Baufläche am Meßdorfer Feld Kein Investor für Ex-Stadtgärtnerei in Dransdorf in Sicht

Dransdorf · Wirtschaftsförderung findet wegen Altlasten keinen Käufer für das Areal. CDU will dichtere Bebauung, SPD gar keine. Ämter lieferten einen Sachstandsbericht.

Die Debatte über die Zukunft der ehemaligen Stadtgärtnerei bekommt neuen Zündstoff. 2004 wurde sie aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben. 2015 hatte der Rat eine Bebauung auf dem städtischen Gelände am Meßdorfer Feld beschlossen. Die Verwaltung war am Zug, einen Bebauungsplanentwurf aufzustellen. Das geschah bislang nicht. Erst auf die Anfragen von Bürger Bund Bonn und Sozialliberalen hin haben Planungsamt und Wirtschaftsförderung jetzt Sachstandsberichte geliefert.

„Seit Herbst 2015 unternimmt die Verwaltung Anstrengungen zur Klärung der Wirtschaftlichkeit des Vorhabens“, heißt es seitens der Wirtschaftsförderung. Der Knackpunkt: Bevor auf dem Areal gebaut werden könne, müssten die Altlasten, also Anlagen, Einbauten und Öltanks der ehemaligen Stadtgärtnerei fortgeschafft werden. Das kostet Geld. Auf die Bestellung eines Gutachters zur Kostenermittlung wurde jedoch aus Haushaltsgründen verzichtet. Stattdessen hat die Stadt für eine Kostenschätzung Investoren „kontaktiert“. Es sei aber nicht gelungen, „belastbare Aussagen“ einzuholen, so die Wirtschaftsförderung.

Unsicherheit über Kosten der Altlasten-Beseitigung

Soll heißen, Investoren scheinen nicht interessiert zu sein. Warum? Der Rat hat die Bebauungsdichte mit 30 Häusern vorgegeben. Für einen Investor kämen zum Grundstückspreis als Unsicherheitsfaktor die Kosten für das Freimachen des Areals hinzu – dann rechnet sich das Projekt womöglich nicht mehr. Daher will das Planungsamt vor weiteren Schritten klären, ob die vom Rat beschlossene Konzeption „angesichts der Vorbelastung des Grundstücks für die Stadt ein wirtschaftlich positives Ergebnis erwarten lässt“.

Um das Verfahren dennoch voranzubringen, schlägt die Wirtschaftsförderung nun vor, den Auftrag zum Abriss der bebauten und versiegelten Flächen öffentlich auszuschreiben. Also: Die Stadt zahlt den Abriss. „Erst dann lässt sich seriös über die Vermarktungsfähigkeit des Grundstücks entscheiden“, so das Argument.

SPD und Sozialliberale gegen Wohnbebauung

Die SPD hat eine andere Idee. Deren Fraktionsvorsitzender in der Bonner Bezirksvertretung, Herbert Spoelgen, und SPD-Umweltsprecher Stephan Eickschen befürchten, dass die Stadt auf den Kosten für den Rückbau sitzen bleibt. Würden sie dem Kaufpreis zugeschlagen, könnte der Investor auf eine dichtere Bebauung als geplant bestehen, so seine Argumentation. Deshalb: „Wir fordern, auf Wohnbebauung zu verzichten.“ Die überbauten Flächen sollen nicht zurückgebaut und das weitere Verfahren der Veräußerung gestoppt werden. Alternativ solle die Verwaltung ein Konzept für eine „zukünftige ökologisch wertvolle Nutzung des Geländes“ vorlegen.

Konsequent gegen eine Bebauung sind auch die Sozialliberalen, wie Felix Kopinski betont. „Das Meßdorfer Feld soll an den Rändern nicht durch Bebauung ausgefranst werden.“ Zudem habe sich dort in den zurückliegenden Jahren eine dichte Vegetation entwickelt, die nicht kurzerhand beseitigt werden sollte.

Die CDU hält dagegen. „Wir brauchen Wohnraum, der Beschluss steht“, sagt Planungssprecher Bert Moll. „Seit 2015 hat die Verwaltung einen Handlungsauftrag. Das muss jetzt weitergehen.“ Die Stadt solle nicht in Vorleistung gehen. Das Freimachen des Geländes sei nachrangig. „Wenn sich kein Investor findet, müssen wir über eine höhere Verdichtung der Bebauung reden und den Ratsbeschluss von 2015 ändern.“

Für die Grünen ist das Ja zur Bebauung im Koalitionsvertrag festgeschrieben. „Wir könnten uns dort auch etwas anderes vorstellen“, sagte Brigitta Poppe-Reiners. „Aber zunächst wollen wir mit der Verwaltung über die fehlgeschlagene Investorensuche sprechen.“

Auch die FDP würde mitziehen, wenn sich durch eine dichtere Bebauung ein Investor finden ließe, glaubt Elmar Conrads-Hassel. Peter Kern vom Bürger Bund hält es für unglaublich, dass sich angeblich kein Investor finden lasse. Es sei nicht akzeptabel, dass ein so großes Gelände unbebaut bleibe. „Allerdings wollen wir auch keine derart extreme Verdichtung wie etwa beim Rosental“, sagte er. Den Änderungsantrag der SPD zur Ex-Stadtgärtnerei wird die Bezirksvertretung in ihrer April-Sitzung und der Rat im Mai behandeln.

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