Kolosse vorerst im Stadtgarten Kanonen zurück am Alten Zoll

BONN · Die Kriegsgerät wurde im Freilichtmuseum Kommern restauriert. Seit Dienstag stehen die beiden Kanonen aus dem 19. Jahrhundert wieder auf Bonner Grund. In den vergangenen zwei Jahren ließ sie die Stadt für 21.000 Euro aufbereiten.

 Seit 1871 haben die Kanonen am Alten Zoll gestanden. Dahin kehren sie nach der Restaurierung des Areals zurück.

Seit 1871 haben die Kanonen am Alten Zoll gestanden. Dahin kehren sie nach der Restaurierung des Areals zurück.

Foto: Barbara Frommann

Würden die beiden Kanonen am Alten Zoll abgeschossen, würde allein die Druckwelle die Fenster auf der anderen Rheinseite in Beuel zerbersten lassen. "Das ist ein Grund, warum wir sie nie für Salutschüsse zünden werden, obwohl es theoretisch möglich wäre", sagte Hermann Krause, Denkmalpfleger der Stadt Bonn.

Auf den Tag genau, am 1. Juli 2012, wurden die Kanonen abgebaut und in das Freilichtmuseum nach Kommern gebracht. Dort kümmerte sich Stellmacher Walter Keil um die 3,5 und vier Tonnen schweren Geschütze. Schon damals mussten die etwa drei und 2,6 Tonnen schweren Rohre mit einem Kran angehoben werden und auf einem Lastwagen transportiert werden.

Das Gleiche geschah nun umgekehrt. Millimeter für Millimeter steuerten die Kanonen-Spezialisten das gusseiserne Rohr in die vorgesehene Halterung des Holzgestells. Beim schwereren Modell brauchte es einen zweiten Versuch, weil nicht alles richtig saß. "Wenn wir das nicht ganz genau machen, verkeilt sich das Rohr, und wir bekommen es nicht mehr heraus", sagte Keil.

Der Kran war eines der wenigen modernen Hilfsmittel, den die Schmiede, Stellmacher und Schreiner um Walter Keil benutzten. Früher verwendete man einen Dreibock mit Flaschenzug, das Gestell wurde daruntergeschoben. "Wir haben jetzt alle Holzteile der Kanone getauscht", sagte Schreiner Walter Bergsch. Sie bestehen wie der ursprüngliche Unterbau, der zuletzt in den 80er Jahren überarbeitet wurde, aus Eichenholz. "Das ist besonders fest und witterungsbeständig." Weiche Hölzer eigneten sich nicht für eine so schwere Kanone, weil sie zu stark nachgeben würden. Fast alle Metallteile wurden wiederverwendet.

Nachdem sie in der Schmiede sandgestrahlt und entrostet worden waren, ließ Keil das Metall spritzverzinken. "Dann folgte ein dicker Anstrich, dem sogar Hammerschläge nichts mehr anhaben können", sagte Keil. Das Eisenrohr ölte er ein. Bei all den Kleinarbeiten tauchten auch handwerkliche Fehler der damaligen Restaurierung auf: Viele schmale Ritzen im Holz waren nicht gut abgedichtet, weshalb stehendes Wasser das Material faulen ließ.

Um eventuelle Schwachpunkte der Kanonen zukünftig schneller auszumachen, will die Stadt Bonn die Geschütze zweimal im Jahr kontrollieren lassen. Josef Mangold, Direktor des Freilichtmuseums Kommern, riet sogar, die Kanonen immer mal wieder zu bewegen. "Problematisch wird es nämlich erst, wenn die Geräte zu lange stehen."

Kanonen ziehen noch um

Seit 1871 stehen die beiden Kanonen auf dem Alten Zoll. Da der zur Zeit restauriert wird, ist ihr Platz vorübergehend auf der Wiese im Stadtgarten. Sie waren mit ihrem Kaliber von etwa 17 Zentimetern nicht etwa eine Kriegserklärung an Beuel. Vermutlich wurden sie nicht einmal abgeschossen. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg hatte der nach Metz versetzte Bonner Karl Schorn die Idee, sie am Alten Zoll zu postieren. Ein Oberst aus Metz sonderte zwei seiner Kanonen aus. Kaiser Wilhelm I. schenkte der Stadt die Waffen.

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