Offene Tür in Endenich Kein neuer Kandidat für Bonner Priesterseminar in Sicht

Endenich · Viele Neugierige besuchen die offene Tür im Priesterseminar Redemptoris Mater - aber keiner will dort einziehen.

Viele Menschen sind zum Tag der offenen Tür gekommen, aus ganz verschiedenen Gründen. Doch etwas fiel am Sonntagmittag im Priesterseminar Redemptoris Mater Köln in Endenich auf: Es fand sich auf Anhieb keiner, der als ernsthafter Interessent für eine Aufnahme in das Seminar gelten kann. So wird deutlich: Heutzutage fällt es der Kirche schwer, neue Kandidaten für das Priesteramt zu finden.

Das Konzept des Seminars ist simpel: Es bietet Priesteramtskandidaten, sogenannten Seminaristen, die Möglichkeit, während des Studiums kostenlos im Seminar zu wohnen. Dabei werden sie in den liturgischen Tagesablauf des Seminars eingebunden.

„Der Hauptfokus in dieser Zeit ist jedoch klar das Studium“, sagte Seminarist Samuel Jacobs. Die Männer studieren entweder an der Universität Bonn oder an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in St. Augustin.

Das Seminar stellt die internationale Komponente der Kirche in den Vordergrund: „Die Studenten kommen aus ganz verschiedenen Ländern, momentan sind wir nur zwei aus Deutschland“, so Jacobs. Unter anderem stammen sie aus Polen und Spanien, aber auch aus Südamerika.

Neben dem Austausch mit Menschen aus anderen Ländern gibt es für die Seminaristen die Möglichkeit, nach dem Studium für ein Missionspraktikum ins Ausland zu gehen. „Man erfährt, wie Kirche auch anders funktionieren kann“, meint Jan Schönthaler, ebenfalls Student in Endenich.

Jedoch gibt es einige Aufnahmevoraussetzungen: Natürlich muss ein Kandidat den Berufswunsch Priester haben. Darüber hinaus braucht es die Bereitschaft, den neokatechumenalen Weg zu gehen. Die persönliche Glaubenserfahrung steht dabei im Mittelpunkt. Diese soll durch Mission weitergetragen werden.

Der Tagesablauf im Seminar folgt strengen Regeln. Um sechs Uhr stehen die Studenten auf, es folgt eine Morgenandacht. Anschließend wird gemeinsam gefrühstückt. Gedeckt und abgeräumt wird von den Seminaristen zu jeder Mahlzeit selbst.

„Das hilft, um mit allen Sachen gelassener umgehen zu können“, erläuterte Schönthaler. Freizeit haben die Studenten wenig: Neben Morgenandacht gibt es noch ein Mittags- und Abendgebet, den anderen Aufgaben im Haus muss ebenfalls nachgekommen werden. Auch das Studium darf nicht vernachlässigt werden.

Einen Fernseher gibt es in keinem Zimmer, das meistens zwei Studenten zusammen bewohnen. Auch der Zugang zum Internet ist teilweise limitiert. „So kann man sich auf besser auf das Wesentliche konzentrieren“, rechtfertigt Schönthaler das.

Fest steht, dass die Kirche ein Nachwuchsproblem hat. Seminarist Jacobs meint, dass der Rückgang im Studium schon auffällig sei. Die Probleme, mit denen die Kirche kämpft, seien sicherlich ein Faktor.

„Der Rückgang liegt aber hauptsächlich daran, dass insgesamt weniger Leute glauben“, denkt Jacobs. So sind zwar viele Leute zum Tag der offenen Tür ins Redemptoris Mater gekommen, jedoch nicht zwingend, weil sie sich für eine Aufnahme interessierten. Dies gesteht auch Jacobs ein: Natürlich wolle sich das Seminar auch präsentieren.

„Wir wollen auch den Leuten, die in der Umgebung wohnen, die Möglichkeit geben, das Seminar kennenzulernen.“ Schließlich sei es vielen Menschen noch als das Kloster Maria Hilf bekannt, das sich früher in den Gebäuden des Seminars befand.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort