Bonner Stadthaus Keine Ferien zwischen den Jahren

Bonn · Erstmals seit vier Jahren wird in der Bonner Stadtverwaltung an den Tagen zwischen den Jahren in allen Abteilungen wieder gearbeitet. Was offensichtlich bei vielen Bürgern gut ankommt.

Denn der Publikumsandrang war bisher weitaus stärker als von manchen erwartet – vor allem im Dienstleistungszentrum der Stadt. Katja Alfter gehört zu den Bonnern, die am Mittwochmorgen in das Dienstleistungszentrum im Stadthaus gekommen sind. Sie muss einen neuen Pass beantragen. Anders als noch vor Monaten, als das Bürgeramt wegen langer Wartezeiten auf Termine und auch vor Ort ständig in der Kritik war, muss sie keine fünf Minuten warten, bis ihre Nummer aufgerufen wird. „Das läuft hier prima“, meint sie, „nur die Luft im Warteraum könnte besser sein“.

Neben ihr sitzt Susanne Diel. Sie will ihr Auto zulassen, wartet aber schon seit einer halbe Stunde. Allerdings hat sie an dem Tag adhoc einen freien Termin erhalten und ist einem sogenannten Einheitssachbearbeiter zugeteilt, der sich um alle Angelegenheiten kümmern muss. „In diesen Fällen kommt es leider immer wieder mal zu längeren Wartezeiten“, entschuldigt sich Thomas Fricke. Kaum hat der Leiter des Dienstleistungszentrums das gesagt, erscheint Susanne Diels Nummer auf dem Display der Infotafel.

Oberbürgermeister Ashok Sridharan hat die von seinem Vorgänger Jürgen Nimptsch vor vier Jahren eingeführten Betriebsferien in diesem Jahr rückgängig gemacht. Seine Begründung: Die Stadtverwaltung sei Dienstleister und könne unmöglich beinahe ein ganze Woche schließen. Eine Entscheidung, die vor allem beim Personalrat Skepsis auslöste. Der hätte lieber die bisherige Regelung beibehalten, weil sie einerseits der Stadt viel Geld gespart und anderseits auch den meisten Mitarbeitern eine längere Atempause verschafft hätte. So hatte die Stadt in der Vergangenheit durch die Betriebsferien im Schnitt pro Jahr rund 10.000 Euro an Energiekosten und gut 500.000 Euro an Rückstellungskosten sparen können, bestätigt Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann.

Großer Andrang

Mit der Einschätzung, dass viele Bürger das Dienstleistungsangebot zwischen den Tagen vermutlich auch nicht nutzen würden, lag die Personalvertretung indes falsch. Fricke spricht am Mittwoch von einem Andrang, der bislang fast so groß gewesen sei wie an allen anderen Dienstleistungstagen im Jahr auch. Obwohl er lediglich mit zwei Drittel des Personals auskommen muss. Allerdings: „Die Bereitschaft unter den Kollegen zwischen den Tagen zu arbeiten war groß.“

Fricke zufolge kamen in das Dienstleistungszentrum im Stadthaus am Dienstag und Mittwoch, wo von 8 bis 13 Uhr geöffnet war, jeweils rund 600 Bürger, um unter anderem Pässe zu beantragen oder Autos zuzulassen. „Das waren beinahe so viele Kunden wie immer an den kurzen Dienstleistungstagen.“

Für diesen Donnerstag, dann haben die Bürgerdienste im Stadthaus sogar von 8 bis 18 Uhr geöffnet, rechnet Fricke ebenfalls mit einem großen Andrang. „Wir gehen davon aus, dass etwa 1.100 Personen kommen werden.“ Am ersten Arbeitstag nach dem Weihnachtsfest habe lediglich ein Bürger eine Wartezeit von mehr als 30 Minuten in Kauf nehmen müssen. Es habe ein Problem bei der Führerscheinstelle gegeben.

Am Mittwoch mussten elf Personen länger als eine halbe Stunde warten. So sei bei einem Mitarbeiter eine Familie gewesen, die weder Deutsch noch Englisch verstanden habe. Der Platz sei deswegen überdurchschnittlich lange blockiert gewesen. „Seit September läuft es hier aber überwiegend rund“, berichtet Fricke.

Dokumente werden nicht abgeholt

Der Abteilungsleiter selbst findet es richtig, dass die Stadtverwaltung zwischen den Jahren geöffnet hat, insbesondere die publikumsintensiven Abteilungen. „Wenn wir jetzt eine Woche geschlossen hätten, wären wir in den ersten Tagen nach Neujahr regelrecht überrannt worden. Das hätte uns viel Stress bereitet.“ Eine Sache allerdings wundert ihn: „Wir haben zurzeit rund 3.000 Dokumente abholbereit hier liegen.“ Doch zum Abholen können sich viele Bonner zwischen den Tagen offensichtlich dann doch nicht aufraffen.

Die Öffnungszeiten: Das Dienstleistungszentrum im Stadthaus, Berliner Platz 2, ist an diesem Donnerstag von 8 bis 18 Uhr und am Freitag von 8 bis 13 Uhr geöffnet.

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