Provokation oder Imagewerbung? Kampagne der katholischen Jugendverbände sorgt für Ärger

Bonn · Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend im Erzbistum Köln ist mit 13 Motiven an die Öffentlichkeit getreten. Das Erzbistum Köln sieht sie als reine Provokation.

 Diese Plakate sorgen derzeit für Ärger.

Diese Plakate sorgen derzeit für Ärger.

Foto: GA Grafik

Der Wecker zeigt zwei nach elf. Eine Zeit, zu der am Sonntag die meisten katholischen Gottesdienste noch laufen oder schon zu Ende sind. Neben dem Wecker die Zeile: Ausschlafen ist meine Sonntagspflicht. Eine Provokation? Die Kölner Amtskirche sieht es so. Denn den Gottesdienst kann kaum noch jemand erreichen, der erst nach elf aufsteht. Das Bild mit dem Wecker und dem Spruch ist eines von 13 Motiven, mit denen der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Erzbistum Köln jüngst an die Öffentlichkeit getreten ist.

Und für Ärger bei den Kirchenoberen gesorgt hat. „Die Sprüche der Kampagne sind reine Provokation“, schrieb Generalvikar Markus Hofmann am Donnerstag per Pressemitteilung. Und er fügte hinzu: „Es ist offensichtlich, dass vieles, was da formuliert wurde, in krassem Widerspruch steht zu dem, was wir als Katholiken glauben.“

Weitere Kostproben? „Bei uns entscheidet die Demokratie, nicht der Papst“, heißt es auf einem der Motive, das sich mit der Teilhabe der Jungen und Mädchen in den Jugendverbänden beschäftigt. Ein weiteres, das die Frage der Geschlechtergerechtigkeit aufgreift, trägt den Titel: „Und sie folgten einem leuchtenden Genderstar.“ Ein anderes: „Wir predigen nicht rum, wir handeln.“

Kirche nicht mehr gesellschaftsfähig

Der Generalvikar fragt: „Will jemand ernsthaft behaupten, dass der Glaube an Christus mit diesen Sprüchen besser verständlich, leichter zugänglich wird?“ Er könne das nicht erkennen und distanziere sich von der Kampagne.

An der heftigen Reaktion des Generalvikars habe sie vor allem überrascht, dass er sie nicht im persönlichen Gespräch, sondern mittels einer Pressemitteilung über die Medien verbreitet habe, sagte Elena Stötzel, eine von drei BDKJ-Diözesanvorsitzenden, dem GA. „Uns war ja klar, dass das provokante Sprüche sind“, fügte Stötzel hinzu.

Aber es sei darum gegangen, deutlich zu machen, wofür die katholischen Jugendverbände stehen – sowohl innerkirchlich als auch für jene jungen Menschen, „die innerlich schon mit der Kirche abgeschlossen hätten“. Und wofür wollen sich die jungen Menschen einsetzen? Es gebe Dinge, die geändert werden müssten, auch weil Kirche hier nicht mehr gesellschaftsfähig sei, meinte Stötzel. Zum Beispiel bei der Gleichberechtigung. Weder Traditions- noch Autoritätsargumente könnten die Forderung nach dem Zugang von Frauen zu allen Weiheämtern in der Kirche verhindern. Damit wisse man sich an der Seite auch vieler anderer Gruppen im Erzbistum, so Stötzel. Nicht hingegen an der Seite des Kölner Erzbischofs. Rainer Maria Kardinal Woelki hatte jüngst noch betont, dass eine Priesterweihe von Frauen unmöglich und die Debatte darüber abgeschlossen sei.

Manches aber, so die BDKJ-Diözesanchefin, würde sich überhaupt nicht von dem unterscheiden, wofür sich die Amtskirche einsetze, zum Beispiel die Bewahrung der Schöpfung und die Feier der Eucharistie. „Nur eben nicht am Sonntagmorgen“, meinte Stötzel. Weil der Sonntag für den Menschen da sei und nicht umgekehrt, dürften Gottesdienste nicht zur Pflichtübung verkommen, heißt es im Begleittext zu dem Spruch. Und weiter: „Wir alle brauchen Zeiten und Orte, wo wir Gemeinschaft erfahren können. Wir feiern Gottesdienste, die uns mitnehmen, weil wir unser Leben nicht an der Kirchentür abgeben.“

Ob in diesem angespannten Klima ein persönlicher Kontakt noch möglich ist? Generalvikar Hofmann sprach am Donnerstag von einem „großen Gesprächsbedarf“. Der BDKJ will sich nicht verschließen. „Wir wären froh über ein Gespräch, denn wir wollten ja eine Debatte anstoßen“, sagte Stötzel dem GA.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort