Abstand halten Kampagne für Sicherheit von Radfahrern in Bonn

Bonn · Die Polizei und der ADFC starten eine Aktion für mehr Sicherheit für Radler in Bonn. Entscheidend ist dabei, dass Autofahrer sich an den vorgeschriebenen Abstand halten.

Annette Quaedvlieg und Alberto Coppola bringen den Aufkleber, der auf den vorgeschriebenen Seitenabstand zwischen Autos und Fahrrädern hinweist, an einem Polizeiwagen an.

Annette Quaedvlieg und Alberto Coppola bringen den Aufkleber, der auf den vorgeschriebenen Seitenabstand zwischen Autos und Fahrrädern hinweist, an einem Polizeiwagen an.

Foto: Stefan Knopp

Über Autofahrer, die sich ihr als Radfahrerin gegenüber rücksichtslos verhalten, regt sich Annette Quaedvlieg nicht mehr auf. Stattdessen honoriert die Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs Bonn/Rhein-Sieg, wenn sich die motorisierten Verkehrsteilnehmer korrekt verhalten, zum Beispiel wenn sie beim Überholen den korrekten Abstand von mindestens 1,5 Metern einhalten. Seitdem fahre sie viel entspannter, erzählte sie am Donnerstag vor dem Bonner Polizeipräsidium in Ramersdorf. Dort stellten ADFC und Polizei ihre gemeinsame Aktion vor.

Man will Autofahrer für die Vorschrift sensibilisieren, dass im Stadtverkehr mindestens 1,5 Meter Seitenabstand eingehalten werden müssen – bei Kindern gelten sogar zwei Meter, betonte Alberto Coppola, der Leiter der Direktion Verkehr der Polizei Bonn. Die Polizei weist mit Aufklebern auf der Heckscheibe von 85 Einsatzfahrzeugen darauf hin. Hintergrund sind die Verletztenzahlen: 2017 verunglückten in Bonn und Umgebung insgesamt 699 Radfahrer, 46 weniger als im Jahr davor, aber immer noch zu viele. „Mit dieser Kampagne wollen wir auch für gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr werben und wenden uns hier explizit an die Autofahrer, sagte Coppola. Dieser Aufruf gehe aber auch an die Radfahrer, die nicht durch absichtliches Behindern provozieren sollten.

Kaum twitterte die Bonner Polizei die Nachricht, entfachte dies eine rege Diskussion unter den Nutzern. Während die einen die "tolle Aktion" lobten, wiesen andere daraufhin, dass auch die Busse der Stadtwerke (SWB) diese Aufkleber nötig hätten. Die SWB will das Thema in einem nächsten Meeting ansprechen, wie sie via Twitter ankündigen, wiesen aber direkt daraufhin, dass auch die Finanzierung geklärt werden müsste.

Die Kölner Polizei hat ihre Fahrzeuge Ende 2017 mit denselben Aufklebern ausgestattet. Weitere Behörden könnten folgen. Die Polizei Mittelhessen twittert etwa: "Interessante Idee, nehmen wir mal auf". Andere echauffieren sich über Radfahrer, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten. Ein Thema, das polarisiert.

Viele Autofahrer würden die Gefahr für Radfahrer unterschätzen, die bei einem engen Überholmanöver von ihnen ausgeht, sagte Werner Böttcher, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC. „Wir wollen ja mehr Leute aufs Fahrrad bekommen.“ Dafür bräuchten Radfahrer ein besseres Sicherheitsgefühl. Für Böttcher sind die Niederlande ein Vorbild: „Dort nimmt man stärker Rücksicht, Autofahrer nehmen Radfahrer als normal wahr.“

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