

Jürgen Repschläger (Linke) sah dennoch keinen Grund, den Kulturausschuss "noch weiter aufzublasen". Sein Vorschlag: Die Karnevalisten treten dem Kulturkreis bei, und dieser bekommt einen sachkundigen Bürger im Fachausschuss.

Ähnlich sah es die neue kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Roswitha Sachsse-Schadt. Außerdem sei der Karneval doch so breit aufgestellt mit etlichen Ratsmitgliedern, die auch Mitglied in einem der vielen Vereine seien, dass es nicht nötig sei, den Ausschuss unnötig zu vergrößern.

Die große Anerkennung sei ihm dennoch gewiss. Werner Hümmrich (FDP) würde es dem Karneval zwar "von Herzen gönnen", weil er ja auch zum bunten Leben beitrage. "Aber die Frage ist, ob er sich so einen Gefallen täte, ohne Stimmrecht Mitglied eines Gremiums zu sein und dadurch vielleicht an Gewicht verlieren würde."

Der Vizepräsident des Festausschusses Bonner Karneval, Stephan Eisel, fand es "erstaunlich, dass man so große Schwierigkeiten mit einer so kleinen Sache hat".

Er könne nicht nachvollziehen, dass die Mehrheit im Rat sich so schwer tue, "dem immateriellen Kulturerbe eine nicht stimmberechtigte Stimme" im Kulturausschuss zu geben. Dasselbe gelte für den Kulturkreis, dem er angehört. Eisel: "Wenn, dann hätte ich mir eh lieber einen einstimmigen Ratsbeschluss gewünscht."

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