Stadt greift nicht ein Kaninchen bevölkern Bonner Grünflächen

Bonn · Wer dieser Tage in der Rheinaue unterwegs ist, der merkt schnell, dass er nicht allein ist. An den Wegesrändern sitzen mümmelnde Wildkaninchen, hier und da wetzt eines von ihnen über den Weg.

 Klein, aber oho: Zurzeit tummeln sich zahlreiche Kaninchen in den Rheinauen wie hier auf der rechtsrheinischen Seite.

Klein, aber oho: Zurzeit tummeln sich zahlreiche Kaninchen in den Rheinauen wie hier auf der rechtsrheinischen Seite.

Foto: Philipp Königs

Der Eindruck: Dort sind derzeit besonders viele der kleinen Tiere, die zur Familie der Hasen gehören, unterwegs. Wie viele es wirklich sind, kann nicht beziffert werden. „Nach unseren Beobachtungen gibt es in unserem Gebiet aber deutlich mehr Wildkaninchen als noch vor ein paar Jahren“, bestätigt Christian Chmela, Leiter der biologischen Station Bonn/Rhein-Erft, die Beobachtung.

Dass es in Bonn außerordentlich viele sind, verneint die Stadt: „Bei den Veterinärdiensten sind keinerlei Anfragen oder Beschwerden über eine 'Kaninchenplage' in der Rheinaue oder auf einer anderen öffentlichen Grünfläche eingegangen“, sagt Stefanie Zießnitz vom städtischen Presseamt. Die Zahl bewege sich im normalen Rahmen, und es gebe keine Anzeichen für problematische Situationen etwa auf Friedhöfen, wo die Tiere ebenfalls unterwegs sind. „Die Tiere richten keine nennenswerten Schäden an.“

Die Stadt sieht daher keine Notwendigkeit, gegen die vermehrungsfreudigen Tiere, die bis zu fünfmal pro Jahr im Schnitt sechs Junge werfen, vorzugehen. Lediglich sichtbar leidende Tiere, so Zießnitz, „werden zu einem Sammelpunkt gebracht und dort von den Veterinären eingeschläfert“. Auch tote Tiere würden Mitarbeiter des Amtes für Stadtgrün einsammeln. Heimgesucht werden die Kaninchen vor allem von den Virenerkrankungen Myxomatose und der sogenannten Chinaseuche. „Die Krankheiten treten alle paar Jahre epidemisch auf und regulieren den Bestand“, sagt Chmela. Für den Menschen und seine Haustiere sind sie laut Stadt ungefährlich. Bleiben die Wildkaninchen gesund, so könnten sie bis zu neun Jahre alt werden.

Wesentlicher Bestandteil des Ökosystems

Als „wesentlicher Bestandteil des Ökosystems“, so Chmela, sind die Tiere zudem eine wichtige Nahrungsquelle für Uhu, Fuchs und Marder. „Was sich leicht fangen lässt, wird gern gefressen. Es wäre auch fatal, wenn alle Kaninchen durchkämen“, sagt er. Gerade im ländlichen Bereich helfen auch Jäger, die Population der Tiere in Zaum zu halten. „Wenn beispielsweise ein Landwirt feststellt, dass die Kaninchen ihm die ganze Ernte wegfressen, darf er sich direkt an den für das Revier zuständigen Jäger wenden“, sagt Lutz Schorn, Vorsitzender der Bonner Jägerschaft. Anders sieht es in der Rheinaue aus: „Sie ist ein sensibler Bereich, für den die Stadt zuständig ist. Dort wird sicherlich nur zur Waffe gegriffen, wenn es wirklich brennt.“

Zur Zeit dürften grundsätzlich aber nur Jungtiere gejagt werden. „Das Jagdgesetz sieht vor, dass Muttertiere während der Aufzucht unter besonderem Schutz stehen. Erst Mitte Oktober dürfen sie wieder geschossen werden“, so Schorn.

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