„Das darf nicht auch noch verschwinden“ Kessenicher Kampfsportschule sucht neue Räume

Kessenich · Die Kessenicher Kampfsportschule SaKa mit monatlich etwa 200 Mitgliedern sucht nach neuen Räumen, weil sie einer Tiefgarage weichen soll. Seit zehn Jahren ist sie am Standort - der Wohnungsbau hat aber anscheinend Vorrang.

 In Aktion: Samir Kranic und seine Schützlinge beim Training.

In Aktion: Samir Kranic und seine Schützlinge beim Training.

Foto: Niklas Schröder

Trainer Samir Kanic (40) kann es nicht glauben. Der ehemalige Weltmeister von 2000 muss mit seiner Kampfsportschule aus den Räumen am Rheinweg in Kessenich ausziehen. Grund dafür ist ein neues Wohnhaus, das auf dem Nachbargrundstück gebaut werden soll.

"Zehn Jahre gibt es jetzt die Schule, und ich habe hier viel Geld investiert - jetzt ist alles futsch", sagt Kanic. Dabei läuft der Laden richtig gut, wie der Trainer berichtet: "Wir haben jeden Monat zwischen 180 und 200 Mitglieder." Das Bauvorhaben allein würde die Kampfsportschule im Untergeschoss eines Drogeriemarktes nicht weiter stören, wenn da nicht das Problem mit den nicht vorhandenen Parkplätzen wäre. Denn das Baurecht schreibt vor, dass sich Stellplätze auf dem Baugrundstück oder auf einem anderen privaten Grundstück in der Nähe befinden müssen, so ein Sprecher der Stadt.

Peter Ottersbach ist Vermieter der Kampfsportschule und zugleich der Investor des Wohngebäudes auf dem angrenzenden Grundstück. Weil für Stellplätze außen kein Platz ist, sieht er die einzige Lösung in einer Tiefgarage, wie er dem General-Anzeiger sagt. Die aber würde die Kampfschule verdrängen.

Schule soll Tiefgarage weichen

"Durch die neuen Wohnflächen mit rund 1000 Quadratmetern müssen laut Gesetz mindestens sieben bis acht Parkplätze geschaffen werden", sagt Ottersbach und ergänzt: "Mir passt das selbst nicht." In einigen Jahren würden die meisten Menschen ohnehin mit dem Rad unterwegs sein. Er würde Kanic als Mieter gerne behalten, aber der Wohnungsbau habe nun einmal Vorrang. Die Stadt bestätigt, dass beim Bauordnungsamt der Bauantrag seit dem 25. September vorliegt.

"Die Planung sieht unter anderem eine Tiefgarage im Untergeschoss vor, die sich auch auf den Bereich der Kampfsportschule erstreckt", heißt es darin. "Es gebe selbstverständlich Möglichkeiten eines Minderungsfaktors aufgrund einer guten Anbindung durch den ÖPNV. Ob und wie viele Stellplätze für das genannte Bauvorhaben notwendig sind, kann aber erst nach Abschluss der Prüfung des Bauantrags gesagt werden", sagte ein Sprecher der Stadt. Doch darauf kann Kanic nicht warten, schließlich läuft der Mietvertrag am 31. Dezember aus.

„Am Schlimmsten ist es für die Kinder und Jugendlichen“

Der Trainer ist auf der Suche nach neuen Räumen, wie er erzählt. Allerdings sei das eine "schwere Kiste": "Laut der Stadt darf ich in einem Wohngebiet keine Sportschule eröffnen, und abends im Industriegebiet noch die Kleinen alleine nach Hause gehen zu lassen, finde ich auch nicht gut", sagt er. "Das neue Objekt sollte 300 bis 600 Quadratmeter haben und in der Nähe von Kessenich liegen. Außerdem sollten Sanitäranschlüsse vorhanden sein. Zusätzlich benötigen wir vier Parkplätze", sagt er. Seine Schüler zeigen sich schon jetzt wehmütig: "Für uns Erwachsene, ist das schon schlimm, aber am Schlimmsten ist das für die Kinder und Jugendlichen, die im Training Woche für Woche an Selbstbewusstsein und Körpergefühl gewinnen", sagte Christina Curtius (30).

Die Lehrerin trainiert wöchentlich in der Schule und ruft zur Unterstützung auf. "Wir müssen hier die Initiative ergreifen, ich sehe in Bonn soviel kaputtgehen und das hier soll jetzt nicht auch noch verschwinden", findet sie. Das sieht auch Denis Merklinger (14) so. Der Schüler trainiert unter Kanic zweimal die Woche. "Hier kann man seine Energie rauslassen, und der Meister lehrt uns Disziplin", berichtete er. Bei einem Umzug würde Merklinger bei der Schule bleiben. Auch Michelle (8) und Wladimir (11) sind schon länger Mitglieder in der Schule. "Wladimir hat jetzt den Doppeldrehkick drauf und die kleine Michelle kann das Training kaum erwarten."

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